Jesus-Festival in Allstedt Jesus-Festival in Allstedt: Ausverkauf bei Freakstock

Allstedt - Alles soll raus: Für den kommenden Samstag haben die Organisatoren des Freakstock-Festivals einen Lagerräumungsverkauf auf dem Allstedter Flugplatz angesetzt. Dann soll losgeschlagen werden, was bisher in zwei großen Hangars eingelagert ist: Gitterboxen, Kisten, Tonnen und Euro-Paletten, Stehtische, Stühle, Planen, Lampen, Stromverteilerkästen, Heizstrahler, Wasserinstallationstechnik, Rasenmäher, Teppiche, Gummistiefel.
Sieht ganz danach aus, als würden die Macher des Jesus-Festivals ihre Zelte in Allstedt abbrechen. Doch der Schein trügt. „Unser Lagerräumungsverkauf ist lediglich eine Maßnahme, einiges loszuwerden, was sich im Laufe der Jahre angesammelt hat, aber im Moment nicht benötigt wird. Das Lager in Allstedt wird vorerst nicht aufgegeben“, sagt Gerhard Buchner vom Freakstock-Team auf Anfrage der Mitteldeutschen Zeitung.
Jesus-Freaks halten sich Rückkehr vor
Zwar wird die außerkirchliche Christengemeinschaft der Jesus Freaks die 2019-er Auflage ihres Festivals vom 1. bis 4. August wieder auf Gut Haarbecke in Nordrhein-Westfalen ausrichten. Wo es in den nächsten Jahren gefeiert wird, stehe aber noch nicht fest, sagt Buchner.
Auch Sebastian Reinicke, der den Flugplatz als Veranstaltungsgelände betreibt, sieht Freakstock für Allstedt noch nicht verloren. „Der Vertrag für die beiden Hangars, die Freakstock bei uns gemietet hat, wurde nicht gekündigt“, sagt er. Reinicke vermutet, dass der Verkauf mit personellen Veränderungen im Organisationsteam des Festivals zusammenhängt.
Landkreis drohte das Festival platzen zu lassen
Freakstock hat in Allstedt bisher zwei Auflagen erlebt: In den Jahren 2015 und ’16 sind jeweils an die 3.000 Jesus-Freaks aus ganz Deutschland für ein langes Wochenende auf das frühere Flugplatzgelände im Wald gepilgert, um dort ihr großes Sommertreffen zu feiern - mit Musik, Workshops und Begegnungen.
Der Begeisterung für den großzügig bemessenen Veranstaltungsort mitten im Grünen standen aber Probleme mit der Wasserversorgung und den Naturschutz-Auflagen der Behörden gegenüber. 2016 drohte der Landkreis Mansfeld-Südharz das Festival unmittelbar vor Beginn sogar ganz platzen zu lassen.
Das hatte die Freakstock-Organisatoren so verschreckt, dass sie 2017 erst mal ein Sabbat-Jahr einlegten und 2018 dann mit dem Festival nach Nordrhein-Westfalen auswichen. Zu unsicher war ihnen, ob es die Betreiber des Veranstaltungsgeländes in Allstedt schaffen, bei den Behörden eine dauerhafte Genehmigung für das Festival zu erwirken.
Naturschutz statt Glaubensbekenntnis
Bis Ende Januar sollte Sebastian Reinicke beim Landkreis die Ergebnisse einer Verträglichkeitsprüfung und einen artenschutzrechtlichen Fachbeitrag einreichen. Denn das Flugplatzgelände ist bei der Europäischen Union als Flora-Fauna-Habitat registriert und beherbergt geschützte Arten wie den Kammmolch, Fledermäuse und die Große Moosjungfer, eine Libellenart. Reinicke sollte nachweisen, dass sich deren Lebensbedingungen durch die Veranstaltungen nicht verschlechtern.
Eingereicht habe er noch nichts, sagt Reinicke jetzt im Gespräch mit der MZ. Das hänge aber damit zusammen, dass der Landkreis wiederum Unterlagen, die man für das Gutachten brauche, bisher nicht herausgegeben habe. Reinicke bezieht sich auf die naturschutzrechtliche Verträglichkeitsprüfung, die für das benachbarte Solar-Gelände angefertigt wurde. „Wir wollen dem Risiko aus dem Weg gehen, dass sich da Dinge widersprechen“, sagt Reinicke.
Der Landkreis weist unterdessen den Vorwurf zurück, man würde Unterlagen nicht herausgeben. „Wir haben gegenüber dem von Herrn Reinicke beauf-tragten Planungsbüro und auch gegenüber seinem Anwalt mehrfach erklärt, dass uns keine Daten zum Monitoring auf dem Gelände vorliegen, die über das hinausgehen, was wir bereits ausgehändigt haben“, erklärt Michaela Heilek, die Pressesprecherin der Kreisverwaltung. Sieht danach aus, als würde der Streit in die nächste Runde gehen. (mz)