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Die Bienen bleiben Familiensache

Von Sebastian Mai 28.07.2008, 15:52

Oberröblingen/MZ. - Eigentlich wollte Siegfried Berrenrath seine kleine Bio-Imkerei in Oberröblingen noch einige Jahre weiterführen. Der vergangene Winter setzte diesen Träumen jedoch ein vorzeitiges Ende. Als der 63-Jährige und seine Tochter im Frühjahr die Bienenstände abhörten, war in vielen von ihnen kein Summen mehr zu vernehmen. 200 Wirtschaftsvölker hatten den Winter nicht überlebt. (MZ berichtete).

"Das kam mir natürlich sehr merkwürdig vor, wobei 99 Prozent der im Herbst gebildeten Jungvölker die kalte Jahreszeit überstanden", sagt der Rentner betroffen. "Es hätte sich für mich nicht gelohnt, noch einmal ganz von vorn anzufangen."

Parallel hatte seine Tochter bereits im September 2007 ihr eigenes Unternehmen mit einem Bestand von 50 Bienenvölkern gegründet. Am 1. Juli übernahm Ines Berrenrath den Betrieb ihres Vaters. "Ab jetzt bin ich nur noch für die moralische Unterstützung zuständig", meint dieser, und die 37-Jährige ist froh über den Beistand aus der eigenen Familie. Mit Blick auf die kommenden Wochen kann sie den auch durchaus gebrauchen.

Schon im September 2004 veröffentlichte der Deutsche Berufsimkerverband eine Stellungnahme zu den Wirkungen der Beizmittel Clothianidin und Imidacloprid. Der Verdacht, das diese für das Bienensterben, besonders im Südwesten Deutschland, verantwortlich sind, wurde jetzt durch Untersuchungen des Julius-Kühn-Instituts belegt. Doch erst im Frühjahr diesen Jahres reagierte das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit mit einem Verbot der Pestizide. Ab dem 26. Juni wurden sie für die Behandlung von Rapssaatgut wieder zugelassen.

Aufgrund dessen rief der Deutsche Berufs- und Erwerbsimkerbund vor zwei Wochen zu einer Demonstration vor dem Bundesamt für physikalisch-technische Zulassung in Braunschweig auf. 200 Imkerinnen und Imker, darunter auch Ines Berrenrath folgten dem Appell. "Bienen sind in Deutschland die drittwichtigste Nutztierrasse. Wenn plötzlich 40 Prozent der Kühe oder Schweine sterben, wäre die Reaktion anders", meint die engagierte Umweltschützerin.