DDR-Fahrzeuge im Kreis Sangerhausen DDR-Fahrzeuge im Kreis Sangerhausen: Joachim Grünewald kennt den ersten Trabi-Besitzer

Sangerhausen - Dass der zweite Trabant, der im Kreis Sangerhausen zugelassen wurde, Erwin Hanisch gehörte, das haben wir zum Auftakt der Serie „Trabi-Geschichten“ bereits verraten. Seine Schwiegertochter Birgit Hanisch erzählte die Geschichte. Aber wer den allerersten Trabi in Sangerhausen lenkte, wussten wir bisher noch nicht. Joachim Grünewald aus Emseloh weiß das jedoch. Er schrieb uns: „Den ersten Trabant, der von der HO (Handel Organisation) in Sangerhausen ausgeliefert und in Sangerhausen zugelassen wurde, hat Albert Hösel, mein ehemaliger Brigadeleiter vom Thomas-Müntzer-Schacht gefahren.
Unter dem Motto „Meine Rennpappe“ wollen wir Sie auffordern, uns Ihre Geschichte zum Thema Trabant zu erzählen. Schreiben Sie uns. Rufen Sie uns an. Mailen Sie uns. Kurz: erzählen Sie uns, was Sie mit dem Trabant erlebt haben.
Haben Sie ihrem Trabi auch einen Namen gegeben, so wie Familie Strutz ihrem Schorsch in dem Kult-Film „Go Trabi, go“? Oder haben Sie weite Touren unternommen? Haben Sie noch ein Bild von sich und Ihrer „Rennpappe“? Kontaktieren Sie uns unter dem Kennwort „Meine Rennpappe“. Wir freuen uns auf Ihre Einsendungen.
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Die Zuweisung hat er 1957 zum Tag des Bergmanns erhalten.“ Dass seine Familie den dritten Sangerhäuser Trabi ihr eigen nennen konnte, verriet Joachim Grünewald auch. Er wusste auch noch das Kennzeichen des Trabis, nämlich KW 71-05. Der Emseloher kennt sich auch technisch in Trabi-Fragen aus: „Der Trabant P 500 hatte einen Motor mit 500 Kubikzentimeter Hubraum und einer Leistung von 18 PS. Das P stand für die äußere Form der Karosserie - Ponton. Mein Hobby war damals der Motorsport und damit verbunden auch die Kfz-Technik. Keiner meiner Trabis - vier an der Zahl - hat je eine Werkstatt gesehen. Ausgenommen die erste Garantiedurchsicht, die Pflicht war. Ob Motor oder Getriebe oder Achsen - alle Reparaturen habe ich selbst ausgeführt.“ Wie Joachim Grünewald anmerkte, brauchte man für diese Reparaturen auch Spezialwerkzeug. Eigens für jede Reparatur habe er sich diese Werkzeuge selbst angefertigt. Diese Unikate besitze er noch heute.
Der Emseloher lobt auch den Trabant. „Er hat uns auf unseren Fahrten nie im Stich gelassen, ob im Winter im Erzgebirge, auf den Höhen des Thüringer Waldes oder bei unseren mehrmaligen Urlaubsfahrten nach Ungarn - das erste Mal 1966.“ Die einfache Strecke nach Ungarn sei fast 1 000 Kilometer lang gewesen. Es ging nur über Landstraßen, denn Autobahnen gab es damals noch nicht. „Mit einem Zwischenstopp im Hotel in Colin, im Motel hinter Prag, im Hotel Continental in Brno oder auf dem Campingplatz vor Bratislava ging es dann am nächsten Tag weiter bis zum Balaton, dem ungarischen Meer, nach Siofok.“ Das Schönste bei den Zwischenstopps sei immer das tschechische Bier am Abend gewesen. Und die Erinnerung an Schweinebraten, Knödel und Sauerkraut lässt dem Emseloher noch heute das Wasser im Munde zusammenlaufen. „Den Geschmack habe ich noch heute auf der Zunge“, schreibt er.
„Vor den großen Fahrten wurde am Trabi immer eine Generalüberprüfung durchgeführt. Hier hatte ich einmal festgestellt, dass am Keilriemen, der das Kühlgebläse und die Lichtmaschine antrieb, sich ein Gewebefaden gelöst hatte. Also wurde er durch einen neuen ersetzt. Nach der Probefahrt hatte ich aber vergessen, den Keilriemen nachzuspannen, der sich nach dem Neuauflegen stark ausdehnte. Das wurde mir zum Verhängnis. Kurz hinter dem Grenzübergang in Schmilka gab es einen heftigen Schlag und der Motor stand. Da machte es bei mir Klick. Der Keilriemen. Ihn zu wechseln war nicht das Problem, aber der gerissene Keilriemen hatte sich mehrfach um die Antriebswelle gewickelt und war so fest zwischen dem Motorblock und der Keilriemenscheibe eingeklemmt, dass er sich nur in kleinen Stücken mit dem Taschenmesser herausschneiden ließ.“ (mz)