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Höhere Mehrwertsteuer Höhere Mehrwertsteuer: Blumen werden nächstes Jahr teurer

Von Kornelia Privenau 28.11.2002, 17:41

Eisleben/Hettstedt/MZ. - "Investitionsbremse" nennt Gärtnermeister Peter Burkardt aus Siersleben die Steuererhöhung. "Wenn ich die Erhöhung dem Kunden aufbürde, bleibt er weg. So einfach ist das." Alle Gärtner, die im Zentralverband Gartenbau organisiert seien, hätten schon 1999 durch ihren gemeinsamen Protest in Berlin die Rückzahlung der Ökosteuer, befristet zwar für zwei Jahre, erzwungen. Burkardt hofft noch, dass die Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Blumen und Pflanzen mit ähnlichen Aktionen abgewendet werden kann.

Diese Hoffnung hat die Ziegelröder Blumenhändlerin Annett Holz nicht mehr. "Es ist ein hartes Brot." Streng genommen gibt es nur zwei Möglichkeiten, die Belastung in den Griff zu kriegen. Die Senkung der Personalkosten und der Miete. "Für mich aber kommt beides nicht in Frage. Mein Laden hat 2003 zehnjähriges Jubiläum im Extra-Markt. Da wäre es ja töricht, in ein anderes Geschäft zu ziehen", sagt sie. Holz befürchtet zudem, dass viele Kunden ihren Frust vor der Ladentheke ablassen werden.

Das sieht auch Gärtnermeister Björn Kretschmer vom Unternehmen Hörning aus der Gemeinde Hergisdorf so. "Ich will deshalb an den Schaufenstern unserer drei Geschäfte Zettel anbringen, auf denen ich die Lage den Kunden erkläre." Das ändere aber nichts daran, dass "den Kunden der Hammer trifft".

"Stimmt ganz genau", meint die junge Floristin Andrea Jacksties aus Hettstedt. Sie beschäftigt vier Floristen und zwei Lehrlinge. "Ich werde die höhere Belastung nicht über Personalabbau abfedern. Aber ich habe wie alle Angst davor, dass die Kunden wegbleiben", sagt sie. Viele würden bei weiterer Verteuerung nur eine Blüte kaufen statt eines ganzen Straußes. "Wir müssen den Kunden erklären, dass nicht die Händler das Geld einstreichen, viele wissen das nämlich nicht und schimpfen, was das Zeug hält." Der Zentralverband Gartenbau hat veröffentlicht, dass die Steuerpläne der Bundesregierung 5000 Betriebe der Branche bedrohen, mehr als 25 000 Arbeitsplätze - vorrangig von Frauen - gefährden und Kosten für die Betriebe je nach Größe zwischen 15 000 und 75 000 Euro brächten. Verbände der Branche haben den Entwurf eines Protest-Briefes an die Bundestagsabgeordneten vorgelegt, in dem sie auf ihre Probleme aufmerksam machen.