Fahrradhersteller wächst Fahrradhersteller wächst: Sachsenring Bike übernimmt Nürnberger Teilezulieferer Relo

Sangerhausen - Der Fahrrad- und E-Bike-Hersteller Sachsenring Bike Manufaktur nimmt knapp neun Monate nach dem Start in Sangerhausen Fahrt auf. „Die Produktions- und Service-Belegschaft konnte bereits auf knapp 160 Mitarbeiter aufgestockt werden“, sagte Eigentümer Stefan Zubcic am Donnerstagnachmittag in Sangerhausen.
Zubcic hatte die insolvente Mifa zum 1. August vergangenen Jahres gekauft. 135 Mitarbeiter wurden übernommen, obwohl man damals über keinerlei Aufträge verfügt habe.
Drei Prroduktionsbänder laufen wieder in Ex-Mifa-Werk
Mittlerweile laufen drei Produktionsbänder im Traditionswerk an der Kyselhäuser Straße, in das der Fahrradbauer zurückgekehrt war. Außerdem seien die ersten Neuentwicklungen der Fachpresse vorgestellt worden. Ab August werde die neue Modellreihe an E-Mountainbikes der Sachsenring-Marke Steppenwolf vom Band rollen und direkt zum Endkunden, aber auch an interessierte Fachhändler geliefert, kündigte Zubcic an.
Generell sehen sich Zubcic und Werkleiter Matthias Herold in ihrer Strategie bestätigt, verstärkt auf E-Bikes zu setzen. „Der E-Bike-Boom ist ungebrochen und ich glaube auch, dass er langfristig anhält“, sagte Zubcic. 50 Prozent der in Sangerhausen montierten Fahrräder seien mittlerweile mit einem Elektromotor ausgerüstet.
Sachsenring Bike Manufaktur setzt auch auf Lastenräder
Eine weitere Stoßrichtung der Sachsenring Bike Manufaktur werde das Segment von Lastenrädern sein. „Die jahrelangen Erfahrungen in diesem Bereich mit großen Kunden wie der Deutschen Post bieten uns einen Know-how-Vorsprung“, so der geschäftsführende Gesellschafter. Den wolle man nutzen.
Laut Zubcic nimmt auch das Großkundengeschäft stärker Fahrt auf. „Unsere mehrgleisige Strategie trägt erste Früchte und die Auftragsbücher füllen sich immer mehr.“ Darunter seien viele namhafte nationale und internationale Kunden, die man für Auftragsfertigungen habe gewinnen können. Man wolle den Kunden auch weiterhin freie Kapazitäten in den Bereichen E-Bike- und Fahrradmontage bieten.
Sachsenring ist mit Discountern im Geschäft
Darüber hinaus sei Sachsenring auch wie die frühere Mifa mit Discountern im Geschäft. Man habe keinerlei Berührungsängste, so Zubcic. „Wir haben gemerkt, dass unsere Räder made in Germany hoch im Kurs stehen“, sagte er. „Wichtig ist aber, dass wir unsere Hausaufgaben machen, die Qualität und die Produktion im Griff haben.“ Angaben zu geplanten Stückzahlen machte er nicht.
Sachsenring will außerdem weiter investieren. So hat der aus Coburg stammende Zubcic, den insolventen Nürnberger Zusatzantriebshersteller Relo gekauft. Damit stärke Sachsenring seine Kompetenzen im stark wachsenden E-Bike-Segment.
„Wir können so unseren Kunden eine erweiterte Produktpalette bieten. Mit den Zusatzantrieben von Relo ließen sich Fahrräder relativ leicht zu E-Bikes umbauen. Das Potenzial des Zusatzantriebs als Nischenprodukt ist groß“, sagte Zubcic. Durch den Kauf von Relo ließen sich darüber hinaus Synergien in Entwicklung, Einkauf, Produktion und Vertrieb mit den etablierten Sachsenring-Marken Steppenwolf, Grace und Vaun generieren.“
Nürnberger Unternehmen Relo führt abnehmbaren Elektroantrieb für Räder ein
Das Nürnberger Start-up hatte den ersten abnehmbaren Elektroantrieb für Fahrräder im Frühjahr 2016 auf den Markt gebracht. Durch eine neuartige Getriebeentwicklung sei er an besonders viele Fahrradformen montierbar. Nach einer gescheiterten Finanzierungsrunde musste jedoch im Frühsommer 2017 der Geschäftsbetrieb bei Relo eingestellt werden.
In Sangerhausen ist langfristig der Kauf des derzeit gemieteten Werksgeländes geplant. Das Grundstück gehört dem Landkreis. Am Samstag eröffnet der Fahrradbauer außerdem einen neuen Werksverkauf im Helmepark. Zubcic: „Wir erhoffen uns dadurch wesentlich mehr Laufkundschaft.“ Der bisherige Fabrikladen habe sehr abseits gelegen. (mz)