Erlebniszentrum Bergbau in Wettelrode Erlebniszentrum Bergbau in Wettelrode: Vom illegalen Museum zur Attraktion

Wettelrode - Das Museum war illegal. Heute kann Siegfried Osterloh das mit einem Augenzwinkern sagen, denn immerhin liegt die Eröffnung der ersten Ausstellung am Röhrigschacht jetzt genau dreißig Jahre zurück. Übertage standen schon die Exponate, da hatte der Generaldirektor noch gar nicht seinen Segen gegeben. Doch unter der Erde passierte zu diesem Zeitpunkt nicht mehr viel, der Bergbau in der DDR befand sich wirtschaftlich längst auf dem absteigenden Ast. Abgebaut wurde in Sangerhausen, Wettelrode diente lediglich als Flucht- und Wetterschacht.
Rund 25.000 Gäste besuchen jährlich das Schaubergwerk in Wettelrode
„Und Übertage gab es nur alte Schuppen“, berichtet Osterloh, der selbst das Schaubergwerk bis 2002 leitete. Dass sich hier einmal mit rund 25.000 Besuchern pro Jahr eine gefragte Attraktion entwickelt, hätte er damals kaum geglaubt. „Ich musste damals mit acht Leuten, die vorher nichts mit Bergbau am Hut hatten, eine Fördermaschine in Sangerhausen ab- und hier wieder aufbauen“, erinnert er sich lächelnd. „Das war ein Spaß.“
Seit Sonntag gibt es in der Ausstellungshalle des Erlebniszentrums Bergbau in Wettelrode eine neue Ausstellung. Sie heißt „Lichtwechsel.Ruhr - Die Poesie von Stahl und Licht“ und stellt auf großformatigen farbenprächtigen Fotografien verschiedene Lichtkunstwerke vor.
Am Freitagabend war auch das Fördergerüst von Wettelrode von diesen Künstlern angestrahlt worden.
Osterloh beschreibt sich als Bergmann mit Leib und Seele. Mit 14 fuhr er das erste Mal ein, kletterte auf der Karriereleiter zum Sicherheitsinspektor. Als die Gruppe „Sangerhäuser Altbergbau“ gegründet wurde, begann er, die Vergangenheit der Schächte aufzuarbeiten. „Dort war ein Parteikabinett“, zeigt er auf einen der heutigen Ausstellungsräume. Zu Führungen waren zunächst nur angemeldete Gäste erlaubt; oft Politiker oder Betriebsausflügler. Doch mit der Wende kam der Umschwung: 1991 durften die ersten Besucher in den Röhrigschacht einfahren. „Am 29. März 1991, Karfreitag“, kommt bei Osterloh das Datum seiner ersten Führung wie aus der Pistole geschossen.
Nachwuchs im Schaubergwerk fehlt; alte Bergmänner helfen ehrenamtlich aus
Und dann sah er sie: große Augen und Begeisterung für den Mythos Bergwerk. „Das war für alle eine neue, aufregende Welt“, glaubt er. Wie oft musste er vorher Außenstehenden erklären, was er dort unten eigentlich den ganzen Tag macht. „Dieses Geheimnis haben wir jetzt zum Glück gelüftet“, meint er.
Zum großen Festakt zum 30. Museumsgeburtstag wird Osterloh wieder einmal bewusst, wie wenige Eingeweihte noch von diesem Mythos erzählen können. Der Nachwuchs fehlt. Es sind die Herren älteren Semesters, die das Museumspersonal immer wieder ehrenamtlich unterstützen: Geehrt wurde dafür jetzt Wilfried Malzer, der dieser Feier aus gesundheitlichen Gründen fernblieb.
Noch immer bilden die alten Kumpel aus dem Sangerhäuser Revier eine Gemeinschaft, findet Osterloh. Das Interesse am mittlerweile 30-jährigen Museum verbindet: „Und im Bergbau gab es Kameradschaft wie nirgends sonst. Das hält bis heute.“ (mz)