1. MZ.de
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Sangerhausen
  6. >
  7. Eingeschränkter Praktikant: Eingeschränkter Praktikant: Trotz Handicap große Hilfe im Möbelhaus

Eingeschränkter Praktikant Eingeschränkter Praktikant: Trotz Handicap große Hilfe im Möbelhaus

Von Beate Thomashausen 25.02.2013, 12:13
Thomas Albrecht montiert einen Schrank.
Thomas Albrecht montiert einen Schrank. Maik Schumann Lizenz

Sangerhausen/MZ - Thomas Albrecht ist Praktikant im Sangerhäuser Möbelhaus „Möbel Boss“ im Helme-Park. Nichts Besonderes? Sagen Sie. Für die Beteiligten auf jeden Fall, denn Thomas Albrecht arbeitet normalerweise in den Südharzwerkstätten des Christlichen Jugenddorfs Sangerhausen. Es ist der erste Ausflug auf den ersten Arbeitsmarkt für den 31-jährigen, schlaksigen jungen Mann, der mit seiner Frau und seinem kleinen Sohn in Sangerhausen lebt. Und auch für seine Kollegen im Möbelhaus ist es eine Premiere. Einen behinderten Mitarbeiter aus den Südharzwerkstätten - so etwas gab es in dem Möbelhaus bisher noch nicht. Aber vielleicht nicht zum letzten Mal, denn alle Beteiligten sind positiv überrascht.

Freundlich und ruhig beschreibt Diana Krug ihren neuen Praktikanten. Sie arbeitete in diesen Tagen am engsten mit Thomas Albrecht zusammen. „Thomas ist vielleicht ein wenig langsamer, aber dafür sehr korrekt. Er ist immer pünktlich. Und wenn mal länger gearbeitet werden muss, tut er das ohne zu murren“, lobt sie den jungen Mann. „Aus meiner Sicht ist er eine echte Bereicherung fürs Team.“

So sieht das auch der stellvertretende Marktleiter Christian Schmidt: „Sie glauben gar nicht, was wir schon für Granaten unter den Praktikanten hatten. Das waren unsere negativen Überraschungen. Bei Thomas Albrecht ist das völlig anders. Hier waren wir vielleicht skeptisch im Vorfeld und sind jetzt wirklich positiv überrascht. So einen ruhigen Typen wie ihn, können wir gut brauchen. Und es macht ihm sichtlich Spaß, bei uns zu arbeiten. Was wollen wir eigentlich noch mehr?“

So viel Lob über einen seiner Mitarbeiter zu hören, freut natürlich Thomas Albrechts richtigen Chef, Manfred Meyer, den Leiter der Südharzwerkstätten. Er erklärt wie das Modell funktioniert, nachdem Thomas Albrecht in den ersten Arbeitsmarkt hineinschnuppern kann. „Die Verträge mit den Firmen, die unseren behinderten Mitarbeitern einen Praktikumsplatz oder sogar einen Arbeitsplatz bieten, werden mit der Südharzwerkstatt abgeschlossen. Falls es zu einer Anstellung kommt, wird der Arbeitsplatz zu einem Außenarbeitsplatz der Südharzwerkstatt. Der Mitarbeiter bleibt Mitarbeiter der Werkstatt, während er in dem anderen Betrieb arbeitet“, erklärte Manfred Meyer.

14 Mitarbeiter seien im vorigen Jahr in Betriebspraktika vermittelt wurden. Auch feste Jobs auf dem ersten Arbeitsmarkt haben Werkstattmitarbeiter bereits angetreten, so die Sozialpädagogin Christina Gröbner, die Bildungsbegleiterin in den Südharzwerkstätten ist. „Für unseren Thomas ist dieses Praktikum eine Sache, die ihn auch menschlich vorangebracht hat. Er hat sich ja bereits in der Südharzwerkstatt qualifiziert und Bildungsangebote wahrgenommen und verschiedene Berechtigungsscheine erworben - beispielsweise zum Bedienen eines Hubwagens. Toll wäre es, wenn noch mehr Firmen Praktikanten aus den Südharzwerkstätten einstellen würden.“

Und Thomas Albrecht? Am liebsten würde er noch länger im Möbelhaus bleiben. „Es macht mir Spaß, Möbel zusammenzubauen. Am liebsten allein.“ Und schon verschwindet er wieder im Lager. Eine neue Lieferung ist eingetroffen.