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Friwi-Kekse kommen in Café-Runde groß an

Von Wolfram Bahn 30.09.2007, 16:17

Stolberg/MZ. - Auch Professor Alfred Neven DuMont, Aufsichtsratsvorsitzender und Herausgeber der Mitteldeutschen Zeitung, ließ sich Kekse und ein Stück Stollen munden.

"Das schmeckt ja wirklich lecker", lobte er die Backwaren, ehe Café-Inhaberin Nadja Witte mehr aus der Familiengeschichte des traditionsreichen Friwi-Werkes in der Stolberger Niedergasse erzählte. Im Jahre 1891 hatte ihr Urgroßvater Friedrich Wilhelm Witte (1868-1938) in dem ansehnlichen Fachwerkhaus die Spezialfabrik gegründet und ihr den Namen verliehen, der bis heute ein Markenzeichen für Qualität geblieben ist.

Dabei verlief die Entwicklung des Unternehmens alles andere als reibungslos. Im Jahre 1972 war die Familie enteignet worden. Keiner konnte damals ahnen, dass es nochmal anders kommen sollte. Doch als im Herbst 1989 das DDR-Regime zusammenbrach, nutzte die Familie die Chance und erhielt das Werk zurückübertragen. Und Tochter Nadja Witte, die eigentlich Biochemie studiert hatte, übernahm das Geschäft, als sich die Eltern zur Ruhe setzten. "Das finde ich ganz toll", meinte Dieter Schütte. Und er staunte nicht schlecht, als er erfuhr, dass der Vater der Geschäftsinhaberin Ende der 50er Jahre auch eine Zeit lang in Schüttes Heimatstadt Köln arbeitete, um neue Erfahrungen zu sammeln.

Das Fachwerkhaus in der Niedergasse, in der Friwi seit nun über 100 Jahren Kekse, Lebkuchen, Zwieback und Waffeln herstellt, hat wie die meisten Häuser in Stolberg bereits etliche Jahre auf dem Buckel. Es wurde um 1500 erbaut, ist aber inzwischen saniert, so wie die meisten Häuser in der "Perle des Südharzes", von der der Aufsichtsrat begeistert war. Dass sich die Bausubstanz so gut erhalten habe, sei vor allem der privaten Initiative der Hausbesitzer zu verdanken, sagte Bürgermeister Franke zur Begrüßung im Gasthaus "Zum Bürgergarten", das aus dem Jahre 1681 stammt und von der Familie Weifenbach bewirtschaftet wird.

Das stattliche Schloss der Grafen von Stolberg, die 1210 erstmals erwähnt wurden, befindet sich dagegen im Besitz der Deutschen Stiftung Denkmalschutz. Es hatte lange leer gestanden und war immer mehr verfallen. "Es war eigentlich schon fünf nach zwölf", so Franke, der froh ist, dass das Schloss hoch über der Stadt seit 2003 nun mit Hilfe der Stiftung saniert wird. Es soll eine Anlaufstelle für Touristen werden, Ausstellungen beherbergen und eines Tages auch als Ort von Veranstaltungen dienen.