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Fahrradwerk in Sangerhausen Fahrradwerk in Sangerhausen: Von Nathusius bei der Mifa

Von Karl-Heinz Klarner 13.12.2014, 10:14
Einst hat er die marode Ifa zur Erfolgsstory gemacht - folgt nun die Mifa in Sangerhausen? Der Vorzeige-Unternehmer Heinrich von Nathusius vor seinem Wohnsitz in der Börde.
Einst hat er die marode Ifa zur Erfolgsstory gemacht - folgt nun die Mifa in Sangerhausen? Der Vorzeige-Unternehmer Heinrich von Nathusius vor seinem Wohnsitz in der Börde. Stedtler Lizenz

Sangerhausen - Dagmar Enke blickt optimistisch in die Zukunft. „Ich hatte ein sehr angenehmes Gespräch mit Herrn von Nathusius, das von gegenseitigem Respekt geprägt war“, beschreibt die Vorsitzende des Betriebsrates der Mitteldeutschen Fahrradwerke AG in Sangerhausen (600 Beschäftigte) ihr erstes Treffen mit dem neuen Eigentümer des Traditionsunternehmens. Und Heinrich von Nathusius verliert offenbar keine Zeit, frischen Schwung in die Fahrradschmiede zu bringen.

Unerwartet verkündet Mifa einen zweistelligen Millionenverlust für 2013. Ursache seien falsche Verbuchung des Materialaufwandes.

Es wird bekannt, dass die Mifa-Bilanzen seit Jahren fehlerhaft sind. Die Verluste summieren sich auf 28 Millionen Euro. Retten soll Mifa frisches Geld vom Weltmarktführer Hero Cycles aus Indien.

Die Mifa-Führung stellt ihr Restrukturierungskonzept vor. Es soll einen Schuldenschnitt geben. Zudem darf Hero bis zu 89 Prozent der Mifa-Aktien erwerben.

Nach internen Prüfungen verkündet Mifa für 2013 einen Verlust von 13,2 Millionen Euro und für 2012 von 9,9 Millionen Euro.

Der Einstieg von Hero scheitert. Den Indern wird Industriespionage vorgeworfen. Das kann aber nicht belegt werden. Mifa meldet Insolvenz in Eigenverwaltung an.

Die Mifa-Gläubiger sprechen sich für eine externe Insolvenzverwaltung aus. Der Rechtsanwalt Lucas Flöther wird eingesetzt und zeigt sich auf Grund der gut gefüllten Auftragsbücher optimistisch. (jul)

In der Nacht zum Freitag hatte er in Halle den Notarvertrag über den Kauf der Mifa unterschrieben, am Morgen danach stellte sich der Besitzer auf einer Belegschaftsversammlung am Firmensitz in der Kreisstadt Sangerhausen den Fragen. Rund 350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter waren der Einladung gefolgt. Dort habe Nathusius angekündigt, die ohnehin saisonal bedingte Produktion in der zweiten Januarwoche weiter hochzufahren, hieß es. „Nach bangen Wochen in dieser schweren Zeit hat die Belegschaft den Besuch sehr positiv aufgenommen“, sagte Enke der MZ.

Positives Signal

Unterdessen hat die Industriegewerkschaft Metall Halle-Dessau die Übernahme der Mifa durch einen Unternehmer aus der Region als positives Signal gewertet. „Wir gehen davon aus, dass nun endlich die nötigen Maßnahmen angegangen werden können, um die Arbeitsplätze bei der Mifa zukunftssicher zu machen“, erklärte Almut Kapper-Leibe, 1. Bevollmächtigte der IG Metall Halle-Dessau. Zudem setze die Gewerkschaft auch weiterhin auf eine konstruktive Zusammenarbeit zwischen Betriebsrat, IG Metall und Arbeitgeber.

Unterdessen hat auch die Nachricht über den Mifa-Verkauf zu Reaktionen an der Börse geführt. So schoss die Mifa-Aktie unter hohen Umsätzen zeitweise um mehr als 80 Prozent nach oben - auf rechtschaffene 0,75 Euro. Anleger sollten sich aber darüber im Klaren sein, dass das Papier dennoch wahrscheinlich wertlos ist, machen Börsenexperten auf dem Internetportal boerse.ARD.de auf die Risiken aufmerksam. Denn der Käufer eines insolventen Unternehmens übernimmt in aller Regel nicht die Aktie, sondern Unternehmensteile aus der Insolvenzmasse. Schließlich wäre ein Aktienkauf mit zusätzlichen Kosten verbunden.

Verwirrend sei indes, dass Großaktionär Carsten Maschmeyer, der einst über 20 Prozent an dem Sangerhäuser Fahrradhersteller hielt, seinen Anteil in den vergangenen Tagen auf zuletzt rund 2,6 Prozent reduziert hat. Allerdings bleibt unklar, an wen Maschmeyer die Aktien verkauft hat.