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Konzert Konzert: Tenor Björn Casapietra zu Besuch in Sangerhausen

Von Evelyn Lange 18.08.2013, 17:16
Der Tenor Björn Casapietra war mit seinem Konzertprogramm „Summer love songs“ in Sangerhausen.
Der Tenor Björn Casapietra war mit seinem Konzertprogramm „Summer love songs“ in Sangerhausen. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen/MZ - Wer schön sein will, muss – singen. Und singen kann er, der Anfang Vierzigjährige, dessen skandinavischer Vorname Björn zum italienischen Casapietra passt wie Salz zu Gelato, dem köstlichen italienischen Eis. Aber vielleicht ist der Name ja Programm. Jedenfalls kam der Björn auf seiner Sommertour 2013 am vergangenen Sonnabend in der Sangerhäuser Jacobikirche dem geneigten Zuhörer erst einmal - nicht nordisch, nein, das nicht. Eher nordwestlich: keltisch, schottisch, irisch.

Vielseitiger Musiker

Mit seiner Begleitung, der brillanten Schweizer Konzertpianistin Sibylle Briner, schlug der smarte Casapietra, der das reife, stark damenlastige Publikum im Handumdrehen für sich gewann, erst einmal die mystischen Saiten an. Was Wunder, nennt er doch sein letztes Album „Celtic Prayer“, Keltische Gebete. Der irische Folk Song „Carrickfergus“, die schottische Ballade „Scaraborough Fai“ waren fein anzuhören, aber ist diese Musik wirklich seins? Ist das d e r Casapietra, den man aus Funk und Fernsehen kennt? Es ist eine Seite des vielseitigen, eloquenten Tenors, dem sogar ein kleiner Fanblock zu folgen scheint.

Zwei Damen, die die einzigen Plätze reserviert bekamen, ganz dicht bei ihm, bei ihrem Idol. Und die schnell auch in Jubel ausbrechen, wenn der des Publikums nicht gleich in die Gänge kommt. Aber der Italiener in ihm brach sich immer wieder Bahn und dann war der Casapietra richtig gut. Nino Rotas berühmte Filmmusik zu „Der Pate“ ging ihm so stark über die Lippen wie sein „Sie fehlt mir so“ zu Herzen ging. Da kam er heraus, der Schmelz dieser Sommernacht, der dazu gehört zu einer Tour, die sich nennt „Summer Love Songs – Lieder der Sehnsucht“. Das ist es, was man erwartet. Über Geschmack lässt sich bekanntlich nicht streiten und so möge ihm auch die Hymne an seinen Vater, den legendären Dirigenten Prof. Herbert Kegel, gegönnt sein. Seine Freunde seien froh, wenn dieser, sein selbstgebastelter Text der letzte bliebe, gibt der Sänger kokett zum besten. Die Freunde haben recht. Es gibt Vater-Lieder, die müssen nicht unbedingt gesungen sein.

Nach der Pause, da kommt Björn Casapietra, spürbar locker und eingesungen, richtig zur Sache. Er legt die hingehauchte Mystik des ersten Teils ad acta und singt und arbeitet mit seinem wandlungsfähigen, starken Tenor die Tonleitern auf und ab, dass dem Zuhörer die Ohren klingen. Die angenehm unprätentiöse Pianistin, zugleich eine beeindruckende Sängerin und Interpretin, begleitet den Tenor auf seinen stimmlichen Höhenflügen. Zwar lässt er auch im zweiten Teil die Scherzchen nicht ganz, sein Kokettieren mit sich selbst und dem Publikum, aber jenem gefällt es hervorragend und so soll es auch sein. Quer Beet durch den Sehnsuchtsliedergarten führt der zu Hochform auflaufende Casapietra mit italienischem Temperament die begeisterten Zuhörer.

Im November in Eisleben

Er ist nun, der Vergleich möge mir verziehen sein, ein Schuster, der bei seinen Leisten bleibt. Da, bei „O sole mio“ und Luigi Denzas „Foniculi, fonicula“ brennt die Luft, ist der Tenor ganz bei sich und seiner Musik. Da lässt er alle Sperenzien und singt, als gäbe es kein Morgen. Natürlich handküsst er Sibylle Briner, die so unangestrengt phänomenal ist und so bescheiden dabei, und natürlich verneigt er sich von seinem Publikum, das ihn stehend bejubelt, mit der Hand auf dem Herzen. Und natürlich schwärmt er von seinem Weihnachtsprogramm, das ihn im November nach Eisleben führt. Da ist er so tenorig, wie man es von einem Tenor erwartet.