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  7. Hochwasser an der Helme im Südharz: Pegel auf hohem Niveau - Bahnstrecke gesperrt - Helfer benötigt

Kampf gegen die Fluten Abgabe aus Stausee wird erhöht - Helme-Pegel steigt - Bahnstrecke gesperrt - Feuerwehr sucht Helfer

Im Katastrophengebiet an der Helme verharren die Pegel auf hohem Niveau. Es wird weiter versucht, Platz in der Talsperre zu schaffen. So ist die Lage am ersten Tag des neuen Jahres:

Von Frank Schedwill Aktualisiert: 01.01.2024, 17:38
Wie hier in Oberröblingen kämpften die Fluthelfer überall an der Helme mit Sandsäcken gegen das Hochwasser. 
Wie hier in Oberröblingen kämpften die Fluthelfer überall an der Helme mit Sandsäcken gegen das Hochwasser.  Foto: Heiko Rebsch/dpa

Sangerhausen/MZ/DUR - Im Katastrophengebiet an der Helme verharren die Pegel auf Hohem Niveau. Es wird weiter versucht, Platz in der Talsperre zu schaffen. Am Neujahrs-Vormittag (10.45Uhr) betrug der Wasserstand in Bennungen 2,42 Meter. So ist die Lage am ersten Tag des neuen Jahres:

 
Die Hochwasserlage bleibt im Mansfeld-Südharz weiterhin angespannt. (Schnitt: Bernd Stiasny, Kamera: Frank Schedwill/Steffi Rohland)

Deiche nicht betreten

Die Feuerwehr Roßla weist drauf hin, dass Betreten der Deiche derzeit verboten ist. „Jedes Betreten führt zur Beschädigung der Grundsubstanz der Deiche und kann verheerende Folgen für diese haben“, heißt es.

Abgabe aus Stausee wird erhöht: höhere Helme-Pegel erwartet

Laut Landesamt für Hochwasserschutz (LHW) sind die Zuflüsse zur Talsperre Kelbra derzeit leicht rückläufig. Aufgrund der prognostizierten Niederschläge für den Zeitraum vom 2. bis 4. Januar werde die Abgabe aus der Talsperre aber um weitere fünf  Kubikmeter stufenweise im Laufe des Montags erhöht.

Am Pegel Bennungen beträgt der Wasserstand derzeit 2,42 Meter. Es sei mit einem erneuten Anstieg zu rechnen, so das LHW am Montagnachmittag.  Der Anstieg werde sich dann auch im weiteren Verlauf der Helme fortsetzen.

Deutlich weniger Wasser im Stausee Kelbra

Der Füllstand des Stausees in Kelbra ist deutlich gesunken. Nach Angaben des Landesamtes für Hochwasserschutz befanden sich um 7 Uhr am Neujahrstag 36,7 Millionen Kubikmeter Wasser im See und damit deutlich weniger als zuletzt. In den vergangenen Tagen waren bis zu 40 Millionen Kubikmeter gemessen worden. Eigentlich ist die Anlage nur  für insgesamt 35,6 Millionen  Kubikmeter ausgelegt.

Schutz der Orte an der Helme: Zweite Verteidigungslinie geplant

Auf Grund einer ungünstigen Dauerregen-Vorhersage des Deutschen Wetterdienstes für den Harz/Südharz mit 60 bis 65 Litern je Quadratmeter muss wohl wieder ehr Wasser aus der Talsperre Kelbra in die Helme abgelassen werden, teilte Landrat André Schröder (CDU) , der Leiter des Katastrophenstabs am Montagnachmittag mit. „Die Deichverteidigung bleibt weiter oberste Aufgabe. Darüber hinaus müssen zweite Verteidigungslinien um Ortschaften errichtet werden, wo dies möglich ist, um bei Überflutungen der Deiche Ortslagen zu schützen.“

Einschränkungen in der Abwasserentsorgung in Thürungen, Martinsrieth und Niederröblingen

Aufgrund der aktuellen Hochwasserlage kommt es nach Auskunft des zuständigen Wasserverbandes „Südharz“ zu Einschränkungen in der Abwasserentsorgung in Thürungen, Martinsrieth und Niederröblingen. Grund ist der steigende Grundwasserspiegel.

Die betroffenen Einwohner sind daher aufgefordert, dem Abwasser nichts mehr zuzuführen. Der Wasserverband organisiert derzeit mobile Toiletten. Die Trinkwasserversorgung ist gewährleistet.

Der Landkreis weist darauf hin, dass für die Ortschaft Thürungen in der Goldenen Aue nach wie vor die Empfehlung der freiwilligen Evakuierung gilt, die Turnhalle in der Ziegelhüttenstraße in Kelbra steht als Notunterkunft zur Verfügung.

Auch Oberröblingen braucht Helfer

Die Feuerwehr Oberröblingen benötigt ebenfalls Hilfe zum Sandsackfüllen und -verbauen. Wer helfen will, sollte auf das Gelände der Europool (ehemals neue Mifa-Halle), An der Wasserschluft, in Sangerhausen kommen. Beginn ist am Neujahrstag um 13:30 Uhr.

Helfer sollten Handschuhe und Schaufeln mitbringen. „Nähere Infos gibt es dann vor Ort“, so die Feuerwehr.

Bahnstrecke wird auf unbestimmte Zeit gesperrt

Aufgrund der aktuellen Hochwasserlage und den damit verbundenen Sicherungsmaßnahmen an den Deichen muss jetzt die Bahnstrecke Sangerhausen-Erfurt zwischen den Bahnhöfen Oberröblingen und Artern auf unbestimmte Zeit gesperrt werden. Das teilt der Landkreis mit. Die entsprechenden Absprachen mit der Deutschen Bahn sind erfolgt.

Grund für die Sperrung sei der Einsatz eines Zwei-Wege-Baggers am Bahndamm bei Oberröblingen, um hier den Deich zu sichern. Die Bahnstrecke sei der einzige Weg, den Technik und Einsatzkräfte nehmen könnten. Die Deutsche Bahn richte zwischen Sangerhausen und Artern nun einen Schienenersatzverkehr ein.

Neben der Bahnstrecke sind aktuell wegen des Helme-Hochwassers folgende Straßen gesperrt: die B 85 zwischen Berga und Kelbra, die L 230 zwischen Oberröblingen und Edersleben, die K 2298 zwischen Wallhausen und Brücken und die Verbindungsstraße Oberröblingen - Martinsrieth - Wallhausen (der sogenannte „Indianerweg“).

Der Landkreis hat ein Bürgertelefon geschaltet: Dieses ist in der Zeit von 8 Uhr bis 20 Uhr unter der Rufnummer 03464/5 35 19 60 oder per E-Mail unter [email protected] erreichbar.

Erneut Hilfe zum Sandsackfüllen benötigt

Die Roßlaer Feuerwehr ruft die Einwohner von Roßla und Bennungen wieder zum Sandsackfüllen auf. Wer helfen will, sollte am Neujahrstag zum ehemaligen Holzplatz am Fußstieg, nahe des Kieswerks in Roßla, kommen und eine Schaufel mitbringen. Helfer sollten aber nicht mit dem Auto dorthin fahren, da keine Parkplätze vorhanden sind.

Kohl fordert, die Ursache der Katastrophe zu analysieren

Laut Südharz-Bürgermeister Peter Kohl haben einige Kameradinnen und Kameraden der Feuerwehr den Jahreswechsel in den Gerätehäusern in Bennungen und Roßla verbracht. Er habe mit den Einsatzkräften um Mitternacht in Roßla auf ein hoffentlich gesundes und ruhiges Jahr 2024 angestoßen.

„Kommen wir gut und möglichst mit wenig Schäden durch diese Katastrophe“, so der Wunsch des Bürgermeisters. Er richtete aber auch bereits den Blick nach vorn:

„Arbeiten wir anschließend die Ursachen heraus und stellen die Fehler ab. Jetzt geht es aber erst einmal um die Sicherheit von Menschen und Sachwerten, danach um die dringende Auswertung und Konsequenzen.“

Straßensperrungen durch Hochwasser an der Helme: Gebiet weiträmig umfahren

Am Vormittag des Neujahrstages ist die Kreisstraße zwischen Wallhausen und Brücken (K 2298) wegen Überflutung voll gesperrt worden, teilte die Leitstelle des Landkreises mit.  Eine Umleitung sei ausgeschildert.

Lesen Sie auch: Leichte Entspannung am Stausee Kelbra - Deich bei Oberröblingen stark durchnässt

Die Leitstelle gab folgende Handlungsempfehlung: „Umfahren Sie das betroffene Gebiet weiträumig.

 
Der Stausee Kelbra und die Helme sind am Freitag die am stärksten vom Hochwasser betroffenen Gebiete. In Roßla helfen Einwohner und Einsatzkräfte beim Verbauen von Sandsäcken. (Schnitt: Christian Kadubietz/Kamera: Steffi Rohland)

Fahren Sie nicht durch überflutete Straßen. Schon eine geringe Wasserhöhe kann die Steuerung behindern.

Folgen Sie den Anweisungen der Einsatzkräfte.“ Wegen des Hochwassers ist bereits seit Tagen die B 85 zwischen Kelbra und Berga gesperrt. Die mit Sandsäcken verbaute Straße dient nun als Art Ersatzdeich.

Neue Unwetterwarnung für den Südharz

Für Mansfeld-Südharz und angrenzende Gebiete in Thüringen besteht von Dienstag, 2. Januar, 0 Uhr, bis Donnerstag, 4. Januar, 0 Uhr, eine neue Unwetterwarnung des Deutschen Wetterdienstes (DWD).

Es werden dabei im Einzugsgebiet der Helme Niederschlagsmengen zwischen 60 und 80 Litern pro Quadratmeter erwartet. Entwarnung sieht anders aus.