Tourismus Gesang der Fledermäuse erklingt untertage
Besucher der Uftrunger Heimkehle können sich ab sofort im Großen Dom auf eine Licht-Klang-Reise begeben. Sie ersetzt die über Jahre präsentierte Lasershow.
Uftrungen/MZ. - Es ist dunkel im Großen Dom der Heimkehle bei Uftrungen (Mansfeld-Südharz). Stockdunkel. Leises Wispern, dann ein Geräusch wie Wassertropfen. Irgendwann huscht eine Fledermaus über die Kuppel im Großen Dom, untermalt von sphärisch anmutenden Klängen. Die neue Licht- und Klangreise durch die Uftrunger Heimkehle ist seit diesem Wochenende zu erleben.
Lange genug habe es gedauert, sagt Südharz’ Bürgermeister Peter Kohl (parteilos). Durfte doch die Lasershow, die nach der Wende installiert worden war und viele Besucher in den Südharz lockte, schon seit Mitte 2013 nicht mehr gezeigt werden. Laserlicht und Laseranlage galten als Risiko für die Fledermäuse, die sich in großer Zahl in der Höhle aufhalten und streng geschützt sind. Vorübergehend sorgten Effekte mit kalt-weißem Licht, Filmmusik oder Wagners „Walküre“ für Gänsehautmomente im gewaltigen Dom.
„Die neue Show ist so geworden, wie wir uns das gewünscht haben“, sagt Kohl. Die stilisierte (Licht-)Fledermaus Mopsi erzählt die Geschichte der 1357 erstmals erwähnten Karsthöhle, von ihren Bewohnern und dem steten Wirken des Wassers, aber auch vom düsteren Kapitel des Missbrauchs in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs. Umwelt- und Bergamt, Marcus Fritze von der Landeskompetenzstelle für Fledermausschutz und Christiane Funkel als langjährige Chefin des Biosphärenreservats Karstlandschaft Südharz hätten wesentlich dazu beigetragen, das Projekt zu verwirklichen. „Es waren eine Menge Vorschriften zu beachten“, sagt Kohl. Denn oberste Priorität hat der Schutz der Fledermäuse. Die gesamten Kosten, rund 80.000 Euro , trägt das Land Sachsen-Anhalt.
Die Musik hat der Künstler Julian Ferreira da Silva komponiert und Marcus Fritze im Tierstimmenarchiv recherchiert, um auch die Fledermäuse hörbar zu machen – mit einem Ordnungsruf und Gesang, wie er verrät.
Um die Lichttechnik und Lichteffekte hat sich Mario Gehlmann von German Light Products gekümmert. „Im November 2023 war ich das erste Mal hier, die Vorbereitungsphase hat zehn Monate gedauert.“ Er habe die Höhle in 3D vermessen, sagt er, das Licht entsprechend angepasst und die gesamte Show zur Musik visualisiert. Zehn Lautsprecher sind in der vorigen Woche im Großen Dom installiert worden. „Wir haben drei Tage lang taubes Gestein beraubt“, ergänzt Höhlenführer Andreas Hammer. Die Installation vor Ort dauerte zwar nur vier Tage, dafür von früh bis abends. Die Scheinwerfer sind motorisiert und unterwassertauglich, immerhin beträgt die Luftfeuchtigkeit 98 Prozent untertage.
Mit früheren Shows lasse sich die neue Licht- und Klangreise kaum vergleichen, finden „Kenner“, sie sei überraschend und anders, die Musik vielleicht etwas zu leise. Michel (12) und Timo (10) aber, die so etwas noch nie erlebt haben, sind hellauf begeistert.
Die Licht- und Klangreise im Großen Dom ist zu allen Führungen während der Öffnungszeiten der Heimkehle zu erleben. In den Wintermonaten, ab November bis Ende März, hat die Schauhöhle mittwochs bis sonntag sowie an Feiertagen und während der Ferien in Sachsen-Anhalt (außer montags) von 11 bis 16 Uhr geöffnet; die letzte Führung beginnt um 15 Uhr. Die Höhle ist barrierefrei zugänglich, Kinder müssen mindestens drei Jahre alt sein. Beim Besuch der Höhle gilt eine Helmpflicht.