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Infrastruktur Infrastruktur: Im Schneckentempo über die Autobahn

Von Manfred Deideck 03.06.2002, 16:20

Sangerhausen/MZ. - Eine Stunde wird benötigt, um auf der Autobahntrasse eine Strecke von rund 70 Meter zu bewältigen. Im Schneckentempo beginnt sich der Betonfertiger von Sangerhausen/Süd über Allstedt in Richtung Rothenschirmbach zu bewegen. Es ist Montag kurz vor 10 Uhr. Die Wetterfrösche haben einen sonnigen Tag versprochen. Den wettergebräunten Gesichtern der Straßenbauer ist die Spannung anzusehen. Sie wollen loslegen. Denn über 17 Kilometer Autobahntrasse liegen vor ihnen. Ursprünglich sollte der Startschuss für das Aufbringen der Fahrbahnschichten aus Beton bereits um 8.30 Uhr fallen. Doch es gibt Probleme mit der Mischanlage bei der Betonherstellung. In den beiden Anlagen sollen in der Stunde rund 300 Kubikmeter Beton produziert werden.

Einbaumeister Werner Eiserloh von der Walter Heilit Verkehrswegebau GmbH, Niederlassung Dresden, hat ständig das Handy am Ohr, um den Kontakt von der Baustelle zur Mischanlage aufrecht zu halten. Es ist so weit. Er gibt grünes Licht, die Straßenbauer nehmen ihre Arbeitsplätze ein.

Fünf Kipper mit Fertigbeton müssen mindestens bereitstehen, um einen reibungslosen Arbeitsablauf zu sichern. Zuerst wird der Unterbeton in einer Höhe von 20 Zentimetern und danach der Oberbeton in einer Höhe von zehn Zentimetern aufgetragen. Ein Kipperfahrer fährt rückwärts an den Betonfertiger ran. "So ein Kutscher, da kann ich vor Wut platzen", schimpft Eiserloh. Der Fahrer bremste so scharf ab, dass sich die Räder tief in den Schotterunterbau eingruben.

Apropos bremsen. Im ersten Teilstück im Bereich von Aus- und Auffahrten wird der Beton immer um einige Zentimeter höher aufgebracht. "Es ist die Schwerlastplatte", erklärt der Chef der Baustelle. Sie muss den Bremswirkungen standhalten, wenn es nicht mehr im Schneckentempo über die Autobahn geht.

22 Minuten sind inzwischen rum. Es wird mit dem Aufbringen des Oberbetons begonnen. Der ohrenbetäubende Lärm nimmt zu. Die Arbeitsbreite der Technik ist auf die Straßenbreite von 11,50 Metern eingestellt. "Pro Tag schaffen wir rund 1 000 Meter Autobahn, wenn alles gut läuft", so Eiserloh. Zur Stabilisierung des Betons werden Eisenstäbe quer zur Fahrbahn in die breiige Masse gerüttelt.

Einer, der dies alles genau beobachtet ist Tiefbauingenieur Herbert Schulze aus Sangerhausen. Der Rentner ist Zaungast und hofft, dass die Arbeiten zügig vorangehen. "Wenn man nach Halle fährt, braucht man schon allein eine halbe Stunde, um durch Eisleben zu kommen", berichtet er.