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Demenz Demenz: DRK bietet Kurse für Angehörige

Von Beate Thomashausen 23.09.2019, 13:13
Silke Hammer leitet den Kurs für pflegende Angehörige.
Silke Hammer leitet den Kurs für pflegende Angehörige. Maik Schumann

Sangerhausen - Der ältere Herr im Restaurant beginnt plötzlich einfach mit den Fingern zu essen. Dann steht er auf, läuft herum, spricht wildfremde Menschen an. Alle Blicke sind auf ihn gerichtet. Irritiert. Genervt. Voller Unverständnis.

„Jetzt müsste der Angehörige dieses älteren Herren den Mut haben aufzustehen und zu sagen: Mein Vater ist demenzkrank, deshalb benimmt er sich ein wenig anders als Sie es erwarten“, sagt Silke Hammer vom DRK-Sangerhausen.

Unterstützung für Familien

Mut und Sicherheit will sie Menschen, die einen demenzkranken Angehörigen pflegen, in einem sechswöchigen Kurs vermitteln. „Demenzkrank zu werden, ist nichts, was man sich aussucht. Und das Leben damit ist nicht einfach, zumal niemand auf den ersten Blick sieht, dass der Mensch krank ist.

Einen gebrochenen Arm oder einen Gehstock sieht jeder und nimmt Rücksicht. Aber Demenz ist erstmal unsichtbar“, sagt die DRK-Kursleiterin.

Zurzeit leben in Deutschland geschätzt etwa 1,7 Million Menschen mit Demenz. Für das Jahr 2050 wird mit bis zu drei Millionen Menschen mit Demenz gerechnet.

Noch freie Plätze verfügbar

Für Menschen mit Demenz und ihre Angehörigen ist es oftmals noch schwierig, selbstverständlich und akzeptiert in der Mitte der Gesellschaft weiterzuleben, besagt eine Studie der Stiftung Zentrum für Qualität in der Pflege (ZQP).

Der 21. September ist der Alzheimer-Demenz gewidmet. Laut der Studie wünschen sich die Menschen mehr Informationen über Demenz. Die hat zum Beispiel der DRK-Kreisverband Sangerhausen.

Allein seit 2018 bot das Rote Kreuz in Sangerhausen drei Kurse für Menschen an, die einen demenzkranken Angehörigen betreuen. 27 Interessierte nahmen daran teil. Und für den neuen Kurs, der am Mittwoch startet, hat Silke Hammer bereits Anmeldungen. Aber es seien noch Plätze frei.

Tipps für den Umgang im Alltag

Wer den Kurs besucht, weiß bereits, was die Demenzerkrankung für den Betroffenen und seine Familie bedeutet. Zuerst schleiche sich die Demenz in den Alltag ein, aber irgendwann ist es eben nicht mehr nur die normale Vergesslichkeit. Plötzlich können die Erkrankten Alltagstätigkeiten nicht mehr verrichten wie Kaffeekochen oder richtig Anziehen.

Kursleiterin Silke Hammer ist gelernte Altenpflegerin und weiß genau, worüber sie spricht. Jahrelang hat sie selbst demenzkranke Menschen gepflegt und betreut. Sie vermittelt in den Kursen Tipps und Hinweise, die den Alltag mit dem demenzkranken Angehörigen erleichtern können.

Wie man auf das Verhalten in der Öffentlichkeit reagiert zum Beispiel oder wie man dem Erkrankten die Orientierung in den eigenen vier Wänden erleichtert.

Das Lieblingsessen oder vertraute Orte und Umgebungen können sich positiv auf einen Demenzkranken auswirken, weiß Silke Hammer aus der Erfahrung. Wie man sich in die Gedankenwelt des Erkrankten hineinversetzen kann, das versucht sie in den Kursen zu vermitteln.

„Mit Demenz würdevoll leben“

Außerdem können sich die Kursteilnehmer mit anderen Betroffenen austauschen und Erfahrungen weitergeben. „Zu wissen, dass man mit seinen Problemen nicht allein dasteht, dass es anderen Menschen ganz ähnlich geht, hilft ungemein“, sagt die Kursleiterin, die auch weiß, dass sich Angehörige mit der Pflege oft verausgaben. Auch hier setzen die Kurse an, dass die Angehörigen sich Hilfe suchen, Grenzen setzen und ihre Kräfte schonen lernen.

Der Kurs „Mit Demenz würdevoll leben“ beim DRK-Kreisverband Sangerhausen beginnt am Mittwoch, 25. September. Er findet mittwochs von 16 bis 17.30 Uhr im Schulungsraum im DRK-Seniorenzentrum „Kyffhäuserblick“ in Sangerhausen statt. Anmeldung unter Telefon 03464/541853. (mz)