Erdeinbruch bei Wickerode Erdeinbruch bei Wickerode: Alter Schacht ist Ursache für Loch an Straße

QUESTENBERG/MZ - Überraschung bei Questenberg. Die Karstforscher Christel und Reinhard Völker aus Uftrungen haben bei einer Untersuchung der Einbruchstelle an der Straße zwischen Wickerode und Questenberg entdeckt, dass es sich nicht um einen für das Karstgebiet klassischen Erdfall, sondern um einen so genannten Tagesbruch handelt.
Erdfälle entstehen durch den Einsturz von Karsthohlräumen, Tagesbrüche sind dagegen auf den Altbergbau in diesem Gebiet zurückzuführen. „Eine benachbarte Abraumhalde macht darauf aufmerksam, dass es sich um einen Einbruch im Bereich eines alten Grubenfeldes handeln könnte“, erläutert der Geologe Reinhard Völker. „Vielleicht ist sogar eine Höhle daran mit beteiligt, die kurz nach 1774 beim Stollenvortrieb durch die Bergleute entdeckt, später aber wieder vergessen wurde. Wo sie genau liegt, weiß heute niemand.“
Früher Entwässerungsstollen
Im Jahre 1774 wurde in diesem Tal von der Wickeröder Gewerkschaft ein Entwässerungsstollen aus dem Kupferschieferbergbau im „Brüderfeld“ bei Agnesdorf angelegt.
„Genaue Karten gibt es davon leider nicht“, sagt Reinhard Völker. „Es liegt bisher lediglich ein Riss vom Questenberger Tiefen- und Oberstollen aus dem Jahre 1768 vor. Darin ist der geplante Verlauf dieses Stollens eingetragen. Er setzte im Bereich des heutigen Fischteiches nördlich von Wickerode an und führte bis unter den Schlossberg in der Ortslage Questenberg.“
Der genaue Verlauf wurde offenbar nicht dokumentiert. Einen unmittelbaren Zusammenhang des Stollens mit der Einbruchstelle an der Straße schließt Reinhard Völker aber aus. Er vermutet jedoch, dass im Zusammenhang mit dem Stollenvortrieb auch bergbauliche Erkundungen wegen der Abbauwürdigkeit des Kupferschieferflözes im Bereich des Kantorteiches erfolgt sind. „Östlich des Stollens befinden sich alte Schächte“, erklärt der Fachmann. „Auch die Abraumhalde an der Straße gehört dazu.“
1855 Arbeiten endgültig eingestellt
Nach 1 700 Metern Vortrieb wurden Ende des 18. Jahrhunderts die Arbeiten eingestellt. 1805 fuhr man den Stollen weiter in Richtung „Brüderfeld“ auf. „Das Ziel war das kupferreiche Erzfeld bei Agnesdorf“, erklärte Völker. „Das Erz unter der Ortslage Questenberg war nur minderwertig. Im Jahre 1855 stellte man die Arbeiten endgültig ein.“
Der Nordhäuser Höhlenforscher Friedrich Schuster hat im Jahre 1952 diesen Stollen noch befahren. Er war knapp über einen Meter hoch und 80 Zentimeter breit.