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Burg und Schloss Allstedt Burg und Schloss Allstedt: Verhaltene Feststimmung zum historischen Jahrestag

Von Lucas Wölbing 18.07.2016, 11:10
Mehrmals im Jahr „streiten“ sie sich vor den Insassen ganzer Reisebusse, doch am Wochenende hörte nur eine Hand voll Besucher zu: Thomas Müntzer (Rainer Böge, links) und Martin Luther (Ernst-Albrecht Henke) im Disput über den richtigen Weg der Reformation.
Mehrmals im Jahr „streiten“ sie sich vor den Insassen ganzer Reisebusse, doch am Wochenende hörte nur eine Hand voll Besucher zu: Thomas Müntzer (Rainer Böge, links) und Martin Luther (Ernst-Albrecht Henke) im Disput über den richtigen Weg der Reformation. Maik Schumann

Allstedt - Die Schlosskapelle ist voll am 13. Juli 1524. Halb Allstedt ist gekommen, um den neuen Pfarrer zu hören. Oben, in seiner Loge sitzt  der Fürst, dem es schon bald die Sprache verschlagen soll, angesichts der deutlichen Worte eines Thomas Müntzer.

Fast auf den Tag genau 492 Jahre später, fristet der Reformator auf seiner Kanzel ein einsames Dasein. Neben ihm steht Martin Luther, doch dem Disput der beiden Herren lauscht kaum ein Dutzend Gäste. Die Kapelle wirkt leer; der Allstedter Burghof ziemlich verlassen.

Volles Programm, aber wenig Gäste

„Reformation sinnreich erleben“ - so hat das Schlossmuseum für diesen historischen Jahrestag geworben. Aufgefallen ist das, wie es scheint, nur wenigen. Dabei wurde doch, bedauert Museumsleiter Adrian Hartke, alles so oft angekündigt. Ein Blick ins volle Programm der Veranstaltung lässt ihn kurz grübeln: Termine bis in den späten Abend sind dort aufgelistet; eine musikalische Neuinterpretation der Fürstenpredigt, die Lesung aus dem Allstedt-Roman der Autorin Inge Harländer und sogar ein Orgelkonzert und mittelalterliches Lagerleben.

Über mangelndes Angebot könne sich niemand beklagen, findet Hartke. Doch es sei, wie er sagt, schwierig, „die Leute hinterm Ofen vorzulocken“ - gerade bei einem Thema wie Thomas Müntzer. „Wir haben wirklich alle Kanäle zur Werbung genutzt“, erklärt der Historiker. „Sogar im Radio wurde unser Fest angekündigt.“

Neue Pläne für 2017

Dass dann doch so wenig los ist auf dem Schloss, stimmt ihn zwar nachdenklich, unterkriegen lässt er sich davon nicht: Für 2017 ist bereits ein ähnliches Konzept rund um den Allstedter Prediger geplant. Dann aber im größeren Rahmen und auf mehrere Termine verteilt, verrät Hartke und hofft auf  Besucherzuwachs durch das Reformationsjahr.

Aber nicht nur in Sachen Müntzer geht es in Allstedt an diesem Nachmittag verhalten zu. Im Burghof bleiben Mittelalter-Fans aus Allstedt und Weißenfels unter sich. Nur wenige Kinder verirren sich an die Tische mit den historischen Brettspielen von Dieter Strohschein. „Mehr habe ich auch gar nicht erwartet“, bleibt der Handwerker realistisch. „Dies ist nicht der große ’Allstedter Burgfrühling’. So wenige Ritter wie wir ziehen selten die große Masse an.“ 

Und doch scheint sich die Nachricht vom Müntzer-Wochenende auf Burg- und Schloss Allstedt rasch verbreitet zu haben.  Im Netz ist die Familie von Matthias Scholz auf die Veranstaltung gestoßen - irgendwo unter den Schlagworten „Ferientipp“ und „Harz“, erzählt der Thüringer.

„Und weil Allstedt gleich mehrmals lobend erwähnt wurde, wollten wir uns das genauer ansehen“, so der Vater zweier Söhne, der durchaus angetan ist von dem kleinen Fest: „Für einen netten Familientag ist hier doch alles perfekt“, sagt er. (mz)