Krammarkt in Wallhausen Krammarkt in Wallhausen: Wo einst Tausende Besucher nach Trödel suchten

Wallhausen - Blauer Himmel und strahlende Sonne - eigentlich beste Bedingungen für einen Besuch auf dem Krammarkt, der am Samstag in Wallhausen stattgefunden hat. Entlang der Hauptstraße haben sich traditionell Schausteller und Händler positioniert. Von Taschen über Bekleidung und Schmuck bis hin zu Körben wird allerhand angeboten. Am Ende der Straße steht zudem eine Bühne, auf der eine Blasmusik-Kapelle für Unterhaltung sorgt.
Von 15 000 zu 500 Besuchern
Was allerdings fehlt, ist die große Menge an Besuchern. „Früher kamen um die 15 000 Besucher hier her“, erzählt der Wallhäuser Johannes Schneider. „Wenn wir heute 500 haben, dann sind wir schon gut.“ Als Marktmeister war Schneider 20 Jahre lang das Oberhaupt des Krammarktes.
Das Amt hat der 80-Jährige inzwischen abgegeben, die Teilnahme am Markt lässt er sich dennoch nicht nehmen und verkauft an einem kleinen Stand unter anderem Vasen und altes Geschirr - so wie es sich für einen Krammarkt gehört. Doch Stände dieser Art finden sich entlang der Hauptstraße nur noch wenige. „Früher haben die Leute hier tatsächlich noch ihren Kram verkauft, aber heute übernimmt das keiner mehr“, so Schneider. An deren Stelle sind Schausteller und vereinzelt Kunsthandwerker getreten.
Tradition des alten Handwerks
Zu diesen zählen Udo Halle und Bernd Feuerstein von den Hainröder Besenbindern. Vor den Augen der Besucher stellen sie Besen aus Haselnuss-Stilen und Reisig her. Rund eine Stunde dauert es, bis ein Exemplar fertig ist und verkauft werden kann. Ein großes Geschäft ließe sich, so erklärt Udo Halle, damit nicht machen. Dennoch sind Mitglieder der Hainröder Besenbinder immer wieder auf Märkten wie in Wallhausen vertreten. „Es geht uns dabei vor allem um den Spaß“, sagt Halle. Und um die Pflege des alten Handwerks: „Die Tradition würde sonst aussterben.“
"Plaste hat alles kaputt gemacht"
Auch für Bernd Fröbel ein Grund teilzunehmen. Der Korbmachermeister aus Neustadt am Harz bietet in Wallhausen nicht nur selbstgemachte Körbe unterschiedlicher Form und Größe an, sondern fertigt diese auch direkt vor Ort an. „Überwiegend der Tradition wegen“, sagt Fröbel. Der Besuch auf Märkten sei für ihn ein Hobby, das große Geschäft ließe sich nicht machen. Denn während geflochtene Körbe früher in fast jedem Haushalt zu finden waren, gehören sie inzwischen beinahe zu Raritäten. „Plaste hat alles kaputt gemacht“, so der Korbmacher. „Aber ich muss zum Glück nicht davon leben, da würde ich ja verhungern.“
Zu wenig Werbung?
Volkmar und Monika Mainz aus Großleinungen bringen in Wallhausen seit einigen Jahren Trödel, Bücher sowie Weine und Marmeladen aus eigener Herstellung an den Mann. Richtig zufrieden ist Volkmar Mainz mit der Ausbeute am Samstag nicht: „Es lief schon besser. Vor zwei Jahren konnte man hier kaum laufen.“ Mainz vermutet, dass im Vorfeld zu wenig Werbung für den Krammarkt gemacht wurde und daher nur wenige Besucher den Weg nach Wallhausen gefunden haben. Dass nur noch wenige Trödel anbieten, liegt laut Ehefrau Monika Mainz daran, dass es sich für viele nicht mehr lohnt: „Trödelmärkte schießen inzwischen wie Pilze aus dem Boden. Da sind die Umsätze für den einzelnen nicht mehr so hoch“, sagt sie. Ihr persönlich gehe es ohnehin nicht um den Verdienst, sondern darum, bei den Märkten etwas zu sehen und mit Leuten ins Gespräch zu kommen.
Rückhalt von Bewohnern Wallhausens
Dies ist auch ein wichtiger Punkt für den früheren Marktmeister Johannes Schneider. Denn zu einem solchen Anlass kommen nicht nur die Einwohner Wallhausens im Ort zusammen, sondern häufig auch Besucher umliegender Städte wie Sangerhausen und Artern. Schneider und die übrigen Mitglieder des Wallhäuser Krammarkt-Vereins wollen an der Veranstaltung festhalten. Dabei erhalten sie Rückhalt aus dem Ort: „Viele Bürger haben für den Markt Kuchen gespendet. Das ist bei uns Gang und Gäbe“, so Schneider. Mit Leib und Seele sei man dabei und das werde auch so bleiben.
Pipes and Drums locken Besucher an
Neben Altbewährtem wollen Schneider und das Organisationsteam jedes Jahr Abwechslung in das Programm bringen. Bei der diesjährigen Auflage des Krammarktes sind das die Pipes and Drums Unstruttal. Und tatsächlich: Als die Mühlhausener Musikformation mit Dudelsäcken und schottischer Folklore am Samstagnachmittag loslegt, füllt sich der Platz vor der Bühne. Johannes Schneider freut es: „Man muss den Leuten was bieten.“ Und das sei doch ganz gut gelungen.