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Film "Katharina Luther" Film "Katharina Luther": So erlebt sich Allstedt im Fernsehen

Von Grit Pommer 24.02.2017, 14:00
Die Schauspieler Karoline Schuch und Devid Striesow scherzen im Juni 2016 am Filmset bei den Dreharbeiten für „Katharina Luther“.
Die Schauspieler Karoline Schuch und Devid Striesow scherzen im Juni 2016 am Filmset bei den Dreharbeiten für „Katharina Luther“. dpa

Allstedt - Mittwochabend, 20.15 Uhr. Diesen Termin hatten sich viele Allstedter rot im Kalender eingetragen. Ortsbürgermeister Thomas Schlennstedt (SPD) hatte sogar die Sitzung des Ortschaftsrats eine halbe Stunde früher angesetzt, damit alle rechtzeitig vorm Fernseher sein konnten. Denn dort lief „Katharina Luther“ - ein Film, der im vergangenen Jahr zu großen Teilen auf Burg und Schloss Allstedt gedreht wurde.

Mitarbeiterin des Schlossmuseums wurde spontan für Komparsenrolle eingestellt

Eine, die damals als Komparsin hautnah mit dabei war, ist Karin Ehrich. „Ich war Magd Nummer elf“, sagt die Allstedterin, die im Schlossmuseum angestellt ist und damals eigentlich gar nicht den Mut hatte, sich um eine Komparsenrolle zu bewerben. Der junge Mann von der Produktionsfirma, der das Allstedter Schloss als Filmkulisse ausfindig gemacht hatte, schoss kurzerhand im Hof mit dem Handy zwei Fotos von ihr - und sie wurde mit ausgewählt. Zwei Tage lang stand Karin Ehrich im Kostüm der Magd auf Schloss Allstedt bereit. „Wir kamen immer zum Einsatz, wenn das alltägliche Leben gezeigt werden sollte“, erzählt sie.

Der Innenhof diente den Fernsehleuten als Kulisse für das Wittenberg des 16. Jahrhunderts. Hier wurden Szenen gedreht, die in und an der Wohnung von Familie Cranach spielen. „Da wurde dann immer ganz spontan entschieden - eine Magd soll mal mit dem Waschkorb diagonal über den Hof laufen“, erzählt Ehrich.

Am Mittwochabend im Film hat sie sich auch entdeckt - ihr Auftritt war etwa eine Sekunde lang. „Und in einer anderen Szene war kurz ein Teil von meinem Kopf zu sehen.“ Neben ihr sei noch ein Allstedter als Komparse im Einsatz gewesen, dazu etliche Leute aus den Ortsteilen. Und eine Frau sei sogar extra aus Brandenburg nach Allstedt gekommen.

Dort wurde nicht nur im Schlosshof gedreht, sondern auch in den Räumen. „Wir waren für die Filmleute wie ein Fünfer im Lotto“, meint Karin Ehrich. Die Kassenhalle wurde zur Apotheke, das Goethe-Kabinett zu den Wohnräumen der Familie Cranach. Und das Burgcafé gestalteten die Filmleute zum Atelier von Lucas Cranach um. Auch die Allstedter Vorburg ist im Film zu sehen: in der Szene, in der Katharina als erwachsene Frau zum Wohnort ihrer Kindheit zurückkehrt und von Vater und Bruder schroff abgewiesen wird.

Allstedter Feuerwehr kommt bei Dreharbeiten für Film „Katharina Luther“ ebenfalls zum Einsatz

Doch auch hinter der Kamera kamen Allstedter zum Einsatz. Die Freiwillige Feuerwehr sicherte die Scheiterhaufen-Szene im Schlosshof ab. Für die stand ein echter Darsteller in einem feuerfesten Anzug in Flammen. Gelöscht haben ihn die Stunt-Techniker selbst. „Wir waren die Absicherung, falls etwas Unvorhergesehenes passiert wäre“, sagt Allstedts Wehrleiter Ronald Hahn. Auch die abendliche Hochzeitstafel im Hof haben auf Wunsch der Produktionsfirma sieben Feuerwehrleute abgesichert - wegen der Fackeln.

Wie war der Umgang mit Schauspielern und Regie? „Einwandfrei, alle waren superfreundlich“, sagt Ronald Hahn. Zwei Abende erlebten die Kameraden mit, wie es bei Dreharbeiten so zugeht. Eine interessante Erfahrung, sagt Hahn. „Vor allem, wenn man dann den Film sieht - wie kurz die Szenen geworden sind, für die zwei Abende lang gearbeitet wurde.“

Adrian Hartke, der Chef des Allstedter Schlossmuseums, hat den Film als große Bereicherung empfunden. „Eine sehr komplexe Thematik wurde in eindreiviertel Stunden gut rübergebracht“, sagt er im MZ-Gespräch. Abgesehen vielleicht von ein, zwei historischen Ungenauigkeiten wie etwa der Herleitung von Luthers Kritik an den Juden allein aus einer Art Trauerschmerz-Dämon nach dem Tod der kleinen Tochter. Der Film habe gezeigt, „was es zur damaligen Zeit bedeutet hat, eine Entrechtete zu sein“, sagt Hartke. (mz)