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Karneval in Berga Karneval in Berga: Kein Grund zum Abdanken

Von Viktoria Hoffmann 06.02.2014, 09:59
Siegfried Schalow (links) und Otto Kötz (rechts) hatten früher das Präsidentenamt inne, aktuell hat Jens Hoffmann (Mitte) den Hut auf.
Siegfried Schalow (links) und Otto Kötz (rechts) hatten früher das Präsidentenamt inne, aktuell hat Jens Hoffmann (Mitte) den Hut auf. Viktoria Hoffmann Lizenz

berga/MZ - Andreas Oettler staunte nicht schlecht, als er sich zur 1000. Elferratssitzung des Bergaer Karnevalclubs am Dienstag durch die Chronik des Vereins blätterte. Für den 28-Jährigen, seit dieser Session jüngstes Mitglied vom Elferrat, wirken die kleinen, altertümlich anmutenden Fotos mit handgeschriebenen Verweisen auf mittlerweile vergilbten Papierseiten wie ein Zeugnis aus einer anderen Zeit.

Damals, als man für solche dokumentarischen Zwecke den Füllfederhalter anstelle des Touchscreens bemühte, entstand der BKC. Seit der Gründung in der Session 1974/75 hat sich der Elferrat genau 1 00 Mal getroffen.

Zur Feier des Tages hatte Präsident Jens Hoffmann auch das alte Protokollbuch bei der Hand, in dem sogar heute noch jede Sitzung festgehalten wird. Daneben sind alle bisherigen Prinzenpaare nachzulesen. Nur gut, dass die Schriftführer und Präsidenten bei der Aufarbeitung der Vereinsgeschichte so fleißig waren. Manch einer kann sich an seine karnevalistische Vergangenheit nur noch bruchstückhaft erinnern. Der aktuelle Vize-Präsident Stefan Papst ist so ein Fall: Auf Anhieb und ohne Fotobeweis wäre dem Bergaer die zweite Amtszeit, die er als Kinderprinz erlebte, glatt entfallen.

Auch die Kostüme waren bei der allerersten Elferratssitzung am 21. November 1974 ein Thema. „In der Chronik heißt es, dass die Prinzengarde die am selben Tag festgelegten Vereinsfarben Rot und Weiß zu tragen hat“, weiß Hoffmann, den alle nur „Hoffi“ nennen. Bei Rot und Weiß und auch beim Schlachtruf „Berga Heijo!“ ist es über die Jahre geblieben, manch andere Sache unterzog sich einem Wandel. Beispielsweise sah der erste Elferrat vor, dass die Mitgliederzahl des Clubs die 30 nicht überschreiten dürfe. „Mittlerweile haben wir knapp 100 Vereinsmitglieder“, erklärte Hoffmann. Dazu kämen 30 mitwirkende Kinder.

Ein bisschen Präsident bleiben

Der Zuwachs war wohl auch möglich, weil eine andere Regelung aus Gründungstagen gelockert wurde. Laut Chronik war es nur faschingsliebenden Bürgern aus Berga selbst und den Ortsteilen Bösenrode und Rosperwenda gestattet, dem Verein beizutreten. In diesem Fall hätte auch der Elferratsneuzugang Oettler Pech gehabt, der aus dem thüringischen Auleben stammt. Im Zuge der 1 000. Sitzung wurde dann auch ein neuer Raum hinter der Bühne eingeweiht, der zukünftig für Elferratsveranstaltungen genutzt werden soll.

Bislang hatten sich die Mützenträger immer in den Umkleideräumen versammelt. Vom 11.11. bis zum Aschermittwoch finden die Treffen wöchentlich statt. Aber auch zwischen den Sessionen ruht der Elferrat, der in Berga knapp 20 Männer umfasst, nicht vollständig: Einmal im Monat werden sogar im Sommer die roten Jacken aus dem Kleiderschrank geholt. Ruhig wird es um die BKC-Leute eh nie, erst recht nicht um ihren „Anführer“ Jens Hoffmann.

Zwar hatte der seit dem Jahr 2000 amtierende Präsident zur 888. Sitzung angekündigt, beim 1000. Treffen abzudanken, nun nahm er aber doch davon Abstand. Frühestens zur nächsten Elferratswahl will er für den jeckischen Nachwuchs Platz machen. Noch sehe er keinen echten Grund für einen Rücktritt: „Ein bisschen kann ich noch Präsident bleiben.“

Einweihung vom Elferratsraum.
Einweihung vom Elferratsraum.
Viktoria Hoffmann Lizenz