Gipswerke in Rottleberode Gipswerke in Rottleberode: Knauf baut mehr Gips ab

Rottleberode - Der Baustoffproduzent Knauf Deutsche Gipswerke in Rottleberode (250 Beschäftigte) wird Ende des ersten Quartals seine neue Recyclinganlage für Gipsabfälle in Betrieb nehmen. Das kündigte am Montag Werkleiter André Materlik beim traditionellen Neujahresempfang des Unternehmens an. Der Aufbau der Anlage war Bestandteil eines fünf Millionen Euro umfassenden Investitionsprogramms für 2018.
Fördermenge verdreifacht
„Wir blicken auf ein sehr erfolgreiches Geschäftsjahr zurück. So wurden 2018 rund 900.000 Tonnen Rohgips abgebaut. Das ist dreimal mehr als vor 20 Jahren“, sagte Materlik im Beisein von Carlo Knauf, Technischer Direktor der weltweit agierenden Knauf-Gruppe, zu der der Standort Rottleberode gehört. Für das laufende Jahr sind nach Unternehmensangaben erneut Ausgaben von vier Millionen Euro geplant. Neben einer neuen Werkseinfahrt hofft Materlik auch auf das Ende der Bauarbeiten im Verwaltungsgebäude und die Fertigstellung der Kantine. Schließlich hat sich der Standort an der Landesgrenze zwischen Thüringen und Sachsen Anhalt zum nördlichen Logistikzentrum der Knauf-Gruppe in Deutschland entwickelt. Allein im abgelaufenen Jahr 2018 hatten etwa 8.000 Lastwagen das Werk in Rottleberode verlassen, hinzu kommen 250 Züge, die mit Anhydrit beladen waren.
Gipswerke stellen sich auf Kohleausstieg ein
Rund 10.000 Tonnen Produktionsabfälle sollen künftig in der neuen Recyclinganlage verarbeitet werden. 90 Prozent aller Produktionsabfälle des eigenen Werkes sollen nach der Aufbereitung wieder zurück in den Produktionsprozess fließen. Verglichen mit der Gesamtproduktion ist das jedoch nur eine kleiner Teil. Doch die Rohstoffgewinnung gewinnt angesichts des geplanten Kohleausstieges immer mehr an Bedeutung. Schließlich fallen mit dem Ende der Braunkohle auch die sogenannten Rea-Gipse weg, die in den Rauchgasentschwefelungsanlagen der Kohlkraftwerke anfallen. Das ist nach Angaben des Verbandes der Gipsindustrie mehr als die Hälfte des Gipsbedarfes in Deutschland.
Im Südharz will man für dieses Szenario gerüstet sein und hat bereits einen neuen Betriebsplan aufgestellt, der über das Jahr 2090 hinaus reicht. „Die Stellungnahmen zum Planfeststellungsverfahren sind größtenteils positiv“, sagte Materlik der MZ. Mit einer Genehmigung sei jedoch frühestens im kommenden Jahr zu rechnen. Dabei geht es auch um einen Flächentausch von 15 Hektar des insgesamt 315 Hektar großen Bergwerksfeldes, das sich in Besitz des Familienunternehmens befindet. Dabei war der Rohstoffproduzent von seinen ursprünglichen Plänen bereits abgerückt. Die sahen vor, am „Alten Stolberg“ 27 Hektar bereits genehmigte Abbaufläche abzugeben und im Gegenzug 27 Hektar, die außerhalb des Bergwerkfeldes liegen, in dieses einzubeziehen.
Größtes zusammenhängendes Gipsvorkommen in Europa
Das Gebiet am „Alten Stolberg“ ist eines der umstrittensten Gips-Abbaugebiete im Südharz überhaupt. Um den Betriebsplan bei Knauf gibt es seit den 1990er Kontroversen. Ebenso besteht seitdem das Naturschutzgebiet „Alter Stolberg“.
Die Gipsindustrie ist ein bedeutender Wirtschaftsfaktor im Südharz. In einem Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung aus dem Jahr 2015 wird deutlich, dass seit der Wende mehr als 1.300 Arbeitsplätze entstanden sind und 32 Millionen Euro an Steuern und Abgaben durch die Südharzer Gipsunternehmen generiert werden. Die Wertschöpfung liegt bei annähernd 100 Millionen Euro. Im Südharz lagert mit über 100 Millionen Tonnen das größte zusammenhängende Gipsvorkommen in Europa. (mz)