Nach Wahlerfolg der AfDKommunalwahl: Nach Wahlerfolg der AfD in Mansfeld-Südharz: Das sind die Reaktionen der Parteien

Sangerhausen - Es war tief in der Nacht, gegen 3 Uhr am Montag, als das vorläufige Endergebnis der Kreistagswahl feststand. Und das hatte es in sich. Aus dem Stand avancierte die Alternative für Deutschland (AfD) zur stärksten Kraft in Mansfeld-Südharz.
Sie holte 19,3 Prozent der Stimmen und ließ damit alle anderen Parteien und Wählergruppen hinter sich. Ein denkwürdiges Resultat, das erwartungsgemäß völlig unterschiedliche Reaktionen hervorrief.
Andreas Skrypek (CDU, 1 745 Stimmen), Thomas Klaube (CDU, 1 197), Andreas Gehlmann (AfD, 5 161), Martin Thunert (AfD, 1 079), Fritz-Dieter Kupfernagel (Linke, 1 914), Klaus Kotzur (Linke, 1 293), Sven Strauß (SPD, 2 469), Norbert Jung (Grüne, 712), Harald Oster (FDP, 637)
Jürgen Richter (CDU, 3 306), Nadine Pein (CDU, 2 282), Jens Lange (AfD, 3 991), Bernd Rößler (AfD, 1 546), Fritz Glaser (Linke) 1 508, Thomas Schlennstedt (SPD, 1 289), Elke Wiesenberg-Möller (Grüne, 1 310), Frank Meyer (FDP, 541), Hagen Böttger (FBM, 762), Katrin Treppschuh (Freie Wählergemeinschaft Goldene Aue, 998)
Benjamin Quenzel (CDU, 1 643), Steffen Dlugosch (AfD, 2 958), Kathrin Gantz (Linke, 1 295), Jutta Fischer (SPD, 2 862), Andreas Dolla (SPD, 774)
Bernd-Torsten Müller (CDU, 3 168), Harald Henke (CDU, 1 314), Denny Oertel (CDU, 1 197), Gunter Wakan (AfD, 3 605), Robert Farle (AfD, 2 575), Gerhard Blume (Linke, 1 216), Mario Modesti (Linke, 1 092), Norbert Born (SPD, 3 054), Jürgen Ludwig (SPD, 844), Ingo Bodtke (FDP, 608), Bernd Hartwig (FBM, 633), Michael Probst (Bauernverband, 762), Uwe Tempelhof (FFW ML, 1 373)
Torsten Fricke (CDU, 1 927), Reiner Kretschmann (AfD, 2 515), Hans-Joachim Klanert (AfD, 2 399), Stefan Gebhardt (Linke, 1 966), Karin Paul (Linke, 1 272), Janet Klaus (SPD, 1 325), Andreas Koch (FBM, 3 169), Dirk Fuhlert (FBM, 1 452), Michael Franke (Bauernverband, 670), Jürgen Lautenfeld (Regionale, 1 169), Michael Sommer (WGF, 553)
AfD vom Wahlerfolg überrascht
AfD-Kreischef Robert Farle, bald selbst Mitglied im Kreistag, sprach am Montagmorgen gegenüber der Mitteldeutschen Zeitung von einem „historischen Ergebnis“.
Dass die AfD sogar die CDU überflügelte, kam auch für den Landtagspolitiker aus Seeburg überraschend. „Damit habe ich nicht gerechnet und ich freue mich umso mehr“, sagte er.
Enttäuschung bei der CDU
Gänzlich anders dagegen die Stimmung im Lager der Christdemokraten: Für die CDU, bei der Wahl 2014 mit 28,3 Prozent noch ganz oben, endete die lange Wahlnacht mehr als ernüchternd.
Sah es zwischendurch so aus, als könnte sie trotz erheblicher Verluste zumindest den ersten Rang behaupten, war auch das am Ende hinfällig. Sie verlor deutlich und landete schlussendlich bei 19 Prozent. Damit hat sie im künftigen Kreistag mit neun Sitzen genauso viele wie die AfD.
Der CDU-Kreisvorsitzende Torsten Schweiger bezeichnete das Gesamtergebnis als enttäuschend. Die Verluste seien eindeutig zu hoch. „Wir müssen uns fragen, warum wir mit unseren Argumenten nicht durchdringen“, sagte er.
Ein kleines Trostpflaster sei immerhin, dass man bei den Stadtratswahlen in Sangerhausen und Eisleben stärkste Kraft geworden sei. CDU-Kreisvize Benjamin Quenzel sagte: „Ich hätte nicht gedacht, dass die Protestkarte auch bei der Kommunalwahl so stark zieht.“
Der Einzug der AfD in den Kreistag werde einer Versachlichung der Debatte wohl nicht zuträglich sein, vermutete er. Grundsätzlich müsse man der Partei jedoch zunächst offen gegenübertreten und sie „zu einer sachlichen Zusammenarbeit einladen“. Quenzel übte derweil auch Selbstkritik und nannte die Wahlkampagne der Union „optimierungsfähig“. „Wir waren nicht präsent genug.“
Die Linke ist größter Wahlverlierer
Der größte Verlierer der Wahl ist aber nicht die CDU. Die Linke brach im Vergleich zu 2014 regelrecht ein. Sie verlor 11,1 Prozentpunkte und landete am Ende bei 15,9 Prozent. Damit ist man drittstärkste Kraft, freuen kann sich bei den Linken darüber allerdings niemand.
„Wir müssen das Ergebnis zur Kenntnis nehmen“, sagte Carola Kunde, eine von zwei Kreisvorsitzenden der Linken, enttäuscht. „Ich habe mit einem solchen Ergebnis nicht gerechnet.“
Man habe es mit neuen Gesichtern versucht, die aber offensichtlich beim Wähler nicht das Vertrauen gefunden hätten, so Kunde. „Viele Wähler haben sich wohl nicht mitgenommen gefühlt“, bilanziert sie.
Der Wahlsieg der AfD dürfte bei den Linken die Unzufriedenheit ob des Ergebnisses nur noch verstärkt haben. „Ich bin erschrocken, dass die AfD so viele Wähler mobilisieren konnte“, so Kunde. Für die Linken sei die Partei „kein Partner“.
Geringe Verluste für die SPD
Vergleichsweise glimpflich davon kam die SPD. Sie verlor im Vergleich zur vergangenen Wahl 2,1 Prozent und landete bei 14,4. Die Verluste hätten sich in Grenzen gehalten, sagte der SPD-Kreisvorsitzende Norbert Born.
Er habe jedoch die Hoffnung gehabt, das Ergebnis aus 2014 zumindest zu halten oder sogar leicht steigern zu können. „Überraschend ist das Abschneiden der AfD“, sagte er. Er habe aber die Hoffnung, dass im Kreistag auch mit der AfD „sachbezogene und konstruktive Arbeit“ betrieben werden könne.
Freie Bürger Mitteldeutschland (FBM) können Ergebnis verdoppeln
Neben der AfD gab es am Sonntag noch einen zweiten Wahlgewinner: die Freien Bürger Mitteldeutschland (FBM), die ihr Ergebnis auf 9,3 Prozent fast verdoppeln konnten. „Das ist ein sehr gutes Ergebnis“, sagte Andreas Koch, Bürgermeister in Mansfeld und FBM-Mitglied.
Grüne und FDP mit Wahlergebnis zufrieden
Es zeige sich, dass die kontinuierliche Arbeit der FBM Früchte trage. Leider aber sei man knapp an einem fünften Sitz im Kreistag vorbeigeschrammt. Auch Norbert Jung zeigte sich hochzufrieden mit dem Ergebnis. „Das ist ein Hammer und ein klasse Ergebnis“, sagt der Grünen-Vorsitzende im Landkreis.
Seine Partei machte aus einem Sitz im Kreistag 2014 nun deren zwei und steigerte ihren Anteil um 0,4 Prozent auf nunmehr 3,3. Der positive Bundestrend und Fridays for future hätten eine Rolle gespielt.
Kathrin Tarricone, Kreisvorsitzende der FDP, zeigte sich zufrieden. „Wir hatten mit den FBM starke Konkurrenz aus dem liberalen Lager“, sagte sie. Daher seien die 5,1 Prozent in Ordnung, mit denen die Liberalen bei drei Sitzen im Kreistag bleiben.
Landrätin Angelika Klein (Die Linke) enttäuscht
In einer ersten Reaktion zeigte sich auch Landrätin Angelika Klein (Die Linke) über das AfD-Ergebnis enttäuscht. „Das Ergebnis muss erst einmal verdaut werden“, sagte sie. „Dass die AfD stärkste Kraft im künftigen Kreistag unseres Landkreises ist, macht deutlich, dass die Wählerinnen und Wähler ihren undifferenzierten Protest auch auf kommunaler Ebene zum Ausdruck gebracht haben“, sagte sie.
(mz)