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Haldenbesteigung bei tropischer Hitze Haldenbesteigung in Sangerhausen: Rettungseinsatz und gescheiterter Rekordversuch

Von Grit Pommer 29.05.2017, 08:16
Rund 750 Leute wagen die Haldenbesteigung der Abraumhalde bei Sangerhausen.
Rund 750 Leute wagen die Haldenbesteigung der Abraumhalde bei Sangerhausen. Maik Schumann

Sangerhausen - Gegen 13 Uhr ist klar: Das mit dem Rekord wird heute nichts. 15 Mal ist Lars Heerdegen bis zu diesem Zeitpunkt die große Abraumhalde des Sangerhäuser Thomas-Müntzer-Schachtes hinaufgestiegen. Ihn plagen Magen- und Muskelkrämpfe, er kann kaum etwas essen. Und beim Blick auf die Uhr muss er sich eingestehen, dass 31 Haldenbesteigungen bis 16 Uhr nicht mehr zu schaffen sind. Dennoch wirkt der drahtige Röblinger nicht k.o., als er seinen Rekordversuch abbricht. Es ist die sachlich-kühle Entscheidung eines Sportsmanns. „Man braucht wirklich einen guten Tag, um so was zu schaffen“, sagt der 45-Jährige. „Aber dazu sind Rekorde ja da - dass man sie nicht jederzeit aufstellen kann.“

Rund 750 Leute wagen die Haldenbesteigung der Abraumhalde bei Sangerhausen

Wenig später bekommt Heerdegen an der Halde Besuch vom bisherigen Rekordhalter. Axel Richter, der vor zwei Jahren insgesamt 30 Mal die Halde hinauflief, will nachschauen, wie es um seinen Rekord steht. Den will Heerdegen nächstes Jahr im Mai wieder angreifen. Bei der Haldenbesteigung Ende August ist er schon bei einem 24-Stunden-Rennen am Start.

Richter macht aber auch gleich eine Ansage: Sollte jemand seine 30 Gipfeltouren toppen, dann wird er umgehend versuchen, nachzulegen. Einen neuen persönlichen Rekord stellt unterdessen André Becker auf, der 2015 direkt gegen Richter antrat. Becker beginnt schon in den frühen Morgenstunden mit dem Haldenaufstieg und schafft es 25 Mal - das sind drei mehr als vor zwei Jahren.

Rund um die sportlichen Leistungen ist die Haldenbesteigung wieder ein Volksvergnügen. Trotz der sommerlichen Hitze wagen sich rund 750 Leute an den Aufstieg - normalerweise sind es um die tausend. Junge, Alte, Einzelkämpfer, Pärchen und Familien kraxeln den steilen Weg hinauf, der einen auf 144 Höhenmetern zwar ordentlich fordert, dafür aber oben auf dem Plateau mit einem herrlichen Rundblick belohnt.

Mann erleidet Kollaps und kippt auf Halde bewusstlos um

Die Temperaturen fordern dennoch ihren Tribut - die Veranstaltung wird von einem Rettungseinsatz überschattet. Gegen 11 Uhr erleidet ein Mann aus Eisleben etwa auf halber Strecke einen Kollaps und kippt bewusstlos um. Die Mitarbeiter der Rosenstadt Sangerhausen GmbH, die das Geschehen am Hang überwachen, stürmen sofort mit einer Trage los und holen ihn vom Berg herunter. Ein Rettungswagen wird gerufen. Weil der nicht gleich einen Notarzt mitbringen kann, wird einer mit dem Hubschrauber eingeflogen. Der Mann ist aber ansprechbar und kann mit dem Krankenwagen in die Klinik gebracht werden.

Bei einem weiteren Besucher verhindern die Betreuer gleich am Fuße des Haldenkegels Schlimmeres. Sie beobachten, wie der ältere Herr schwankt und immer wieder zurücktaumelt. Auch hier spielt der Kreislauf nicht mit. Zwei Leute nehmen ihn in die Mitte und führen ihn zurück zu den Sitzbänken.

Für die meisten Besucher jedoch ist der Haldenaufstieg ein sportliches Vergnügen. Selbst kurz vor 16 Uhr nehmen noch Leute die Strecke in Angriff. Carsten Günther, sein Sohn Lucas und Ellen Scherner haben die Hohe Linde da schon bezwungen und zeigen stolz die Stempel in ihren Gipfelpässen. „Anstrengend, aber sehr schön. Würde ich gern noch mal machen“, sagt die Berlinerin.

Nächster Aufstieg in Sangerhausen im August möglich

Torsten Müller von der Rosenstadt GmbH staunt am Sonntag selbst, wie groß der Andrang trotz der Hitze ist. Er würde sich bei manchen Besuchern aber wünschen, dass sie vernünftiger an die Sache herangehen. „Hier kommen Leute in Sandalen her“, berichtet er kopfschüttelnd. Und mancher lässt sich auch nicht davon abbringen, schon mit kleinen Kindern auf die Piste zu gehen. Empfohlen wird der Aufstieg erst ab einem Alter von sechs Jahren. Denn der Weg über das Geröllfeld hat trotz Handlauf-Seil seine Tücken, vor allem, wenn es wieder bergab geht. Ein kleiner Fehltritt hat schon manchem blutende Schürfwunden beschert. (mz)

Der nächste offizielle Aufstieg ist am 27. August möglich. Schon am 11. Juni kann man unterdessen die Halde des Fortschritt-Schachts in Eisleben bezwingen.