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Brieftaubenzüchter aus Hayn Brieftaubenzüchter aus Hayn: Der Taubenflüsterer

Von RALF KANDEL 21.02.2014, 20:34

HAYN/MZ - Murmeltiere halten Winterschlaf. Dachs und Eichhörnchen melden sich zur Winterruhe ab. Aber Tauben? Harald Heuer, Brieftaubenzüchter aus Hayn lacht bei einer solchen Frage. Natürlich halten seine Tauben, und er hat rund 140 davon, weder Winterruhe noch Winterschlaf. Dennoch, von Oktober bis April sind sie am Himmel über dem Südharz kaum „sichtbar“, sondern im heimischen Schlag in Hayn untergebracht. Sicher untergebracht, denn in dem Gebäude , das der Bauunternehmer in der Südharz-Gemeinde für seine Tiere ausgebaut hat, sind sie geschützt vor Raubvögeln und damit ihren ärgsten Feinden. Erst Ende Februar, Anfang März, also jetzt langsam, werden sie auf die anstehende Flug-Saison vorbereitet.

Die Saison wiederum dauert von Mai bis September. Dann will Harald Heuer mit seinen Tauben wieder ganz vorn dabei sein, wenn die Fluggemeinschaft Sangerhausen, Eisleben, Nebra die Tiere auf die Wettflüge schickt.

Und eben jene Flüge wollen gut vorbereitet sein. „Im März fange ich mit dem Training an. Vorher nicht, sonst gehen die Verluste ins Uferlose.“ Verluste durch Greifvögel, deren Lieblingsspeise Tauben sind. Dann aber, wenn es losgeht, greift Heuer auf bewährte, in vielen Jahren erprobte Trainingsmethoden zurück. „Nach und nach werden die Tauben wieder an das Fliegen gewöhnt. Erst fünf, dann sechs und später zehn Kilometer sind die ersten Strecken lang. Das ist wie beim Sport. Man muss langsam das Training steigern. Mit Gewalt geht da gar nichts“, sagt er. Und ergänzt: „Ich fühle mich da wie ein Trainer, es ist meine Mannschaft, die ich aufbauen muss.“ Davon, dass ihm das gelingt, sprechen die zahlreichen Erfolge, die seine Tauben eingeflogen haben.

„Es hat lange gedauert, bis ich die Sprache der Tauben verstanden habe“

Seit seinem 15. Lebensjahr befasst sich der mittlerweile 61-jährige Heuer mit der Zucht von Brieftauben. Er hat in dieser Zeit mit seinen Tieren viele Erfolge gefeiert, Pokale erkämpft. „Aber auch bitteres Lehrgeld gezahlt“, wie der Züchter selbst sagt. Vor allem am Anfang hat längst nicht alles so geklappt, wie es sollte: „Es hat lange gedauert, bis ich die Sprache der Tauben verstanden habe.“

Dennoch, auch jetzt ist er vor Rückschlägen, trotz aller Erfahrung, nicht gefeit. „Vor zwei Jahren hat mir der Marder Tauben weggeholt. Da waren welche dabei, die ich nicht missen wollte. Mir haben die Tränen in den Augen gestanden“, erinnert er sich an einen derben Rückschlag.

Aber derartige Momente sind die Ausnahme. „Ich bin begeistert von den kleinen Tieren, die solche gewaltigen Strecken zurücklegen. Das ist einfach nur enorm“, sagt Heuer, wenn man ihn nach dem Grund fragt, warum er der Brieftaubenzucht so „verfallen“ ist. „Wer einmal da reingeschnuppert hat, den lässt es nicht wieder los. Auch wenn man doch hin und wieder von anderen Leuten beschmunzelt wird“, fügt er hinzu.

Die ersten Schritte als Brieftaubenzüchter

"Ein richtiger Industriezweig"

Die Zeiten zwischen der Vergangenheit, in denen Heuer die ersten Schritte als Brieftaubenzüchter zurückgelegt hat, und der Gegenwart haben sich gehörig geändert. „Jetzt hat sich da ein richtiger Industriezweig gebildet. Impfungen, Zusatzstoffe, alles wird einfacher. Früher mussten wir viel mehr improvisieren“, zieht der zweifache Familienvater den Vergleich zu den Anfangsjahren. Apropos Familie. „Eins ist dabei natürlich auch wichtig. Die Frau muss bei dem Hobby mitspielen, sonst wird es nichts.“

Davon, dass es auch in diesem Jahr wieder etwas mit ersten Plätzen, Preisen und Pokalen etwas wird, ist Harald Heuer überzeugt. Und, fürchtet er die Konkurrenz der anderen Züchter? „Naja, jeder hat ein paar Tricks. Aber Wunder gibt es bei uns Taubenzüchtern nicht.“ Und eben auch keinen Winterschlaf.