Grundschule Berga Grundschule Berga: Klage gegen Schließung

BERGA/MZ - Im Kampf um die Rettung der Grundschule in Berga zeichnet sich ein juristisches Tauziehen ab. Verbandsgemeindebürgermeister Ernst Hofmann (CDU) werde gegen die Entscheidung des Landesschulamtes vor dem Verwaltungsgericht klagen. Das sagten Bergas Bürgermeisterin Marlies Schneeberg ( CDU) und Elternvertreter am Donnerstagabend auf einer Informationsveranstaltung im Handwerkerhof des Ortes. Hofmann habe ihnen das definitiv zugesichert.
Das Landesschulamt hatte die von der Verbandsgemeinde und dem Landkreis geplante Verbundlösung untersagt: Die Grundschule Berga kann demnach nicht wie vorgesehen mit dem neuen Schuljahr als Außenstelle der Kelbraer Burggrundschule weiter betrieben werden, sie muss zum 1. August schließen. Laut Schneeberg hat Hofmann bereits die Anwaltskanzlei Dr. Illgen & Kollegen in Sangerhausen mit der Vertretung der Verbandsgemeinde beauftragt. Die habe die Arbeit aufgenommen, unter anderem sei eine Fotodokumentation über die Bergaer Grundschule erstellt worden.
Hofmann nahm an der von etwa 40 Eltern besuchten Versammlung selbst nicht teil. Er ist erkrankt. Sondersitzung des Verbandsrates Michael Peckruhn (Sportverein Fortuna Bücken), der Vorsitzende des Verbandsgemeinderates, kündigte eine Sondersitzung des Gremiums für kommende Woche an. Dann soll ein offizieller Beschluss über die Klage auf der Tagesordnung stehen. Nach Angaben von Ernst Romoser vom Aktionsbündnis „Grundschulen vor Ort“ hat eine Klage aufschiebende Wirkung.
Schulbetrieb bis zur juristischen Entscheidung?
Dies bedeute, die Schule müsse bis zu einer juristischen Entscheidung weiter betrieben werden. Ob das stimmt, ist unklar. Vom Landesschulamt in Halle war dazu trotz mehrfacher Anfragen bisher keine Stellungnahme zu bekommen. Romoser und Walter Helbing vom Aktionsbündnis rieten den Eltern, Zeit zu gewinnen. In ein, zwei Jahren könne die Schulpolitik des Landes schon ganz anders aussehen. Allerdings sind der Bergaer Schulleiter Klaus Ringleb, die drei Lehrer und die pädagogische Mitarbeiterin bereits versetzt worden, so dass sie eigentlich nicht mehr zur Verfügung stehen. Ringleb wird künftig eine Schule in Lützen leiten.
Er sollte erst nach Bad Dürrenberg abgeordnet worden. Unterschriftensammlung gestartet Hintergrund: Die Grundschule Berga erfüllt die vom Land geforderten Mindestschülerzahlen nicht. Bisher wurde die Schule mit einer Ausnahmegenehmigung betrieben. Nach den Vorgaben gelten Grundschulen ab 1. August nur als bestandsfähig, wenn mindestens 60 Schüler unterrichtet und mindestens 15 Kinder eingeschult werden. In Berga wären es aber ab dem neuen Schuljahr insgesamt nur 49 Schüler, darunter zehn Abc-Schützen. Da laut der Verbandsgemeinde aber in Kelbra nicht für alle Kinder Platz ist, hatten Verbandsgemeinderat und Landkreis die Außenstellenlösung favorisiert. Das Gebäude sei bereits heute - ohne die Schüler aus Berga - vollständig ausgelastet, hieß es.
Brief an Politiker
Das Landesschulamt in Halle kam bei einer Besichtigung zu einem gegenteiligen Ergebnis: „Eine Außenstelle ist gemäß Schulentwicklungsverordnung nur befristet zulässig, wenn die aufnehmende Schule nicht über hinreichende Kapazitäten verfügt“, sagte Schulamtssprecherin Silke Stadör. In einer schulfachlichen Stellungnahme stehe aber, dass die Raumkapazität in Kelbra groß genug sei. Die Grundschule Kelbra könne mit Aufnahme der Kinder aus Berga sogar zweizügig geführt werden. Die Bergaer bezweifeln das. Der Elternratsvorsitzende Thomas Huhndorf hat einen Brief an hochrangige Bundespolitiker geschrieben und darin um Hilfe gebeten. Er verweist auch darauf, dass Berga über ein großes Gewerbegebiet mit 1 000 Arbeitsplätzen verfügt. Die Schule sei immer ein Grund für Investoren und Familien gewesen, in den Ort zu ziehen. Kelbras Schule doch groß genug? Der Bergaer Gewerbeverein, der 45 Industrie- und Gewerbebetriebe vertritt, startete am Donnerstag eine Unterschriftensammlung zum Erhalt der Schule.
Sie soll Ministerpräsident Rainer Haseloff (CDU) übergeben werden. Im zugehörigen Schreiben bitten die Unterzeichner, die Entscheidung des Landesschulamts zu überprüfen. Viele Kelbraer sehen das anders: Laut Kelbras Bürgermeister Lothar Bornkessel (Freie Wähler) ist die Burggrundschule nämlich in der Lage, alle Kinder aufzunehmen - „problemlos“, wie er sagt. Anfang der 90er Jahre seien in der Schule über 220 Kinder in neun Klassen unterrichtet worden. „Jetzt sind wir bei etwa 100 Kindern aus Kelbra und etwa 50 aus Berga.“ Es brauche deshalb auch baulich nichts verändert zu werden.
Sollte die Grundschule Berga geschlossen bleiben, gibt es im Bereich der Verbandsgemeinde Goldene Aue nur noch Grundschulen in Kelbra und in Wallhausen. In Wallhausen werden dabei Kinder aus Wallhausen mit seinen Ortsteilen sowie Brücken-Hackpfüffel unterrichtet.
Die Grundschüler aus Edersleben lernen im Sangerhäuser Ortsteil Oberröblingen. Die Schulen in Wallhausen und Kelbra gelten langfristig als gesichert.
Persönlich tue ihm die Schließung der Schule in Berga sehr leid. „Die Immobilie bei uns in Kelbra ist aber groß genug“, so Bornkessel. „Man sollte ehrlich sein und die Tatsachen nicht verdrehen.“ Doris Betker, die frühere Schulleiterin in Kelbra, bestätigt die Angaben des Bürgermeisters. Bornkessel lud alle Eltern ein, sich die Schule anzusehen. Sie bräuchten sich zuvor nur im Kelbraer Rathaus zu melden. Marlies Schneeberg aus Berga hielt entgegen: Man könne die bauliche Qualität beider Schulen nicht vergleichen. Die Möglichkeiten für den Unterricht der Grundschüler seien in Berga wesentlich besser als in Kelbra.


