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Junger Franzose hat neue Großeltern

Von STEFFI ROHLAND 02.07.2009, 20:03

ROSSLA/MZ. - Der 17-jährige Weltenbummler aus Paris hatte diesmal für neun Monate "seine Zelte" in Roßla aufgeschlagen. Gasteltern waren Ilonka und Hartmut Erd. "Schade, dass bald der 10. Juli ist", sagte Ilonka Erd. "Im Oktober lag noch soviel Land vor uns. Nun heißt es schon bald wieder Abschied nehmen."

Für den jungen Mann bedeutete es einen Sprung aus dem Großstadtleben von Paris in die Provinz zu unternehmen. Das war zwar nicht einfach, aber eine Erfahrung, die er nun nicht mehr missen möchte. "Eine Voraussetzung für seinen Aufenthalt hier, war die Möglichkeit des Schulbesuches", erklärte Hartmut Erd. "Im Schulleiter des Goethe-Gymnasiums fanden wir sofort die nötige Unterstützung." Zwar kam Genix ohne deutsche Sprachkenntnisse, aber der junge Franzose indonesischer Abstammung lernte schnell. Sprachen fallen ihm leicht: Mit seinen Eltern und Verwandten spricht er indonesisch, mit seinen Freunden in Frankreich natürlich französisch, ansonsten halfen ihm die guten Englischkenntnisse bereits weiter.

Letztere vertiefte er bei seinem Amerikaaufenthalt im Jahr 2005 / 2006. Nun spricht er auch schon ganz passabel deutsch. "Eine Sprache lernt man besser in einem anderen Land, als im Heimatland", sagt Genix. "Ich nutze die Möglichkeiten lieber in jungen Jahren, später habe ich vielleicht keine Zeit mehr dafür."

Seine berufliche Zukunft sieht er allerdings nicht im Sprachenbereich, sondern in der Informatik. Umso mehr freute es ihn, dass er sogar bei der Firma Wichmann Datentechnik in Sangerhausen ein Praktikum absolvieren konnte. "Das war sehr interessant. Ich lernte sogar einen Computer aufbauen", berichtet er. Mit den Worten, "vielleicht vermittelst du uns mal Kontakte nach Frankreich, dann können wir expandieren", wünschte man Genix nach 14 Tagen alles Gute für seine Zukunft.

Der Kontakt zu dem Austauschschüler kam über die Organisation "American Field Service" (AFS) zustande. "Ich spielte schon lange mit dem Gedanken, einen Austauschschüler zu nehmen", sagte Ilonka Erd. "Im letzten Jahr mussten wir uns ziemlich kurzfristig entscheiden. Meine Eltern, die gleich nebenan wohnen, waren erst skeptisch, aber nun haben sie Genix ins Herz geschlossen." Das beruht offensichtlich auf Gegenseitigkeit, denn auch Genix spricht sie mittlerweile mit Oma und Opa an.

Hartmut Erd erzählte: "Die Chemie zwischen uns stimmte von Anfang an." Er hat am Studiencolleg der Fachhochschule in Nordhausen täglich mit Ausländern zu tun. Er lehrt Physik und Mathe für Ausländer, die in Deutschland studieren wollen. Während seines Aufenthaltes lernte Genix den Alltag in der Roßlaer Familie kennen. Sie ermöglichte ihm den Besuch der Kreismusikschule in Sangerhausen. Dort lernte er, wie sein neuer Schulfreund Lucas Schneider, Schlagzeug. Seinen großen Auftritt hatte er beim Konzert der Schulband in der Altendorfer Kirche in Kelbra. Zur neuen Freizeitgestaltung gehört bei ihm auch Badminton und vor allem Gartenarbeit. In Familie Erds Garten lernte er Schubkarre fahren und das Erdbeeren an Büschen über der Erde wachsen und nicht, wie Kartoffeln, unter der Erde.