Hofgut Niederröblingen Hofgut Niederröblingen : Balling: Biogasanlage funktioniert tadellos

Niederröblingen - Der Mais ist bestellt. Sebastian Schüssler vom Hofgut Niederröblingen hat in den vergangenen Tagen rund um die Uhr auf dem Schlepper gesessen. Sein Gesicht ist von den kräftigen Frühlingssonnenstrahlen gebräunt. Ein Zuckerschlecken war es aber nicht, auf 500 Hektar den Boden zu bereiten. Unter freiem Himmel zu arbeiten, birgt eben immer wieder Überraschungen. „Als das Substrat ausgebracht war, war es wieder zu nass, um mit schwerer Technik auf den Böden zu arbeiten“, sagt der Landwirt, der dafür sorgen muss, dass ab Herbst wieder genügend „Futter“ für die Biogasanlage auf dem Hofgut eingelagert werden kann. Auch Landwirte aus der Umgebung bauen Mais für die Anlage in Niederröblingen an. „Das sind noch einmal 150 Hektar, die zu unseren Flächen hinzukommen“, sagt Schüssler.
Holpriger Start
Nach dem etwas holprigen Start - sowohl die Bevölkerung als auch der Allstedter Stadtrat waren zunächst sehr skeptisch gegenüber der Biogasanlage eingestellt - läuft jetzt offenbar alles rund. „Das erste Jahr unter Volllast war ein Erfolg“, sagt Thomas Balling, Geschäftsführer der Bioenergie GmbH. 32 Millionen Kilowattstunden an Biogas wurden im vorigen Jahr in Niederröblingen erzeugt und 9,6 Millionen Kilowattstunden ins Stromnetz eingespeist. Balling: „Damit haben wir unser Ziel auf jeden Fall erreicht.“
Millionenteure Anlage
Zehn Millionen Euro wurden seit 2014 in die Biogasanlage und noch einmal 1,5 Millionen Euro in das Hofgut investiert. Stolz zeigt Balling auch die Ausgleichsflächen rund um die Anlage. 200 Obstbäume sind dort in letzter Zeit gepflanzt worden. Er freut sich schon darauf, wenn die Bäume einmal groß sind. „Das gibt bestimmt ein schönes Bild“, meint er. Es ist ein modernes Unternehmen direkt am Fuß der Halde bei Niederröblingen entstanden. „Ich bin stolz darauf, hier zu arbeiten“, sagt Matthias Polte. Der gelernte Elektriker aus Niederröblingen ist seit Beginn der Bauarbeiten immer in der Anlage gewesen, hat alles von Beginn an verfolgt, hat ausprobiert und auf Lehrgängen gebüffelt, um jetzt die Anlage steuern zu können.
Das in der Biogasanlage produzierte Rohbiogas wird vollautomatisch gereinigt, um Stoffe wie Schwefel und Kohlendioxid zu entziehen. Das gereinigte Biogas weicht im Energiegehalt von dem des natürlichen Erdgases ab. Durch die Beimischung von Propan wird der Brennwert angeglichen, so die Information der Netzbetreiberin, der Mitnetz Gas. Auch wird dem geruchlosen Gas noch der charakteristische stechende Geruch in Form eines Odorierungsmittels zudosiert. Die Leitung von der Biogasanlage bis zur nächsten Hochdruckleitung ist 24.000 Meter lang und hat einen Durchmesser von zehn Zentimetern. Das Gas strömt darin mit einem Druck 16 Bar.
Als Niederröblinger weiß er, dass die Skepsis im Ort anfänglich groß war. Lärm und Schmutz durch dauernde Transporte wurden ebenso befürchtet wie eine Wildschweinplage durch die großen Maisflächen. „Alle diese Befürchtungen sind nicht wahr geworden“, sagt Polte. „Spätestens beim Tag des offenen Hofes im vorigen Jahr konnten die letzten Zweifler sich ein eigenes Bild von der Anlage machen.“ Auch Balling ist der Meinung, dass man mittlerweile in Niederröblingen angekommen sei.
Transparenz für mehr Akzeptanz
Damit die Akzeptanz erhalten bleibt, setzt der Chef auf Transparenz. In den nächsten Jahren, so sagt er gegenüber der MZ, sei in Niederröblingen keine Erweiterung der Anlage geplant. Aber ausschließen werde er das nicht. „Energie aus Biogasanlagen ist aus meiner Sicht eine wichtige Ausgleichsenergie, wenn Windkraftanlagen und Solaranlagen einmal nicht ausreichend ins Netz einspeisen können“, so Balling. (mz)