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Ein Sangerhäuser Original Karl Friedrich Weise: Wie der Sangerhäuser Maler in die Chronik kam

14.11.2016, 15:34
Das Geburtshau des Sangerhäuser Malers Friedrich Weise
Das Geburtshau des Sangerhäuser Malers Friedrich Weise Noack

Sangerhausen - Mit seinen recht eigenwilligen Firmenschildern hat sich der Sangerhäuser Maler Friedrich Weise einen Platz unter den Originalen der Stadt verdient. Christine Stadel, Mitglied im Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue, ist seinen Spuren in Sangerhausen nachgegangen.

Karl Friedrich Weise schon als Jugendlicher künstlerisch begabt

Karl Friedrich Weise erblickte am 17. Februar 1836 als Sohn eines Klempnermeisters in der Kylischen Straße 36 das Licht der Welt. Sein Rufname war Fritze. Er soll schon als Jugendlicher künstlerisch sehr begabt gewesen sein. Von ihm sind drei Gemälde bekannt. Dabei handelt es sich um Darstellungen vom Kyffhäuser und der Rothenburg, entstanden im Jahre 1856. Weise hat auch ein Bild des legendären Ritters Georg, wie er den Drachen tötete, gemalt. Alle Bilder sollen im Besitz seines Freundes Hermann Fasch (1836-1916) gewesen sein. Ihr Verbleib ist heute unbekannt.

Für eine Ausbildung als Kunstmaler reichte das elterliche Einkommen nicht aus. Er verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Maler, als Handwerker. Ihm wird nachgesagt, dass er sich durchschnorrte, trank und sogar gelegentlich etwas mitgehen ließ. Legendär sind seine Firmenschilder - da musste man als Geschäftsinhaber sehr wachsam sein, sonst spielte Weise einem kurzerhand einen derben Streich. Auf diese Weise konnten die Sangerhäuser an einer Gastwirtschaft in der Gasse „Harz“ statt Kaffeehaus und Bierhalle eines Tages „Kaffee aus und Bier alle“ lesen. Angeblich hatte er die Schablone für das „h“ vergessen, ebenso wie das Wiederkommen.

Was ihn dazu trieb, solchen Schabernack zu treiben, ist nicht überliefert. Einem Bauern aus Riethnordhausen „zauberte“ Friedrich Weise über Nacht mit Pinsel und Farbe ein Zebra in den Stall. Er soll ihm zuvor ein Nachtlager verweigert haben. Anstatt irgendwo zu schlafen, hatte Fritze eben fleißig gemalt. Wie es ihm gelang, in den Stall zu kommen und das Pferd zu bemalen, ist auch nicht mehr bekannt.

Auf diese Weise sorgte Maler Weise des Öfteren für Unterhaltung in der Stadt. Niemand nahm ihm ernsthaft seine Späße übel. Bis ihn sein Lebenswandel auf traurige Art einholte. Er wurde nur 40 Jahre alt. Am 24. November 1876 fand man ihn in Gonna tot hinter einem Zaun liegen. Er war erfroren.

Karnevals-Kommission von Sangerhausen widmet Maler Weise humorvollen Nachruf

Die Karnevals-Kommission von Sangerhausen widmete ihm 1877 in der Sangerhäuser Zeitung einen humorvollen Nachruf. Darin heißt es: „… mussten wir den Nekrolog (Würdigung) unseres einzig wahren Künstlers schreiben, der ebenfalls arm und elend gestorben ist, wie viele Genies, die erst nach ihrem Tode aufhören verkannt zu werden. Die Gestalten welche sein Pinsel schuf, die schlagenden und oft niederschmetternden Bemerkungen, welche er so mühelos hinwarf, werden noch leben, wenn mancher ‚Pinsel’, weil er sie nicht verstand vergessen sein wird.“

Damit sollten seine Zeitgenossen Recht haben. „Sogar der Chronist Friedrich Schmidt fand ihn würdig genug, um in seiner Chronik verewigt zu werden“, erklärte Christine Stadel. (mz/hno)