1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Kastelruther Spatzen: Kastelruther Spatzen: 2.400 Fans bei Open-Air-Konzert in Sangerhausen

Kastelruther Spatzen Kastelruther Spatzen: 2.400 Fans bei Open-Air-Konzert in Sangerhausen

Von ANKE LOSACK 24.08.2012, 08:24
Die Fans waren unersättlich: Hunderte Autogramme gingen über die Bühne. (FOTO: SCHUMANN)
Die Fans waren unersättlich: Hunderte Autogramme gingen über die Bühne. (FOTO: SCHUMANN) NGEN

Sangerhausen/MZ. - "Ich schwör, dass die Liebe zu dir jeden Tag größer wird, und ich stehe zu dir, ganz egal was passiert, du bist nie allein, das wird immer so sein, ich schwör."

Als die Kastelruther Spatzen diese Liedzeilen singen, kullern bei dem 53-jährigen Mario Strödter aus Sondershausen die Tränen. Kopf an Kopf mit seiner Frau Anja (41) sitzt er beim Konzert der Kastelruther Spatzen auf dem Sangerhäuser Marktplatz in der ersten Reihe, singt das Lied mit. Jedes Lied der Spatzen an diesem Abend geht über Mario Strödters Lippen. "Doch würde man meinen Mann sagen, er solle die Texte aus dem Stegreif singen, könnte er das nicht", sagt die 41-Jährige.

Mario Strödter hatte vor zwei Jahren einen schweren Schlaganfall mit Hirnschlag. Er hat seitdem nur noch eine Gehirnhälfte, ist rechtsseitig gelähmt und kann nur wenig sprechen. "Sein Leben stand auf der Kippe", sagt seine Frau. Die Musik der Volksmusik-Band Kastelruther Spatzen, von der das Ehepaar seit 20 Jahren Fan ist, habe Mario Strödter während seiner schweren Krankheit geholfen, ihn wieder aufgebaut. "Der Text von 'Ich schwör' passt zu uns. Wir halten zusammen in guten und schlechten Zeiten", sagt die Sondershäuserin.

Die Kastelruther Spatzen wollen Musik für die Seele machen, sagt Norbert Rier, Sänger und Chef der Südtiroler. "Die Fans sollen sich bei unserer Musik wohlfühlen", so der 52-Jährige. Und dass es nicht immer die sogenannte heile Bergwelt ist, die besungen wird, wird deutlich, wenn man den sensiblen Texten genau zuhört. Und wer die Kastelruther Spatzen so wie Anja und Mario Strödter lange und persönlich kennt, weiß auch um die Authentizität bei ihren Konzerten und die menschliche Wärme der Südtiroler Formation.

Doch sind es nicht nur Schmuse-Songs, die die Band performt. Beim Lied "Eine Herde stolzer Pferde" flippt die Masse, die zuvor schüchtern an den Seiten der Bühne stand, mitsang und schunkelte, aus. Schwups steht ein ganzer Pulk vor der Bühne, die Hände zum Himmel und ist fröhlich dabei. Zwei Sicherheitsmänner stellen sich rechts und links der Bühne auf - das Publikum ist durchweg friedlich. Blumen werden den Sängern gereicht und manch eine Dame, die ein oder andere auch noch recht jungen Alters, wirft den Musikern anhimmelnde Blicke entgegen.

Unter der ausgeflippt klatschenden und singenden Fangemeinde vor der Bühne sind auch die beiden 34-jährigen Frauen Katja Krauß und Ariane Englert. Sie seien eingefleischte Spatzen-Anhänger. Durch ihre Eltern, die sie vor mehr als 20 Jahren mit zu einem Konzert genommen haben, wurden sie angesteckt. "Wir haben uns auf einem Spatzen-Konzert dann kennengelernt", erzählt Ariane Englert, die aus Frammersbach (Bayern) kommt. Katja Krauß kommt aus Romrod (Hessen). Mindestens zweimal im Monat besuchen die beiden 34-Jährigen Auftritte der Südtiroler Musiker. Sie verabreden sich dazu und treffen sich dann dort. "Unser Radius beschränkt sich aber auf zwei bis drei Stunden Reisezeit", sagt Ariane Englert. Sowohl von den Liedtexten als auch von der Bodenständigkeit und der Fan-Nähe der Musiker sind sie begeistert.

"Geht's gut", fragt Sänger Norbert Rier die Fans Edeltraud Kellermann (72) und Marion Wölke (63) aus Sondershausen, als die nach dem Konzert vor ihm an der Bühne stehen und sich Autogramme geben lassen wollen. Dabei haben sie doch schon zig Unterschriften von den Sängern. Marion Wölke trägt eine hellblaue Bluse, da haben mit einem schwarzem Stift schon alle Band-Mitglieder unterschrieben. "Ich will mir das Foto signieren lassen, das gemacht wurde, als wir auf dem Hof von Norbert in Kastelruth im Urlaub waren", erzählt sie. Marion Wölke ist voller Ekstase. "Es geht gut", sagt sie und schaut zu Norbert hinauf.

Edel-Fans, so lassen Wölke und Kellermann wissen, zieht es mindestens einmal im Jahr nach Südtirol, nämlich dann, wenn das Spatzenfest in Kastelruth stattfindet. Marion Wölke war seit 2004 bei jedem Fest, wie die Anstecker an ihrem Hemd zeigen. Auf die Frage, was die Spatzen so besonders mache, hat Edeltraud Kellermann sofort eine Antwort: "Die Stimme von Norbert. Sie ist es wert, zu vielen Konzerten zu gehen", sagt die 72-Jährige.

Gut bei Stimme war Norbert Rier auch noch nach dem zweistündigen Konzert, bei dem die Fans zwei Lieder als Zugabe bekamen. "Es war eine Super-Stimmung", so der Sänger, "und die Kulisse auf dem Marktplatz war romantisch, einfach schön."