Brieftaubenzüchter Die Brieftaubenzüchter vom "Rennstall Othal" sind in Sorge um ihren Taubennachwuchs.

Othal - Acht Tage alt sind die Taubenküken als sie von Richard Rennecke beringt werden. Blau ist die Farbe der aktuellen Saison. Alle sechs Jahre wiederholt sich die Farbe, denn eine Brieftaube lebt ungefähr fünf Jahre. Wenn sie Glück hat, sagt der Züchter. Denn ob die beiden jungen Tauben wirklich im Sommer zu ihrem ersten Flug starten werden? Rennecke hofft es sehr, doch die Brieftaubenzüchter haben ein gefiedertes Problem: Raubvögel. „Seit Ende März lassen wir die Tauben in Othal wieder aus dem Schlag. Und seither hat der Habicht schon wieder elf Tauben geholt. Das ist ein enormer Verlust“, sagt der Züchter.
Insgesamt sind es 100 Brieftauben im Lehrtaubenschlag auf dem Schulbauernhof. Der wurde 2005 eröffnet, um Kindern einen Einblick in das Hobby zu gewähren und um Nachwuchs zu gewinnen. Das schöne Hobby könne einem ganz schön vergällt werden, wenn die Greifvogelpopulation enorm zunehme und sich frei weg an den Tauben bediene. Habicht, Sperber und Wanderfalke sind es, die Rennecke und seine Kollegen im Visier haben.
Erst am 1. März wendete sich die Interessengemeinschaft der Rassegeflügel- und Brieftaubenzüchter des Landkreises ans Umweltamt der Kreisverwaltung, um dort deutlich auf ihr Problem hinzuweisen. „Wir können in Mansfeld-Südharz kaum noch Tauben und Rassegeflügel im Freien halten. Die Greifvögel haben sich auf Geflügelanlagen spezialisiert und die Population wächst“, sagt Rennecke.
Notlandungen sind manchmal auch für Brieftauben nötig, bei Gegenwind, nach einer Greifvogelattacke oder bei Dauerregen. Wer ein entkräftetes Tier findet, kann ihm helfen. Wenn es nicht wegfliegt, kann man es geschützt festsetzen - in einem Kleintiertransportbehälter, einem Wäschekorb oder ähnlichem. Man kann der Taube auch Wasser und Futter wie Körner, Mais, Erbsen oder Vogelfutter anbieten. In der Regel tragen die Tauben einen Ring mit der Telefonnummer des Eigentümers am Fuß. Man kann sich also persönlich an den Züchter wenden.
Ansprechpartner findet man aber auch in der Region, zum Beispiel beim Jugend- und Schulbauernhof in Othal, 03464/57 69 52, beim Tierheim Sangerhausen, 03464/27 83 08, oder bei Richard Rennecke unter 03464/58 21 26. (bth)
Auch auf Bundesebene machten sich die Brieftaubenzüchter und Rassegeflügelzüchter bereits auf ihr Problem mit den Greifvögeln aufmerksam und adressierten bereits eine Petition an die Bundesregierung, dass auf die Population der Greifvögel regulierend Einfluss genommen werde. Rennecke wendete sich vor einiger Zeit auch an das CDU-Landtagsmitglied André Schröder und bat um Hilfe. Seinem Schreiben ist zu entnehmen, dass der Wanderfalke aktuell in Sachsen-Anhalt noch als vom Aussterben bedroht eingestuft wird. Für Habicht und Sperber wird kein spezieller Schutzstatus angegeben. Sie kommen mittelhäufig vor, wie es heißt. Was das für die Brieftaubenzüchter heißt, weiß Rennecke noch nicht. „Wir arbeiten gerade an einer Resolution“, sagt er. Denn er möchte natürlich nicht Tag für Tag wertvolle Tiere an die Raubvögel verlieren. Zuversichtlich blickt er dennoch auf die neue Saison, die am 1. Mai in Luckau mit dem ersten Preisflug der Saison startet. 160 Kilometer Luftlinie sind es von dort bis zu den Heimatschlägen. Außer den Flugsportlern vom „Rennstall Othal“ gehen dort 14 weitere Züchter aus der Sangerhäuser Region an den Start. 600 bis 650 Tiere setzen die Sangerhäuser Züchter ein. Weitere Auflassorte sind unter anderem Frankfurt/Oder und Warschau. Zwölf Preisflüge wird es insgesamt bis Ende Juli geben. (mz)
