Gedenkgottesdienst in Berga Gedenkgottesdienst in Berga: 41 Menschen starben bei Beschuss eines Schnellzuges

BERGA - Knapp fünf Stunden Autofahrt lagen am Sonntagvormittag bereits hinter Klaus Göbel (75), seiner Tochter Christiane Göbel-Lanz und Cousin Horst Max Schütrumpf (78), als sie in Berga eintrafen. Sie kamen aus Martinstein, Frankfurt/Main und Bad Hersfeld, um am Gedenkgottesdienst teilzunehmen. Klaus Göbels Vater Max Göbel und weitere 40 Menschen waren am 21. Februar 1945 beim Beschuss eines Schnellzuges bei Berga ums Leben gekommen.
Pflege von Gärtnerei
Klaus Göbel erfuhr bereits als Kind, welches Schicksal seinen Vater ereilt hatte. Die Familie ließ die Grabstätte in Berga von der Gärtnerei Schwiefert pflegen. „Dafür haben wir ihnen jedes Jahr ein Westpaket geschickt“, so Klaus Göbel. Kurz nach der politischen Wende kam er zum ersten Mal nach Berga ans Grab seines Vaters. Doch dessen genaue Stelle kannte er nicht, die Zeit hatte alles dicht mit Efeu überwachsen lassen. Zum Glück gab es in der Familie ein Bild der Grabstätte mit dem Gedenkkreuz. Anhand der alten Kirchhofsmauer konnte ihnen damals Manfred Schröter helfen, die Stelle zu finden. Das sorgte nun auch bei Christiane Göbel-Lanz und Horst Max Schütrumpf, dem Patenkind von Max Göbel, für Gesprächsstoff. Sie weilten zum ersten Mal in Berga und waren sichtlich beeindruckt, wie der Opfer gedacht wurde. Frau Göbel-Lanz hatte durch Manfred Schröter auch von der Aktion der Bergaer Schüler erfahren, die im Rahmen des Ethikunterrichts die Geschichte dieser Gräber erforscht hatten. Dass das Schicksal der Opfer nicht in Vergessenheit gerät, habe sie berührt, sagte sie. „Im Sommer zeige ich Ihnen den Ort, wo der Zug damals beschossen wurde“, lud Manfred Schröter ein. „Wir werden kommen“, versicherte Frau Göbel-Lanz.
Gemeinsame Kranzniederlegung
Max Göbels Grab gehört zu den wenigen, die heute noch einen Gedenkstein tragen. „Die Zeit hat vieles vergessen lassen“, sagt Manfred Schröter. „Es gibt nach 70 Jahren auch nur noch die Kontakte zu Familie Göbel. Die Opfer stammten ja aus ganz Deutschland.“ Die Pflege liegt inzwischen in den Händen der Kirchengemeinde. Sie ließ vor mehreren Jahren in der Anlage ein Denkmal zur Erinnerung aufstellen.
Hier legten Bürgermeisterin Marlies Schneeberg (CDU) und Gemeindekirchenrat Gerhard Schröter gemeinsam einen Kranz nieder. Pfarrer Matthias Dräger führte das Schicksal, das damals die Menschen an vielen Orten in Deutschland ereilte, vor Augen. Marlies Schneeberg erinnerte in bewegenden Worten an die „Vätergeneration, die wir hergeben mussten, obwohl wir sie so nötig gebraucht hätten“. Außerdem mahnte sie: „Lassen Sie uns aus unserer Begegnung ein unüberhörbares Signal aussenden, das unseren Willen dafür bekundet, alle Kraft und alles uns Mögliche dafür einzubringen, dass nie wieder Unrecht geschieht gegen andere Menschen; dass wir tolerant und zur Hilfe bereit sind für alle Menschen, die unserer Hilfe bedürfen.“ (mz)
