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Hochwasserschutz im Wippertal Hochwasserschutz im Wippertal: Landwirte fürchten um fruchtbare Wiese

10.02.2004, 17:28

Wippra/MZ/rh. - Der Staudammbau im Wippertal bewegt die Gemüter. Vor allem unmittelbar in der Region Ansässige nehmen großen Anteil an dem Projekt, mit dem ein besserer Hochwasserschutz für Wippra und die flussabwärts folgenden Gemeinden verwirklicht werden soll (MZ berichtete).

Skeptisch zeigt sich zum Beispiel Frieder Herold, Vorstandsmitglied der Agrargenossenschaft Popperode, angesichts der etwa acht bis zehn Millionen Euro, die für den 160 Meter langen Damm ausgegeben werden sollen. "Der Aufwand ist viel zu hoch und der Nutzen relativ gering", sagt Herold. "Denn 1994 war ein Jahrhunderthochwasser, das kommt nicht jedes Jahr." Außerdem sorgt er sich um die Flächen, die die Genossenschaft im Wippertal gepachtet hat: "Dort liegt eine unserer besten Wiesen, die werden wir dann wohl nicht mehr bewirtschaften können."

Wie sehr von dem Damm, der etwa 2008 fertig sein soll, die Forstwirtschaft betroffen sein wird, das lasse sich laut Jörg Borchardt heute noch nicht sagen. "Sicher werden im bachbegleitenden Lauf der Wipper Bäume gefällt und Wege verlegt werden müssen", nimmt der stellvertretende Leiter des Staatlichen Forstamtes Wippra an. "Doch die genaue Tragweite lässt sich noch nicht abschätzen, weil wir an der Planung zur Staumauer noch nicht beteiligt worden sind", so Borchardt.

Egal, wie sich die Dinge entwickeln - für Bürgermeister Alfred Wüstemann geht es vor allem um das "touristische Erscheinungsbild". Der Dammbau, den er übrigens als "richtige Entscheidung" wertet, weil er mit geringstem finanziellen Aufwand höchstmöglichen Nutzen in Sachen notwendiger Hochwasserschutz bringe, solle "in die touristische Vermarktung einbezogen" werden. "Wir sollten mit dem Damm punkten", sagt Wüstemann.

Begrüßt wird das Vorhaben auch von Dr. Norbert Gehring, Vorsitzender des Vereins für Umwelt- und Naturschutz Sachsen-Anhalt (UNS). "Ich habe die Überflutungen von 1994 noch gut in Erinnerung", sagt Gehring und bekräftigt: "Der Regulierungsmechanismus ist nötig." Und als "Horrorszenarium" sieht er es an, wenn man von einer dauernden Überschwemmung des Tales spricht. "So lange es kein Hochwasser gibt, so lange gibt es im Tal auch keine Überflutung." In Sorge dagegen sieht er dem gehörigen Bauaufwand entgegen.