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Gesprächsrunde im Museum Gesprächsrunde im Museum: Auf den Spuren eines Sangerhäuser Künstlers

Von Steffi Rohland 20.10.2014, 12:54
Dieter Gerboth, Rainer Mülhausen und Klaus F. Messerschmidt im Gespräch mit Dieter Kupfernagel, Vorsitzender des Einar- Schleef-Arbeitskreises (v.li.).
Dieter Gerboth, Rainer Mülhausen und Klaus F. Messerschmidt im Gespräch mit Dieter Kupfernagel, Vorsitzender des Einar- Schleef-Arbeitskreises (v.li.). Steffi Rohland Lizenz

Sangerhausen/MZ - Leben und Werk von Wilhelm Schmied sind in Sangerhausen nicht vergessen. Diesen Eindruck teilte Wolfgang Laue, der Neffe des Kunstmalers Wilhelm Schmied (1910-1984), mit den Teilnehmern im Vortragssaal des Spengler-Museums. Er war extra aus Rostock angereist. „Ich freue mich über die positive Meinung, die über Wilhelm Schmied herrscht“, sagte Laue. Er erinnert sich, dass der Malzirkel sowie Einar Schleef immer ein Thema in der Familie waren.

Die Tagebuchnotizen von Einar Schleef hatten die Mitglieder des Einar-Schleef-Arbeitskreises und des Kulturvereins Armer Kasten auf die Idee gebracht, „Auf Spuren Sangerhäuser Künstler“ zu wandeln. Dazu hatten sie ehemalige Mitglieder des „Zirkels für bildnerisches Volksschaffen“ (Malzirkel) eingeladen, dessen Leiter Wilhelm Schmied war. Auch wenn nicht alle, wie der Bildhauer und Schriftsteller Klaus Friedrich Messerschmidt eine eigene künstlerische Laufbahn einschlugen, hatte Wilhelm Schmied doch ihr Leben geprägt. Das zeigte eine Auswahl von Bildern, die der ehemalige Kunsterzieher Dieter Gerboth und das frühere Malzirkel-Mitglied Rainer Mülhausen mitgebracht hatten und im Stil ähnlich waren.

Rainer Mülhausen (71) lernte im Malzirkel auch Einar Schleef kennen. „Einar wurde von Schmied gefördert, er war viel talentierter als ich. Ich wusste gar nicht unter welchem Druck Schleef im Elternhaus stand“, sagte Mülhausen. „Im Malzirkel nahm er manchmal eine Auszeit und machte gar nichts. Wilhelm Schmied nahm ihn aber immer in Schutz und sagte nur, ´dann macht er das nächste Mal mehr„.“ Der Sangerhäuser Künstler Klaus Friedrich Messerschmidt erhielt von Wilhelm Schmied „die strenge Empfehlung, einen Beruf zu erlernen“. Das tat er und wurde Tischler. Aber seine künstlerische Entwicklung ging weiter und man traf sich in den 1970er Jahren wieder im Verband der Künstler. Er beschreibt Schmied als väterliche Figur und erinnert sich, dass er, zu jener Zeit außergewöhnlich, einen VOLVO, fuhr. Dieter Gerboth erinnerte an die materiellen Schwierigkeiten des Künstlers. „Denken sie mal 50 Jahre zurück“, sagte er. „Was gab es für Farbe und Pinsel?“ Bewundernswert fand er Schmieds handwerkliche Fertigkeiten. Gerboth sagte: „Er hat aus nichts was gemacht“.

Lesen Sie auf der Seite mehr über das Leben und Wirken Wilhelm Schmieds.

Auch das interessierte Publikum hatte viele persönliche Erinnerungen an Schmied beizutragen. Joachim Flemming aus Sangerhausen kam an dem Tag zum Malzikel, als Schmied den Nationalpreis der DDR erhielt. Der gelernte Rundfunkmechaniker reparierte Schmieds Radio, Marke „Beethoven“.

Der Künstler sagte zu ihm, es muss nur ein Sender kommen: „Der Bayrische“. Wulf Brandt aus Berlin berichtete, dass Schmied sehr gut Geige spielte. Ilse Schneider war mit Schmieds Tochter, der Malerin und Grafikerin Ursula Rein befreundet. Sie sagte offen: „Ich habe Ursel um den liebevollen Vater beneidet.“

Helmut Loth vom Sangerhäuser Geschichtsverein erinnerte an die Arbeiten Wilhelm Schmieds in den Kirchen der Stadt und die Sgraffitis „Am Bergmann“. Im Gegensatz zum Mosaik an der Gagarin-Schule und an der ehemaligen Kaufhalle Süd, blieb diese „Kunst am Bau“ erhalten. Allerdings fragte Gerd Weller, warum das Schmied-Bild mit dem Rosenstrauß und der Sangerhäuser Stadtsilhouette im Trauzimmer des Rathauses verschwunden sei. Es fristet nun sein Dasein im Magazin des Spengler-Museums. (mz)

Der Maler und Grafiker Wilhelm Schmied wurde am 13. April 1910 in Dresden geboren. Er erlernte den Beruf des Möbelmalers. 1930 studierte er an der Kunstgewerbeschule in Nürnberg. 1934 legte er die Meisterprüfung als Malermeister ab. Bis zur Einberufung arbeitete er als selbstständiger Malermeister in Sangerhausen. 1946 begann er die freiberufliche Tätigkeit als Maler und Grafiker. Im neu errichteten Bahnhof entstand das Wandmosaik. Bildmotive waren immer wieder Industrielandschaften, aber auch Städtebilder. Das Bild „Mansfelder Land“ (1962) ist im Bestand der Galerie Neue Meister in Dresden. Schmied war Mitglied der Akademie der Künste der DDR. Er war mit Johanna Lutze verheiratet. Das Paar hatte eine Tochter, die Malerin und Grafikerin Ursula Rein, geb. Schmied. Wilhelm Schmied starb am 7. Dezember 1984 in Sangerhausen. (sro)

Dieses Gemälde hing viele Jahre im Trauzimmer des Sangerhäuser Rathauses.
Dieses Gemälde hing viele Jahre im Trauzimmer des Sangerhäuser Rathauses.
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