Kirche in Mittelhausen Kirche in Mittelhausen: Orgel wird endlich restauriert

Mittelhausen - Der junge Niederröblinger René Paul hat schon wieder sein Herz an eine alte Dame verloren. Diesmal stammt sie aus Mittelhausen und ist wirklich eine seltene Schönheit, wie der junge Mann betont. Jede freie Minute widmet der Landwirt seiner neuen Eroberung. Bevor jemand falsche Schlüsse zieht: René Paul ist Orgelbauer ehrenhalber und bei der betagten Mittelhäuserin handelt es sich um die Rühlmannorgel in der schmucken Kirche des Ortes.
Eine der größten Orgeln der Region
„Sie ist eine der größten Orgeln in der Region und eine echte Besonderheit. In ihr wurden Teile der ursprünglichen Mittelhäuser Orgel verbaut. Das findet man sonst kaum irgendwo anders“, sagt Paul. Der 25-Jährige kennt sich aus, denn trotz seiner Jugend hat er schon einigen Orgeldamen wieder auf die Sprünge geholfen. Sehr am Herzen lag es ihm, die Orgel in der Kirche seines Heimatdorfes zu reparieren. Das ist nun schon vier Jahre her.
Die ersten Kenntnisse hat er sich bei einem halleschen Orgelbauer angeeignet. Vieles eignete er sich selbst an. Er baute in der Kirche „St. Nikolai“ in Wettin eine Steinmeyer-Orgel ein, überarbeitete die Rühlmann-Orgel in der halleschen Paulus-Kirche und die Orgel in der halleschen Heilandskirche. Weitere Orgeln sind die in der Dorfkirche Merkewitz und in „St. Nikolai“ in Gutenberg. Die Referenzliste ist schon beachtlich, wenn man bedenkt, dass René Paul alle Arbeiten ehrenamtlich erledigt und dass er als Landwirt gerade im Sommer viel zu tun hat.
Orgel seit 15 Jahren still
15 Jahre ist es ungefähr her, dass die Mittelhäuser die Stimme ihrer Orgel zum letzten Mal gehört haben. Da sind sich Marion Riedel, Roswitha Wünschirs und das Ehepaar Heike und Mario Mannchen sicher. Sie gehören dem Gemeindekirchenrat an und würden gern ihre Orgel wieder hören können. Bei den letzten Orgelstücken, die der damalige Pfarrer für die Gemeinde intonierte, habe man angenommen, dass der Pfarrer falsch spiele. Damit habe man ihm aber ganz offensichtlich unrecht getan, leisten die vier insgeheim Abbitte bei ihrem ehemaligen Pfarrer.
Eine schwere „Lungenentzündung“ holte sich die alte Orgeldame am 15. Juli 1965. Mario Mannchen erinnert sich noch gut. Damals sei das Dach vom Sturm heruntergerissen worden. Erst zwei Jahre später wurde es repariert. Eine lange Zeit, in der vieles an der Orgel kaputt ging. Davon erholte sie sich nie.
Als Opus 366 wurde die Mittelhäuser Orgel im Jahr 1913 von der Zörbiger Orgelbauanstalt Wilhelm Rühlmann erbaut. Sie umfasst 23 Register.
Das neobarocke Gehäuse entstand werkeinheitlich mit der Orgel. Es zeigt in enger Anlehnung an Gottfried Silbermann einen großzügig proportionierten Prospekt mit Jugendstilornamenten.
Die Orgel stammt aus der Blütezeit der Firma Rühlmann und ist eines der letzten großen Instrumente, die der Meister vor seinem Ausscheiden aus dem Berufsleben schuf. Die Mittelhäuser haben noch alle Aufzeichnungen und Schriftstücke rund um den Orgelbau in ihrem Ort in einem Ordner aufbewahrt.
Das Ziel des jungen Orgelbauers ist es nun, bis zur 200-Jahr-Feier im Oktober die Orgel zumindest teilweise fertiggestellt zu haben. Und bespielbar soll sie dann auch bereits sein. Dass er auf die Wünsche der Mittelhäuser Kirchengemeinde eingeht, zeigte Paul schon zu Pfingsten. Da sollte der Orgelplatz natürlich nicht leer sein. Deshalb begann er diesmal mit der Außenfront. Eigentlich arbeite er sich sonst von innen nach außen vor. Aber diesen Wunsch der Gemeinde konnte er natürlich nachvollziehen.
Spendenkonto
Wer die Mittelhäuser finanziell unterstützen möchte - denn auch wenn der Orgelbauer ehrenamtlich arbeitet, ist doch das Material zu bezahlen - kann das tun. Das Spendenkonto: Sparkasse Mansfeld-Südharz, Bankleitzahl 80 05 50 08, Konto 3 00 20 67 04 oder BIC: NOLADE21EIL, IBAN: DE9080055080300206704, Verwendungszweck: Orgel Mittelhausen. (mz)