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Ente auf Tauchstation Ente auf Tauchstation: Auf dem Sangerhäuser Nettoparkplatz wird gerade gebrütet

Von Beate Thomashausen 29.04.2017, 13:00
Suchbild mit Ente. Das Federvieh hat sich wirklich gut getarnt zu seinem eigenen Schutz.
Suchbild mit Ente. Das Federvieh hat sich wirklich gut getarnt zu seinem eigenen Schutz. Maik Schumann

Sangerhausen - Was sich diese Ente gedacht hat, als sie ihren Brutplatz auswählte? Man wird es wohl nie erfahren. Aber Klaus Knabe geht mit offenen Augen durch die Welt und entdeckte die gut getarnte Ente auf einem winzigen Fleckchen Grün mitten auf dem Parkplatz vor dem Nettomarkt in Sangerhausen. Sie hat dort ihr Nest gebaut und brütet ganz offensichtlich zwischen Abgaswolken, Stimmengewirr, Einkaufswagengerassel und Hundegebell.

Stockenten sind stressresistent und brüten auch nah beim Menschen

Auch Karsten Kühne vom Biosphärenreservat Südharz, der sich eigentlich prima mit dem gefiederten Getier auskennt, ist überrascht, als er von diesem ungewöhnlichen Brutplatz erfährt: „Stockenten sind schon recht stressresistent und brüten auch schon mal ganz nah beim Menschen, aber dieser Brutplatz ist doch suboptimal“, schmunzelt der Naturfreund. Aber es komme immer wieder mal vor, dass Vögel sich auch außergewöhnliche Brutplätze suchen.

Singvögel bauen schließlich sogar mal ihr Nest mitten in einem Haus, wenn sich die Gelegenheit dazu bietet. Im vergangenen Jahr berichtete die MZ über ein Rotschwänzchenpärchen, das in Holdenstedt bei Hella Vocke auf dem Schrank in der Gartenlaube brütete und seine Jungen großzog. Und in der Sangerhäuser Pestalozzischule entdeckte der Hausmeister im vergangenen Jahr ein brütendes Turmfalkenpärchen, das sein Nest auf einem schwer zugänglichen Fenstersims des Schulgebäudes gebaut hatte und dort seine Jungen großzog. Der ganze Trubel, der mitunter in einer Schule herrscht, schien damals auch dieses Vogelpärchen nicht von ihrem eigenwilligen Brutplatz abgehalten zu haben.

Annette Leipelt, Geschäftsführerin des Naturschutzbundes Sachsen-Anhalt, muss schmunzeln über dieses mutige Sangerhäuser Stockentenpärchen. „Wenn der Reproduktionsdruck zu groß wird, dann nehmen Stockenten schon mal mit Brutplätzen wie diesem vorlieb, die wir Menschen als merkwürdig und gefährlich bezeichnen würden. Da haben wir schon einige ungewöhnliche Geschichten erlebt, die in keinem Naturführer stehen. “

Kurioser Fall: Ente brütet mitten auf Weg an einem Mast

Sie erinnerte sich an einen kuriosen Fall vor Jahren in der Landeshauptstadt. Da seien die Experten vom Naturschutzbund zu einem ebenfalls außergewöhnlichen Enten-Brutplatz gerufen worden. Eine Ente habe dort mitten auf einem etwa ein Meter breiten, aber wenig frequentierten Weg an einem Mast gebrütet. „Sie war so perfekt getarnt, dass man schon genau wissen musste, dass sie dort sitzt“, erinnerte sich Leipelt zurück. Damals seien die Menschen so fürsorglich gewesen, dass schließlich sogar kurzzeitig eine vierspurige Straße gesperrt wurde, um Entenmutter und Entenkinder gefahrlos zum Wasser watscheln zu lassen.

Wie die Entengeschichte in Sangerhausen wohl weitergehen wird? Wir werden dranbleiben. Fakt ist aber: Im Landkreis Mansfeld-Südharz leben zahlreiche Vogelfans. Das zeige nicht zuletzt die aktuell laufende Aktion des Naturschutzbundes „Schwalbenfreundliches Haus“. „In einer Woche haben wir sieben Anträge allein aus dem Landkreis Mansfeld-Südharz bekommen. Das ist Spitze“, findet Leipelt. (mz)