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Investition in Rottleberode Investition in Rottleberode: Aus Schule wurde Mietshaus

Von Viktoria Hoffmann 14.11.2014, 15:26
Investor Jörg Brockmann genießt den Ausblick vom Dach der ehemaligen Sekundarschule.
Investor Jörg Brockmann genießt den Ausblick vom Dach der ehemaligen Sekundarschule. Viktoria Hoffmann Lizenz

Rottleberode - Zurzeit wimmelt es auf den Straßen des Landkreises nur so vor Baken, Pylonen und Baumaschinen. Mitunter sind ganze Straßenzüge abgeschnitten und nur noch Fußgängern und Radfahrern zugänglich, so auch in Rottleberode. Haupt- und Dorfstraße des Südharzer Ortsteils erleben gerade während der umfangreichen Sanierung der Ortsdurchfahrt eine Verschnaufpause vom Lärm und Dreck des Durchgangsverkehrs.

Doch der Schein vom Stillstand trügt, abseits von Absperrungen und Sackgassenschildern gehen interessante Dinge vor sich. Fern ab der Umleitungsstrecken liegt auch die Zufahrt zur ehemaligen Sekundarschule, die in den letzten Monaten ebenfalls Baustelle war. Damit soll nun Schluss sein!

Wenn auch vorerst nicht wie einst geplant als Mieter, werden die Rottleberöder Rentner eventuell den Brockmann'schen Schulumbau für sich entdecken. Der Investor steht im Dialog mit Edeltraud Staub, die die Ortsgruppe der Volkssolidarität leitet. Sie ist auf der Suche nach einer Alternative zur bisherigen Begegnungsstätte, die nun vom Eigentümer veräußert werden soll.

Brockmann kann sich eine Kooperation gut vorstellen, schränkt jedoch ein: „Ich lege Wert darauf, dass meine Mieter einverstanden sind.“ Damit der beliebte Rentnertreff in die alte Schule umziehen kann, müssten noch zusätzliche Toiletten her.

Sollten sich Staub und Brockmann einig werden, wird vielleicht ein Teil von Brockmanns Idee doch noch Realität. Ursprünglich war die Gründung eines Vereins Timur Südharz zur Nachbarschaftshilfe und generationsübergreifenden Begegnung geplant.

Investor Jörg Brockmann hatte sich Anfang des Jahres der DDR-Platte angenommen und den Rottleberödern in einer öffentlichen Sitzung vermittelt, wie seine Vorstellungen für die Zukunft des 70er-Jahre-Baus aussehen. Insgesamt 20 barrierefreie Mietwohnungen und zusätzliche Multifunktionsräume sollten entstehen, das Haus um einen Aufzug ergänzt und komplett modernisiert werden. Dank der Straßensperrung geschah der Umbau nahezu versteckt und heimlich. Bereits im Sommer konnten sich Interessierte davon überzeugen, dass Brockmann mit Hochdruck in sein Projekt gestartet ist. Zum Tag der offenen Tür ließ sich jedoch vieles nur erahnen, die Grundrisse der Wohnungen und erste Fließarbeiten begutachten. Der Sangerhäuser Brockmann stieg noch mit seinen Gästen über Rohre, Kabel und Tapetenreste.

Erster Schlüssel im August übergeben

Man brauchte doch ein gewisses Maß an Fantasie, um sich vorzustellen, dass Wochen später schon die ersten Gardinen hängen sollten. Doch Brockmann machte sein engagiertes Ziel zur Wirklichkeit. War in der ersten Infoveranstaltung nur die Rede davon, dass noch in diesem Jahr die ersten Mieter einziehen sollen, so hatten Brockmann und sein Trupp an Elektrikern, Fließenlegern und Trockenbauern sich selbst übertroffen. Der erste Schlüssel wurde Mitte August übergeben. Mittlerweile hängen nicht nur in einer Wohnung Gardinen, die Hälfte der zwanzig Wohneinheiten ist bereits bezogen. Schuhregale, Fußabtreter und Türkränze vor den Räumlichkeiten, die einst Sekretariat oder Lehrerzimmer waren, lassen keinen Zweifel zu: Aus Schule wurde Mietshaus. Den Ausblick von der neu entstandenen Dachterrasse aus genießend, scheint der Investor auch noch nicht so richtig realisiert zu haben, was aus dem Schul-Schnäppchen geworden ist. Dass es nicht bei den 15 000 Euro Einkaufspreis bleiben würde, war schon vor Baubeginn in Anbetracht des großangelegten Vorhabens klar.

„Der Umbau hat mittlerweile ziemlich genau eine Million Euro verschlungen“, verrät Brockmann. Doch der Aufwand habe sich gelohnt, ist sich der Geschäftsmann sicher. Besonders glücklich sei er, dass endlich die groben Baustellenzeiten vorbei seien.

„Jetzt, wo so gut wie alle Arbeiten erledigt sind, sind auch Lärm und Schmutz Geschichte. Die Mieter können sich bald unbeschwert hier einleben und ankommen“, hofft er.

Ganz spannend ist dabei, dass Brockmanns bisherige Mieter eher weniger der Zielgruppe entsprechen, für die er das Haus mit seiner Barrierefreiheit konzipiert hatte. Viele der bisher eingezogenen Mieter sind junge Leute.

In den Einraumwohnungen sind mehrere Auszubildende untergebracht. Nur ein Ehepaar benötigt bislang den installierten Aufzug als Hilfsmittel, um in die Wohnung zu gelangen. Den Bauherren stört das wenig, er denkt praktisch: „So einen Aufzug kann man auch gut gebrauchen, wenn man Kinderwagen statt Rollstuhl fährt.“ (mz)

So sieht das Gebäude nach der Sanierung aus.
So sieht das Gebäude nach der Sanierung aus.
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