Freie Grundschule Riestedt Freie Grundschule Riestedt: Fuchsgruppe baut Kräuter-Spirale

Obersdorf - Mit sehr viel Regen wurden die frisch auf die große Kräuterspirale gepflanzten Kräuter angegossen. Insofern habe bis zum letzten Detail alles hervorragend geklappt, findet die Klassenlehrerin Anja Böttger. Die Mädchen und Jungen der Fuchsgruppe der Freien Grundschule Riestedt haben in den vergangenen beiden Wochen in der Obersdorfer Einrichtung „Villa Kunterbunt“ für Menschen mit Behinderung das besondere Bild gebaut.
Eigenständig gearbeitet
Die Drittklässler haben selbst Steine aufgeschichtet, mit Mörtel gearbeitet, Erde aufgefüllt und gepflanzt - natürlich unter der Anleitung einer Fachfrau und mit erwachsener Unterstützung. Diana Hinze ist Leiterin des Arbeitsbereiches in der „Villa Kunterbunt“. „Aber die Kinder haben auch jede Menge allein gemacht und viel gelernt“, betont die Klassenlehrerin. Sie selbst hatte eine Weiterbildung besucht, in der es um „Lernen durch Engagement“ ging. Was passiert, wenn sie sich sozial engagieren, sollten ihre Schüler erfahren.
Eine Möglichkeit für soziales Engagement ergab sich praktisch nebenbei. Die Köchin der „Villa Kunterbunt“ hatte bei einer anderen Gelegenheit gegenüber der Lehrerin erwähnt, dass ihr Kräuterbeet den jüngsten Baumaßnahmen weichen musste, was sie bedauerte. „Da schaffen wir Ersatz“, fand die Lehrerin und begeisterte ihre Schüler schnell für das Projekt. Es ging aber nicht nur um das Bauen.
Kinder verfassen Schreiben
Die Kinder, die gerade in der Schule lernen, wie man einen offiziellen Brief schreibt, verfassten ein Schreiben an die Leiterin der „Villa Kunterbunt“, Bettina Singer, schilderten ihr Anliegen und vereinbarten einen Telefontermin. Jacob Gabriel war schließlich der Mutigste in der Fuchsgruppe. Er übernahm das Telefonat mit der Leiterin, in dem die Kinder sie in die Schule einluden. Ein Zettel musste erarbeitet werden, mit allen Fragen, die vorher abgeklärt werden mussten - von der Beschaffung der Baustoffe bis hin zur Organisation von erwachsenen Helfern. „Alles wurde bedacht“, sagt die Klassenlehrerin, die sichtlich stolz auf ihre Füchse ist.
Um Spenden gebeten
Tim Reger zum Beispiel sei regelrecht selbst über sich hinaus gewachsen. „Er und Jacob Gabriel sprachen in Baumärkten vor und baten um Pflanzenspenden für ihr Projekt. Tim meinte dann, dass er sich über sich selbst freue, dass er so mutig war, die Leute anzusprechen.“ Und nicht nur das, der Bau der Kräuterspirale eröffnete den Kindern sogar Einblicke ins Berufsleben. Robin Herbst zum Beispiel ziehe jetzt in Erwägung, Gärtner zu werden, da er ja nun bereits wisse, wie man eine Kräuterspirale baue.
Vor einem Jahr wurden die Neubauten in der „Villa Kunterbunt“ in Obersdorf feierlich übergeben. Zehn neue Häuser entstanden in dem Wohndorf, das einmal ein Ferienlager war. Die Bungalows, die wahrscheinlich aus den 50er Jahren stammten, konnten nicht mehr saniert werden und wurden durch moderne Neubauten ersetzt. Rund 50 Menschen leben dort.
Bettina Singer zeigte sich sehr angetan: „Die Kinder sind so rührig und engagiert gewesen. Schon der Brief aus Riestedt war eine Riesenüberraschung. Wann bekommt man schon einmal so liebe Hilfe angeboten? Natürlich haben auch unsere Bewohner das Baugeschehen interessiert verfolgt und auch Kontakt zu den Schülern geknüpft. Ich finde, das ist auch gelebte Inklusion.“ (mz)
