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Kirche Kirche: Pfarrer kehrt in Heimatdorf zurück

Von Helga Koch 27.03.2013, 10:36
Bei besserem Wetter wird Pfarrer Blume vielleicht auch mal mit dem Motorrad zum Gottesdienst fahren. Als er die Maschine kaufte, sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Doch gegenwärtig fehlt Zeit für das Hobby.
Bei besserem Wetter wird Pfarrer Blume vielleicht auch mal mit dem Motorrad zum Gottesdienst fahren. Als er die Maschine kaufte, sei es Liebe auf den ersten Blick gewesen. Doch gegenwärtig fehlt Zeit für das Hobby. Winterfeld Lizenz

Dittichenrode/MZ - Markus Blume ist angekommen. Vor ein paar Monaten ist der 46-Jährige ins Dittichenröder Pfarrhaus zurückgekehrt. Dorthin, wo er bis zum achten Lebensjahr gewohnt hat. Dass er später wie sein Vater Lutz Blume Pfarrer würde, hätte damals aber kaum jemand geahnt. Sonntag ist Markus Blume im Gottesdienst in Wiehe in sein Amt eingeführt worden, er übernimmt für sechs Jahre besondere Aufgaben als Pfarrer im Kirchenkreis Eisleben/Sömmerda.

Er ist als Springer im Einsatz.

Anders gesagt: Er ist als Springer im Einsatz. Zuvor war er als Gemeindepfarrer und stellvertretender Superintendent in der Nähe von Ilmenau tätig. Doch es war Zeit für einen Wechsel. „Ich wollte wieder das machen, wozu ich das Theologiestudium mal begonnen habe: Seelsorge, Verkündigungen, Kasualien, also Taufen, Hochzeiten, Beerdigungen, Jubiläen.“ Deshalb erwog er, Militärpfarrer in Bad Frankenhausen zu werden, das hat nicht geklappt. Trotzdem besichtigte er schon mal mit Lebensgefährtin Anna das ein oder andere freie Pfarrhaus, in das sie ziehen könnten - und das in Dittichenrode stand leer, sogar schon seit 2008. Im August zogen sie ein.

Dass ausgerechnet die Stelle für besondere Aufgaben im Kirchenkreis ausgeschrieben würde, war vielleicht so was wie eine Fügung. „Ich habe Superintendent Schilling sofort angerufen und gesagt, dass ich die Stelle unbedingt wollte.“ Und es gab außer ihm nur noch einen Bewerber für diese Stelle „in einer Region, die deutschlandweit als aussterbend verschrien ist.“ Der andere zog zurück. Blume trat seinen Dienst im September an, hielt Ende Oktober den Vorstellungsgottesdienst in Roßleben und wurde im November vom Kreiskirchenrat gewählt.

Das Unstruttal zeichnet sich als Schwerpunkt für ihn ab

Zurzeit zeichnet sich das Unstruttal als Schwerpunkt für ihn ab. „Ich bin vier, fünf Mal die Wochen in Roßleben und Wiehe. Es gehören zwölf Orte dazu. Ein Pfarrer ist in den Ruhestand gegangen, einer verstorben.“ Zum Glück sei das eine relativ lebendige Gemeinde. Auch der zweite Schwerpunkt liegt im Thüringischen. Weißensee. Dort sollte ab April eine Pfarrstelle neu besetzt werde, daraus wird nichts. Gut, dass die Autobahn nur 300 Meter entfernt ist. Für ihn sei es spannend, sagt der Pfarrer, immer wieder woanders zu sein. „Ich weiß selten, was mich erwartet. Vor allem wenn ich in Orte komme, wo ich noch nie war.“ Da passiert es schon mal, dass er vor einer Kirche steht, keinen Schlüssel hat - und stellt sich drauf ein: nimmt Getränke und Essen mit, Wechselschuhe, eine warme Weste und manchmal eine Reservejacke. Kirchen sind kaum geheizt. „Da hat man schnell mal eine Bronchitis oder keine Stimme mehr.“

Außer der Vertretung, die Blume im Kirchenkreis übernimmt, erwägt er auch Neues. Etwa Bikermessen, von denen er schon etliche gehalten habe. „Vielleicht dieses Jahr noch nicht. Mal gucken, wo man das ansiedelt. Es soll ja Leute ansprechen, die Motorrad fahren, heil wieder nach Hause kommen wollen und sich in diesem Zusammenhang Fragen stellen.“ Das solle kein Schnellschuss werden, das brauche etwas Geduld. Genau wie die Idee, vielleicht einen Jugendchor wie an seiner letzten Stelle aufzubauen. Sollte sich die Situation entspannen, mehr Urlaubs- oder Krankenvertretung nötig sein, wäre das schon möglich. „Routine“, ist er überzeugt, „kommt hier nicht rein, denn die kann manchmal auch ein bisschen tödlich sein.“

Aufs Fernsehen verzichtet er bewusst

Einen großen Teil der Freizeit widmet Blume dem großen, alten Pfarrhaus, an dem noch viel zu tun ist, dem Garten, Büchern, dem Internet. Aufs Fernsehen verzichten Markus Blume und seine Lebensgefährtin ganz bewusst. In Dittichenrode seien sie herzlich aufgenommen worden. Zum Beispiel von Angela Kühne und Christiane Soyke, die sich noch an ihn in kurzen Lederhosen erinnern konnten. Zur 1 000-Jahrfeier im Juli wird er seinen ersten Gottesdienst in Dittichenrode halten, weil Pfarrer Blischke Urlaub hat. „Jetzt habe ich das erste Mal eine Heimat.“