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  7. Hochwasser im Südharz: Helme in Sachsen-Anhalt: Lage in Oberröblingen kritisch: Deiche durchweicht: Sorge um Regen am Stausee Kelbra

Hochwasser an der Helme Leichte Entspannung am Stausee Kelbra - Deich bei Oberröblingen stark durchnässt

Der Pegel des Stausees ist nach Angaben der Feuerwehr Berga am Samstag um sechs Zentimeter gefallen, liegt aber noch 14 Zentimeter über dem Maximum. Sorge macht den Einsatzkräften der angekündigte Regen.

Aktualisiert: 31.12.2023, 18:58
Hochwasser an der Helme: Bei Martinsrieth stehen die Felder  nahezu komplett unter Wasser. 
Hochwasser an der Helme: Bei Martinsrieth stehen die Felder  nahezu komplett unter Wasser.  Foto: Klaus Winterfeld

Kelbra/MZ - Die Hochwasserlage rund um die Helme und den Stausee Kelbra im Landkreis Mansfeld-Südharz ist auch am Silvestertag weiter kritisch. Bereits am Samstag wurde der Katastrophenfall ausgerufen. Hunderte Helfer sichern die durchweichten Deiche mit unzähligen Sandsäcken.

 
Der Stausee Kelbra und die Helme sind weiter die am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. (Schnitt: Schnitt: Christian Kadlubietz/Kamera: Frank Schedwill )

Der Landkreis ein Bürgertelefon geschaltet. Das ist in der Zeit von 8 Uhr bis 20 Uhr unter der Rufnummer 03464/5 35 19 60 oder per E-Mail unter [email protected] erreichbar. Die Entwicklung am Sonntag:

Sorgen ums Wetter: 40 bis 60 Liter Regen?

Die Lage am Stausee Kelbra und an der Helme hat sich im Laufe des Silvestertages nach Angaben von Landrat André Schröder, dem Leiter des Katastrophenstabs, stabilisiert.

Wie Schröder nach einer Schaltkonferenz mit dem Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft mitteilte, beträgt der Wasserstand in Bennungen weiter 2.41 Meter, die Pegel sei damit um zwei Zentimeter gesunken. Das entspricht einer Durchleitmenge von derzeit 42,5 Kubikmeter pro Sekunde.

Hochwasser im Südharz: Auch am Zubringer zur A38 Sangerhausen West steht das Wasser bis zur Straße.
Hochwasser im Südharz: Auch am Zubringer zur A38 Sangerhausen West steht das Wasser bis zur Straße.
Foto: Klaus Winterfeld

Die Wasserstand in der Talsperre könnte am Neujahrstag auf das Betriebsziel Vollstau abgesenkt sein, das wären 35,6 Millionen Kubikmeter Wasser. Problem, so Schröder, ist die Wetterprognose: Der Deutsche Wetterdienst sagt Dauerregen vom 2.  bis 4. Januar voraus. Dabei seien Regenmengen von 40 bis 60 Litern pro Quadratmeter möglich.

Im neuen Jahr drohe damit wieder eine moderate Erhöhung der Abflussmenge. Die nächste Schaltkonferenz mit dem LHW soll es am morgigen Neujahrstag um 13 Uhr geben.

Wasserverband gibt Hinweis zum Auspumpen der Keller

Der Wasserverband „Südharz“ bittet darum, vor dem Auspumpen der Keller zunächst Rücksprache mit der örtlichen Feuerwehr zu halten. Das Wasser sollte möglichst in die vorhandenen Straßeneinläufe eingeleitet werden.

„Diese entwässern in der Regel in unsere Niederschlagswasserkanäle, so dass die Schmutzwasserkanäle und Pumpwerke nicht zusätzlich belastet werden“, so Verbandsgeschäftsführerin Jutta Parnieske-Pasterkamp. Gerne könne man sich an den Verband wenden, wenn man unsicher sei, wo der Regenwasserkanal liege.

Bei Bennungen ist die Hochwasserlage an der Helme weiter angespannt.
Bei Bennungen ist die Hochwasserlage an der Helme weiter angespannt.
Foto: Klaus Winterfeld

Im Moment sei die  Ver- und Entsorgung gesichert. „Unsere Hauptpumpwerke der Orte Bennungen, Roßla, Thürungen und Kelbra pumpen derzeit dauerhaft Schmutz- und Fremdwasser zur Kläranlage Thürungen.“ Die Tagesmengen hätten sich aber im Vergleich zu normalen Werten verdreifacht.

In den Pumpwerken befänden sich in der Regel zwei Pumpen, die abwechselnd betrieben werden, so dass bei einem Ausfall der Geräte Sicherheit vorhanden sei. „Die Notstromversorgung ist für alle Pumpwerke gesichert beziehungsweise bereits in Betrieb“, so der Verband.

Die Telefonnummer der Rufbereitschaft Trinkwasser lautet:  0151/52 62 98 97. Die Rufbereitschaft Abwasser ist unter 0151/52 62 40 00 zu erreichen.

Frühere B86 wird gesperrt

Aufgrund der Sicherung des aufgeweichten Deiches im Bereich Oberröblingen ist nach Angaben des Landkreises die frühere Bundestraße 86 (Sangerhausen-Artern) vorübergehend gesperrt worden, um die Einsatzkräfte in ihrer Arbeit nicht zu behindern oder zu gefährden.

Autofahrer sollten den Bereich weiträumig umfahren. Empfohlen wird eine Umleitung über die Autobahnen 38 und 71, teilte der Landkreis mit.

Scholz kommt nicht nach Sachsen-Anhalt

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) besucht am Sonntag per Hubschrauber das Hochwassergebiet in Verden in Nordniedersachsen. Ins Hochwassergebiet an der Helme in MSH kommt er aber offenbar nicht.  

Es gibt bei uns keine Ansagen dazu, teilte der Katastrophenstab auf MZ-Anfrage mit. Im Krisengebiet sei ein Hubschrauber im Einsatz. Der fliege aber für das Landesamt für Hochwasserschutz und Wasserwirtschaft (LHW).

Die Deichverteidigung steht im Fokus. „Die überörtliche Hilfe klappt gut“, betonte Landrat André Schröder erneut. Zum Beispiel halfen Einsatzkräfte aus Wittenberg in Oberröblingen. „Das war Gold wert“, sagte Schröder.

Deich bei Oberröblingen stark durchnässt

Nach Angaben des Landkreises bleibt die Lage beim Helme-Hochwasser im westlichen und südlichen Teil des Landkreises Mansfeld-Südharz trotz stagnierender Pegelstände angespannt.

Am Pegel Bennungen wurden laut Landesamt für Hochwasserschutz am Sonntagmorgen (08.30 Uhr) 242 Zentimeter Wasserstand gemessen. Damit bleibt es Hauptaufgabe der Einsatzkräfte vor Ort, die Deiche entlang der Helme engmaschig zu kontrollieren und zu sichern, teilte der Katastrophenstab am Vormittag mit.

Das Hochwasser im Südharz ist weiterhin kritisch.
Das Hochwasser im Südharz ist weiterhin kritisch.
Foto: Klaus Winterfeld

Schwerpunkt ist  der Sangerhäuser Ortsteil Oberröblingen: In der vergangenen Nacht wurde dort mit Unterstützung von knapp 130 Einsatzkräften aus dem Landkreis Wittenberg der stark durchnässte Deich weiter mit Tausenden Sandsäcken gesichert. Hier liege auch heute ein Schwerpunkt des Einsatzes.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt den Landkreis weiter mit Einsatzkräften, Fachpersonal und Technik. So hat das THW in Kelbra und Roßla mobile Messstationen an der Helme installiert, um weitere Pegelstände zu erfassen.

Seit den Weihnachtsfeiertagen sind Hunderte Einsatzkräfte entlang der Helme im Landkreis im Einsatz, um gegen das Hochwasser anzukämpfen.

Noch immer 38 Millionen Liter Wasser im Stausee Kelbra

Schwerpunkt ist  der Sangerhäuser Ortsteil Oberröblingen: In der vergangenen Nacht wurde dort mit Unterstützung von knapp 130 Einsatzkräften aus dem Landkreis Wittenberg der stark durchnässte Deich weiter mit Tausenden Sandsäcken gesichert. Hier liege auch heute ein Schwerpunkt des Einsatzes.

Auch das Technische Hilfswerk (THW) unterstützt den Landkreis weiter mit Einsatzkräften, Fachpersonal und Technik. So hat das THW in Kelbra und Roßla mobile Messstationen an der Helme installiert, um weitere Pegelstände zu erfassen.

Seit den Weihnachtsfeiertagen sind Hunderte Einsatzkräfte entlang der Helme im Landkreis im Einsatz, um gegen das Hochwasser anzukämpfen.

Laut Südharz-Bürgermeister Peter Kohl (parteilos) befinden sich weiter 38 Millionen Kubikmeter Wasser im Stausee Kelbra. Das seien  immer noch zwei Millionen Kubikmeter mehr, als die Höchstmenge, für die Anlage ausgelegt ist, schrieb er am Sonntagmorgen.

„Die Ablassmenge wird nicht erhöht. Sie soll bis auf weiteres so bleiben.“ Die Helme-Pegel seien leicht gesunken. Die Durchflussmenge liege nahezu konstant bei etwa 43 Kubikmetern pro Sekunde. Der Pegel in Bennungen betrage 2,42 Meter, der an der Helmebrücke in Roßla 1,00 Meter.

Zur Zeit gebe es keine weitere Druckerhöhung aufs Grundwasser. Überregional seien die Stau- und Zuflussmengen mehrerer Staueinrichtungen, unter anderem im thüringischen Straußfurt soweit geregelt worden, dass so viel Wasser wie möglich aus der Helme in die Unstrut gelangen kann und somit ein schneller Ablauf gewährleistet werde.

Die von der Gemeinde Südharz zur Verfügung gestellten Notunterkünfte brauchten in der Nacht nicht genutzt zu werden, es habe auch keine Stromabschaltungen gegeben. Einzelne Häuser hätten jedoch Probleme mit Grundwasser, das werde von der Feuerwehr abgepumpt.

Anwohner sollten weiter vorsichtig und wachsam sein. Kohl wandte sich auch Schaulustige, die im Bereich der vom Hochwasser betroffenen Orte an der Helme unterwegs seien. Die könnten besser in Berga Sandsäcke füllen, als den Einsatzkräften im Weg zu stehen.

Pegel im Stausee Kelbra sind leicht

Der Pegel des Stausees Kelbra ist nach Angaben der Feuerwehr Berga am Samstag um sechs Zentimeter gefallen, liegt aber noch 14 Zentimeter über dem Maximum.

Unterstützt werden die Einsatzkräfte von Stadt Halle und aus dem Seegebiet Mansfelder Land. Außerdem waren  erneut das Technische Hilfswerk aus Sangerhausen und Merseburg vor Ort.

 
Der Stausee Kelbra und die Helme sind am Freitag die am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. In Roßla helfen Einwohner und Einsatzkräfte beim Verbauen von Sandsäcken. (Schnitt: Christian Kadubietz/Kamera: Steffi Rohland)

In Berga stehen insgesamt 850 Paletten mit Sandsäcken befüllt bereit. Sie befinden sich auf zwei Lagerplätzen rund um den Bauhof der Gemeinde. 61.000 Sandsäcke liegen noch als Reserve bereit, Nachschub ist schon unterwegs, so die Feuerwehr.

Lesen Sie hier: So ist die Hochwasserlage in Sachsen-Anhalt

Der Landesbetrieb für Hochwasserschutz teilte am Samstagnachmittag mit:  Der  Zufluss zur Talsperre Kelbra aus der Helme beträgt  24 Kubikmeter pro Sekunde. Um die Talsperre weiterhin zu entlasten, erfolge die Abgabe auf konstant hohem Niveau.

 
Die Hochwasserlage bleibt an vielen Orten in Sachsen-Anhalt angespannt. (Schnitt: Alexander Pförtsch, Kamera: VS-Redaktion/MZ-Redaktion)

Das führe auch weiterhin zu einem extrem hohen Wasserstand in der Helme. Der lag am Pegel Bennungen am Sonntagmorgen (6.15 Uhr) bei 2,42 Metern. Dort flossen in der Sekunde 42,9 Kubikmeter durch.

Der Deutsche Wetterdienst sagt für Silvester und Neujahr schauerartigen Regen voraus: Am Dienstag soll es in ganz Deutschland Regen geben. In den Staulagen einiger Mittelgebirge sogar ergiebigen Dauerregen.

Vertiefung der Deichöffnung für Orte in Thüringen

Im Thüringer Teil der Helme wird am Silvestertag die bereits erfolgte Deichöffnung bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth  noch einmal verbreitert. Damit soll noch mehr Wasser in Senken und Felder nahe der Ortschaft abfließen, um den Stausee Kelbra zu entlasten.

Mönchpfiffel-Nikolausrieth ist derweil von steigendem Grundwasser betroffen. Einige Anwohner können inzwischen ihre Sanitärräume nicht mehr nutzen. Der Landkreis stellte einen Sanitärcontainer auf.