Funktioniert die Milchquote? Funktioniert die Milchquote?: Was die Bauern der Region von dem Vorschlag halten

Riethnordhausen/Uftrungen - Es wird zu viel Milch in Deutschland produziert. Von einer Milchkrise ist die Rede. Das hört sich weit entfernt an, spielt sich aber direkt vor unseren Haustüren ab. In Riethnordhausen zum Beispiel bei der Agrargenossenschaft „Am Kyffhäuser“.
Die Landwirte haben in Einzingen einen Stall mit 620 Kühen, die täglich rund 15.000 Liter Milch produzieren. 20 Cent erhalten die Milchbauern in der Region aktuell für jeden Liter Milch. Sie müssten mehr als 30 Cent bekommen, um wirtschaftlich arbeiten zu können. Nur noch vier weitere Betriebe in der näheren Region setzen sich diesem Marktdruck aus. Alle anderen haben ihre Kühe bereits abgeschafft.
Politik will sich einschalten
Jetzt will sich die Politik einschalten. Sachsen-Anhalts Agrarministerin Claudia Dalbert (Grüne) will sich am Freitag zur Sondersitzung der Agrarminister des Bundes und der Länder in Brüssel für eine Mengenbegrenzung in der Milchproduktion starkmachen. Ihrer Meinung nach müsse nun die Politik für eine Deckelung sorgen, da sich bislang Molkereien, Handel und Erzeuger nicht zu Vertragsverhandlungen über Preise, Mengen und des Milchangebotes verständigt hätten.
Im Prinzip gibt Harald Gebhardt, er ist der Geschäftsführer der Agrargenossenschaft Uftrungen, der grünen Agrarministerin Recht. „Eine Reduzierung der Milchmengen wäre nicht verkehrt. Aber wer soll das Einhalten dieser Quote durchsetzen?“, fragt er. Er sieht es als den falschen Ansatzpunkt an, es den Erzeugern selbst zu überlassen.
Viele offene Fragen
„Natürlich kann ich auf freiwilliger Basis meine Milchproduktion drosseln, indem ich zum Beispiel Tiere abschaffe. Aber tut das mein Nachbar auch? Oder wird er nicht einfach die Menge beibehalten oder gar erhöhen? Diese Frage würde mir dann die Praxis beantworten. Aber ich trage Verantwortung für meinen Betrieb. Und die Tiere abzuschaffen bedeutet ja nicht, dass sich das sofort in schwarzen Zahlen niederschlägt. Da spielen noch andere Faktoren eine Rolle, die ich bedenken muss.“
Das sieht Gerhard Maul von der Riethnordhäuser Agrargenossenschaft „Am Kyffhäuser“ ganz genauso. „Es stimmt schon, dass eine erhebliche Menge Milch auf dem Markt ist, aber es hilft überhaupt nichts, wenn wir uns in Sachsen-Anhalt oder in Deutschland darauf einigen, dass wir die Milchmenge verringern. Wir wirtschaften nicht alleine auf der Welt. Es gibt Milchproduzenten in Holland und Neuseeland, die dann auf den hiesigen Markt drängen.“
Quote nicht praktikabel
Insofern hält Maul eine Quote für nicht praktikabel. Im Moment reguliere sich die produzierte Milchmenge auf gewisse Weise über den Preis. Dem Preisdruck halten nämlich nicht viele Milchviehbetriebe stand. „Viele Berufskollegen geben auf und stellen die Milchproduktion ein“, sagt Gebhardt.
Offenbar hat das Sterben der Milchviehbetriebe aber nicht die Folge, dass weniger Milch produziert wird. Das bekräftigt die These des Riethnordhäuser Landwirts, dass andere Betriebe, für die die Quotenregelung nicht gilt, dann sofort in die entstehende Lücke hineinspringen. Weniger Milch gebe es dadurch also eher nicht. (mz)