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Flüchtlingsheim an der Tennstedt Flüchtlingsheim an der Tennstedt: Ehrenamtliche kümmern sich um Kinder

Von Beate Thomashausen 23.08.2016, 18:00
Kerstin Gutschmidt zaubert den Kindern gern ein Lächeln aufs Gesicht.
Kerstin Gutschmidt zaubert den Kindern gern ein Lächeln aufs Gesicht. Ralf Kandel

Sangerhausen - Christine Hildebrand ist Mutter von fünf Kindern. Ihre Jüngste ist elf Jahre alt. Wenn sie dienstags in der Musikschule lernt, stürzt sich Christine Hildebrand in den nächsten Kindertrubel. Nicht irgendwo, sondern im Sangerhäuser Flüchtlingsheim an der Tennstedt.

Das alte Krankenhausgebäude, in dem ganze Generationen von Sangerhäusern das Licht der Welt erblickt haben, ist jetzt der erste Anlaufpunkt für Flüchtlinge aus Syrien, Afghanistan und Eritrea.

An der Tennstedt wohnen viele Familien

„Die meisten der 226 Besucher sind Familien. Vater, Mutter und mehrere Kinder“, sagt Mario Ziegenbein, der für den Landkreis Mansfeld-Südharz an der Tennstedt im Einsatz ist und die Flüchtlinge betreut. Eine seiner Aufgaben ist es, die Flüchtlinge nach Magdeburg zu ihren Anhörungen zu fahren. Dort findet ihr Asylverfahren statt. Dort wird entschieden, ob und wie lange sie Bleiberecht haben und welchen Flüchtlingsstatus sie erhalten. Zeit dafür, mit den Kindern der Familien zu spielen, bleibt für Ziegenbein selbst dabei nicht.

Aber Kerstin Gutschmidt und Christine Hildebrand haben Zeit mitgebracht - für Fatija (8) zum Beispiel, sie kommt aus Syrien. Aber auch für Mozhgan (13) und Nazanin (14). Sie sind mit ihrer Familie aus Afghanistan nach Deutschland geflohen.

Das Spielen funktioniert ohne gemeinsame Sprache

Nach und nach gesellen sich immer mehr Mädchen und Jungen zu dem bunten Pulk auf dem Innenhof des alten Krankenhauses. Sie strahlen Christine Hildebrand und Kerstin Gutschmidt an und nehmen die Einladung, mit Kreide zu malen, Seil zu springen und mit Ringen Zielwerfen zu üben, gerne an.

„Zum Spielen braucht man keine Sprache“, sagt Christine Hildebrand. Obwohl die Kinder im Schulalter schon ziemlich gut Deutsch sprechen können. Hildebrand, die der Evangelisch Freikirchlichen Gemeinde in Sangerhausen angehört, möchte die Flüchtlingskinder spüren lassen, dass sie in Deutschland und insbesondere in Sangerhausen willkommen sind.

Und über die wöchentlichen Spielenachmittage funktioniere das hervorragend. Sie sei aber nicht diejenige gewesen, die die Idee zu dieser schönen Aktion hatte. Das sei Kerstin Gutschmidt gewesen, die schon seit Dezember vergangenen Jahres regelmäßig ins Flüchtlingsheim gehe, um dort mit den Kindern zu spielen.

Eltern haben viele Fragen zum Schulbeginn

Im Winter treffe man sich in einem Raum im Haus, um zu basteln und im Sommer sei man natürlich draußen an der frischen Luft. Mozhgan und Nazanin, die in die 6. und die 7. Klasse der Sangerhäuser Thomas-Müntzer-Schule gehen, freuen sich darüber, wenn sie ihre Deutschkenntnisse an Einheimischen testen können.

Die beiden Mädchen aus Afghanistan gehen gern zur Schule, mögen Biologie, Mathe, die Arbeitsgemeinschaften an ihrer Schule und vor allem den Deutschunterricht.

Auch Mütter gesellen sich nach und nach zu den Kindern. Jetzt zu Schulbeginn haben die Erwachsenen viele Fragen rund um Schulbesuch und Hort. Manches davon können die ehrenamtlichen Helferinnen gleich ganz unproblematisch klären und erklären. Warum sie Woche für Woche ins Heim an der Tennstedt gehe? „Das ist ganz einfach. Ich bin doch Christin. Und ich will den Menschen zeigen, dass sie hier unabhängig von ihrem Glauben in Deutschland willkommen sind.“ (mz)

Spielende Kinder im Flüchtlingsheim an der Tennstedt.
Spielende Kinder im Flüchtlingsheim an der Tennstedt.
Ralf Kandel