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Fasching Fasching: Eine lustige Narren-Verspätung

21.02.2010, 18:13

KATHARINENRIETH/MZ/SRO. - Allen voran der tanzlustige Erbsbär, dem die einheimische Blaskapelle "Katharina" aufspielte. Sie sind der Grund, weshalb der Fasching in dem Helmeort erst nach Abschluss der eigentlichen Session durchgeführt wird: Die Musiker haben viele Verpflichtungen außerhalb zu spielen, da muss der Fasching im eigenen Ort warten. Aber damit hat man sich abgefunden und kann sogar sicher sein, dass sich zum Programm am Abend das Festzelt füllt, weil es keine weiteren Veranstaltungen gibt. Neben dem Erbsbärgefolge ziehen auch mehrere Pärchen allein von Haus zu Haus. Wie bei Johanna Koch, werden sie schon am Toreingang empfangen. Und bei Johanna gibt es Johannisbeerschnaps. Das wissen alle. Der ist natürlich selbst angesetzt und schmeckt den jungen Männern außerordentlich gut. Sie haben sich als altes Ehepaar verkleidet und verbergen ihre Gesichter hinter Masken. Sie müssen aufpassen: "Eigentlich ist es Pflicht, das ganze Dorf zu schaffen", sagt Marcel Grenzdörfer, der seit drei Jahren mit durchs Dorf zieht. "Aber es ist ganz schön schwer." Für die Leute ist dieser traditionelle Umzug, der vom Katharinenriether Heimatverein organisiert wird, ein Höhepunkt im Jahr.

"Man sieht sich ja sonst nicht mehr", sagt Johanna Koch. "Seitdem es keinen Bäcker und keine Kneipe mehr im Ort gibt, erfährt man gar nichts mehr, was im Ober- und Unterdorf passiert." So verteilt sie an diesem Nachmittag an die Besucher den Inhalt von mindestens zwei Flaschen ihres guten Johannisbeerschnapses und hält dabei ein Schwätzchen. "Ich kann natürlich nicht mit jedem mittrinken", sagt sie lachend. Zum Abschied gibt sie dem "alten Ehepaar" eine Packung Eier mit. In den Kiepen sammeln sich aber auch Bratwürste und Käse. Diese Gaben werden am nächsten Tag, beim Abbau des Festzeltes von allen gemeinsam aufgegessen. Ein paar Häuser weiter warten Inge und Eberhard Pfanne auf die bunte Schar. Als der Erbsbär kommt, fragt ihn Eberhard Pfanne: "Na geht's denn noch?" Der Bär nickt. Zwei Stunden lang hat ihn Eberhard Pfanne mit zahlreichen Helfern am Samstagmorgen angeputzt. "Das ist richtiges Erbsenstroh", sagt er. "Da sind sogar noch die Erbsen drin." Er selbst war nie Erbsbär. Aber seit 40 Jahren hilft er den Bären in ihre Verkleidung. Außerdem war er zusammen mit seiner Frau Inge schon einmal das Prinzenpaar. In diesem Jahr sind es Katrin Nitzschke und Thorsten Hertel. "Zu dieser Faschingsehre kommt man in Kath-rieth, indem man einen Blumenstrauß fängt", berichtet Christel Hutterer. Sie ist die Moderatorin des Faschingsabends, der ein anderthalbstündiges Programm zu bieten hat. "Höhepunkt ist dabei immer das Männerballett", sagt sie. Aber auch die anderen Karnevalisten haben für ihren Auftritt seit Dezember fleißig geübt. Zufrieden schaut Jörg Hoffmann, der Vorsitzende des Heimatvereins, auf seine bunte Schar. "Wir wollen vor allem die Tradition des Erbsbärumzuges aufrechterhalten. Seit 1998 haben wir ein Faschingsprogramm, das sich wachsender Beliebtheit erfreut." In diesem Jahr organisiert der Heimatverein Katharinenrieth außerdem wieder das Sommerfest, in dessen Rahmen die Blaskapelle Katharina ihr 50-jähriges Bestehen feiern wird.