Goldener Saal im Amtsgericht Goldener Saal im Amtsgericht: Sangerhausen plant Festsaal

Sangerhausen - Landesjustizministerin Anne-Marie Keding hat Sangerhausens Oberbürgermeister Ralf Poschmann (beide CDU) kürzlich bereits als künftigen Hausherrn im sogenannten Goldenen Saal des Amtsgerichts begrüßt. Denn der Sanierungsträger Saleg hat das Gebäude für rund 30.000 Euro im Auftrag der Stadt von der Justiz erworben. Der Raum soll nun mit Hilfe von Städtebaufördermitteln hergerichtet und wieder dauerhaft nutzbar gemacht werden. An dem Vorhaben war seit Jahrzehnten gearbeitet worden. Erste Überlegungen dazu gab es nach Angaben der Stadt bereits kurz nach der politischen Wende 1989.
Derzeit ist aber nichts Goldenes in dem Saal im Südflügel des Gerichtsgebäudes zu entdecken. Der rund 200 Quadratmeter große schmucklose Raum erinnert eher an das Innere einer Scheune als an einen Prunksaal. In den 1990er Jahren galt der Saal sogar als einsturzgefährdet. 1997 wurde das Gebäude dann mit einem Aufwand von etwa einer Million Mark gesichert: Das Staatshochbauamt Halberstadt ließ damals einen Betonring auf die alten Mauern setzen und einen neuen Dachstuhl errichten, so dass der Verfall gestoppt werden konnte.
Nach der geplanten Sanierung soll der Saal aber in den nächsten Jahren multifunktional und möglichst oft genutzt werden. „Wir wollen uns soweit, wie es geht, öffnen“, wie Torsten Schweiger, Fachbereichsleiter für Stadtentwicklung und Bauen, sagt. Möglich seien beispielsweise Festveranstaltungen, Ausstellungen aber auch Ausschuss- oder Ratssitzungen. Bisher finden die Sitzungen des Stadtrats immer in der Aula der Grundschule Südwest statt. Im Gegensatz zu anderen Städten der Umgebung verfügt Sangerhausen über keinen richtigen Ratssaal.
Damit das Projekt gelingt, setzt die Stadt auf ein Förderprogramm der Europäischen Union, das die regionale Entwicklung fördern soll. Von dort erhofft man sich zusätzlich zur regulären Städtebauförderung von 80 Prozent einen weiteren Zuschuss von bis zu 13 Prozent, die im Rahmen eines Wettbewerbs vergeben werden. Von 40 Orten in Sachsen-Anhalt, die an dem Programm teilnehmen, ist Sangerhausen in die Runde der letzten zehn gekommen. „Wir sind optimistisch, dass wir auch diese Runde überstehen und das Geld erhalten werden“, sagt Schweiger. Denn bei geschätzten Baukosten von 1,1 Millionen Euro sei es schon ein gewaltiger Unterschied, ob die Stadt 20 oder sieben Prozent als Eigenanteil aufbringen müsse.
Die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, soll im Spätsommer fallen. Aber auch ohne die zusätzliche Förderung will die Stadt den Saal ausbauen. Neben dem eigentlichen Festsaal sollen verschiedene Nebenräume sowie Sanitäranlagen errichtet werden.
Ein zweiter Zugang, der auch als Rettungsweg genutzt werden kann, wird zur Schlossgasse hin entstehen, wo die Stadt seit einiger Zeit ein Grundstück besitzt. Der Hauptzugang in den künftigen Festsaal ist aber über das Neue Rathaus geplant.
Bei dessen Bau war ein Treppenhaus so angeordnet worden, dass eine Mauer durchbrochen und als Zugang zum Goldenen Saal dienen kann. Vorteil: Der Saal kann so auch genutzt werden, wenn das Amtsgericht geschlossen ist.
Schweiger sagte, er rechne damit, dass die Stadt im Herbst die Planungsleistungen vergeben kann: „Geht alles glatt, könnte dann im nächsten Jahr Baustart sein.“ (mz)