Jobcenter Sangerhausen Jobcenter Sangerhausen: Stolbergerin muss bei Hitze stundenlang auf ihr Geld warten

SANGERHAUSEN - Regina Ebert aus Stolberg ist sauer auf das Jobcenter in Sangerhausen, von dem sie Arbeitslosengeld II erhält. Denn die ihr die zustehende Summe war am Montag vor einer Woche, dem festgelegten Zahltag, noch nicht überwiesen worden. Da die 61-Jährige aber dringend auf das Geld angewiesen ist, fuhr sie selbst mit dem Auto zu der Behörde nach Sangerhausen. Mit dabei hatte sie ihre psychisch kranke 38-jährige Tochter, die sie unterwegs aus einer Behinderteneinrichtung abgeholt hatte, in der sie lebt.
Tochter wartet bei Hitze im Auto
Die junge Frau, die an Schizophrenie leidet, wartete an dem heißen Tag mit Temperaturen von über 30 Grad Celsius im Auto. „Ich kann sie nicht mit in die Behörde nehmen, da sie sich vor großen Menschenmengen fürchtet.“ Außerdem hoffte die 61-Jährige darauf, im Jobcenter das Geld schnell erhalten zu können. In einer Bank ist so eine Auszahlung ein Fall von wenigen Minuten. Doch weit gefehlt. Zwei Stunden habe sie warten müssen, bis sie endlich an der Reihe war und einen Abschlag in den Händen halten konnte.
„Dabei hatte ich mehrere Mitarbeiter gebeten, mich schneller dranzunehmen, weil mein behindertes Kind draußen in der Hitze im Auto saß und ich es nicht solange alleinlassen kann.“ Weggehen konnte die Stolbergerin aber auch nicht: „Zum einen brauchte ich das Geld. Zum anderen wäre ich wohl in der Schlange noch weiter nach hinten gerutscht, wenn ich zum Auto gegangen wäre“, sagt sie.
Das Jobcenter bestätigt auf Nachfrage, dass Frau Eberts Antrag auf das Arbeitslosengeld verspätet bearbeitet wurde. Deshalb sei zum Zahltag auch kein Geld auf ihr Konto überwiesen worden. „Das ist leider korrekt“, sagt Ivonne Stechardt-Lauer, die Pressesprecherin des Jobcenters. Sie bedauert den Vorfall. Man habe Frau Ebert an dem Montag aber einen Teil des ihr zustehenden Geldes bar ausgezahlt. Nur benötige die Behörde dafür eine gewisse Bearbeitungszeit. Allerdings seien das nicht zwei Stunden gewesen: Das Jobcenter nennt eine Zeit von etwa 90 Minuten, die die Stolbergerin warten musste. Man habe Frau Ebert auch darauf hingewiesen, dass es etwas länger dauern könnte, bis ihr Antrag beschieden sei. Außerdem verweist die Behörde darauf, dass der Eingang und der Wartebereich des Jobcenters behindertengerecht und barrierefrei seien, was aber im Fall einer seelischen Behinderung nicht hilft. Stechardt-Lauer betont, dass sich den Jobcenter-Mitarbeitern die Art der Behinderung der Tochter an dem Tag aber nicht erschlossen habe.
Mehr Fingerspitzengefühl erwartet
Regina Ebert sagt: „Ich wünsche mir einfach mehr Fingerspitzengefühl bei den Mitarbeitern des Jobcenters.“ Deshalb habe sie sich auch an die Zeitung gewandt. „Die Menschlichkeit hat mir gefehlt.“ Sie sei an dem Tag zwar äußerlich ruhig geblieben, die Angst um die Tochter habe sie innerlich aber fast zerrissen. Ihre Tochter hat die Wartezeit in dem heißen Auto bei geöffneten Fenstern dann zum Glück aber doch ganz gut überstanden.
Nachtrag: Der Rest des Arbeitslosengeldes von Frau Ebert ist am Freitag vergangener Woche vom Jobcenter überwiesen worden.
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