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Lage verschärft sich wieder Droht Allstedter Ortsteil Katharinenrieth jetzt Hochwasser aus Richtung Süden?

Helme drohte bei Nikolausrieth in Thüringen in den Ort zu schwappen. Landräte von Mansfeld-Südharz und Kyffhäuserkreis entscheiden, dass der Helme-Deich geöffnet wird.

Von Grit Pommer Aktualisiert: 28.12.2023, 17:41
Aus dem übervoll gelaufenen Stausee Kelbra wird zurzeit verstärkt Wasser abgelassen.
Aus dem übervoll gelaufenen Stausee Kelbra wird zurzeit verstärkt Wasser abgelassen. Foto: Frank Schedwill

Katharinenrieth/MZ. - Der gestiegene Wasserstand in der Helme durch die Abgabe von Wasser aus dem Stausee Kelbra hat am Donnerstag auch die Lage im unteren Lauf des Flusses verschärft. Das Hochwasser gefährdete inzwischen Nikolausrieth im Kyffhäuserkreis. Der Ort liegt knapp drei Kilometer südöstlich vom Allstedter Ortsteil Katharinenrieth in Mansfeld-Südharz.

Einsatzkräfte hatten bei Nikolausrieth Sandsäcke am Helmeufer aufgebaut, um ein Überlaufen des Wassers in den Ort zu verhindern. Am späten Nachmittag teilte der Landrat von Mansfeld-Südharz, André Schröder (CDU), mit, dass in Abstimmung zwischen ihm und seiner Amtskollegin im Kyffhäuserkreis, Antje Hochwind-Schneider (SPD), entschieden worden sei, den Helme-Deich in der Flur Allstedt etwa einen Kilometer nördlich von Mönchpfiffel-Nikolausrieth gezielt zu öffnen, um das Wasser auf umliegende Felder zu leiten. Die Maßnahme soll auch den Ort Heygendorf schützen, der ebenfalls vom Helmehochwasser bedroht war.

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Landwirtschaftliche Flächen werden gezielt geflutet

Fachleute vom Thüringer Landesamtes für Umwelt, Bergbau und Naturschutz öffneten den Deich und ließen das Wasser kontrolliert über die Riethflächen westlich und südwestlich von Mönchpfiffel-Nikolausrieth abfließen. Überflutet würden damit landwirtschaftliche Nutzflächen. Der Pegel der Helme steige weiter an, weil der Kelbraer Stausee dringend entlastet werden müsse.

Neben der Deichentlastung bei Mönchpfiffel-Nikolausrieth sei die Deichverteidigung und -kontrolle die wesentliche Aufgabe der kommenden Stunden, erklärte Schröder. Der Krisenstab des Landkreises halte alle Maßnahmen und Warnhinweise aufrecht – hierzu zähle auch die Empfehlung der freiwilligen Evakuierung von Thürungen.

Warnung vor Hochwasser aus Süden für Katharinenrieth „neue und erschreckende Erfahrung“

Eine Warnung vor Hochwasser aus der Fläche südlich des Ortes und die Ankündigung einer möglichen Evakuierung hatten in Katharinenrieth am Dienstagabend noch für Aufregung, aber auch Verwunderung gesorgt. Zu diesem Zeitpunkt stand die Helme dort noch rund einen Meter unter der Dammkrone. Da habe es keinerlei Befürchtungen gegeben, berichtet Ortsbürgermeister Reinhard Beck. Zumal die Dämme „top in Ordnung“ seien, wie er erklärt.

Bei Hochwasser in der nördlich und östlich an Katharinenrieth vorbeiführenden Helme fließe das Wasser normalerweise in die Allstedter Wiesen ab. Die Firma Trans-Kath habe Sand zur Verfügung gestellt und es seien Säcke gefüllt worden, die man an einer etwas niedrigeren Stelle am Damm hätte verbauen können.

Zwei Meter Wasserstand in der Fläche als schlimmstes Szenario

Umso erstaunter waren viele, als am Abend die Feuerwehr von Haus zu Haus ging und informierte, dass man sich auf eine mögliche Evakuierung vorbereiten solle, berichtet Beck. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass es südlich vom Dorf einen Wasserstand von bis zu zwei Metern geben und der Ort aus dieser Richtung überflutet werden könnte. „Dass Wasser aus Süden droht, das ist eine völlig neue und erschreckende Erfahrung“, sagt Beck.

In den Beratungen mit dem Landesbetrieb für Hochwasserschutz habe man schlimmstenfalls eine flächige Überschwemmung nicht ausschließen können und deshalb vorbeugend gewarnt, sagt Allstedts Bürgermeister Jürgen Richter (CDU).