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Kindstötung Kindstötung: Mutter macht Amt Vorwürfe

Von Wolfram Bahn 21.05.2004, 15:57

Klostermansfeld/MZ. - Der zuständige SozialdezernentWolfgang Haase kann die Trauerund die Wut der Mutter verstehen,doch nach seinen Worten hat dasJugendamt keinen Fehler gemacht.

"Es hat keinerlei Indizien dafür gegeben, dass dieser Pflegefall so tragisch endet", sagte Haase der MZ. Man habe der Mutter nur helfen wollen, so Haase, der sich aus datenrechtlichen Gründen zu den genauem Umständen der Herkunftsfamilie nicht äußern darf.

Die Mutter von Simon scheint beim Jugendamt keine Unbekannte zu sein. Als sie offenbar mit dem Kleinen überfordert war, wollte das Jugendamt ihr etwas Erholung gönnen und Simon zeitweise zu einer anderen Familie in Obhut geben. Das geschah im Frühsommer vorigen Jahres. Der Junge kam damals nach Hedersleben zur Familie von Eva-Maria und Roland H., die schon einmal ein Pflegekind für kurze Zeit in Obhut hatten. Doch diesmal ging es schief, "weil die Mitarbeiter des Jugendamtes ihre Arbeit nicht richtig gemacht haben", wie die leibliche Mutter beklagt.

Nachdem der Junge in Hedersleben untergebracht war, habe es zwar keine Hausbesuche gegeben, räumt Haase ein, "aber wir hatten immer Kontakt zur Pflegefamilie und der leiblichen Mutter". Gemeinsam haben beide Frauen auch am 12. September den zweiten Geburtstag von Simon gefeiert. 17 Tage später ließ der aggressive Pflegevater den Jungen, der schon Wochen zuvor zahlreichen Torturen ausgesetzt war, vermutlich aus Frust in der Badewanne ertrinken.

Darauf habe nichts hingedeutet, so Haase. Dennoch will das Jugendamt künftig noch genauer hinschauen, wenn eine Pflegefamilie ausgesucht wird, um ein Kind zu betreuen. Und es sollen auch mehr unangekündigte Hausbesuche stattfinden. Ob dadurch solche tragischen Fälle wie bei Simon verhindert werden können, da bleibt Haase skeptisch: "Man kann halt in keinen Menschen reinschauen."