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Brauch in Niederröblingen Brauch in Niederröblingen: Hochzeitspaare bepflanzen zweite Wiese

Von Beate Thomashausen 03.05.2016, 16:33
Der kleine Theo interessiert sich nicht sonderlich für die Arbeit von Mutti und Vati. Es dauert, ehe der „Bürgermeisterbaum “ im steinigen Boden landet.
Der kleine Theo interessiert sich nicht sonderlich für die Arbeit von Mutti und Vati. Es dauert, ehe der „Bürgermeisterbaum “ im steinigen Boden landet. Kandel

Niederröblingen - Die Sonne strahlte mit den Niederröblinger Brautpaaren um die Wette: Die jungen Paare, die sich im vergangenen und in diesem Jahr das Ja-Wort gaben, fanden sich auf einer Streuobstwiese neben dem Niederröblinger Fußballrasen ein, um ihren frisch geschlossenen Bund noch einmal auf ganz besondere Weise öffentlich zu bekräftigen - sie pflanzten jeweils einen Baum.

Los entscheidet über Baumwahl

Fünf Paare, fünf Bäume. Wer welche Sorte pflanzen durfte, wurde per Los entschieden. Natürlich flachsten die Niederröblinger doch herum, dass es wohl Schiebung sein müsse, wenn gerade die junge Ortsbürgermeisterin Sarah Polte und ihr Ehemann Matthias das Los für den einzigen Nussbaum zogen. Er soll einzeln stehen und wenn er größer gewachsen ist, soll eine Bank zum Sitzen einladen. Matthias Polte kann das vor seinem geistigen Auge quasi schon sehen, wie er später mal dort mit seinem dann großen Sohn Theo sitzen wird. Vorher muss er aber noch tüchtig rackern, denn dort, wo er das Pflanzloch für den „Bürgermeisterbaum“ gräbt, ist der Untergrund steinig, sogar ziegelsteinig.

Leichter hatten es da Cindy und Tom Stockmar, die auf der Wiese ein Pflanzloch für ihr Obstbäumchen aushoben. Auch hier sah schon Söhnchen Matteo dem Eltern beim Arbeiten zu. Noch ein bisschen auf ihren Nachwuchs warten müssen Vivien und Henry Büchner, die ihren Bund mit einem Apfelbäumchen besiegelten. Die anderen Hochzeitspaare, die jetzt ein Bäumchen auf der neuen Hochzeitswiese haben, sind Annett und Jan Bonke sowie Ingo und Nicole Meye.

2001 erster Baum gepflanzt

Die Idee, dass jedes Niederröblinger Brautpaar einen Baum pflanzen könnte, hatte Hartmut Koch, der Vorsitzende des Niederröblinger Kultur- und Traditionsvereins, der 1997 gegründet wurde. 2001 waren es Petra und Andreas Schulze, die den ersten Baum auf der Niederröblinger Hochzeitswiese pflanzten. „Es ist eine Eiche“, sagt Petra Schulze. „Es ist der größte und schönste Baum auf der Wiese geworden.“ Im selben Jahr besiegelten auch Madlen und Michael Teske ihren Bund fürs Leben mit einem Bäumchen auf der Hochzeitswiese. Sie pflanzten eine Linde, wie Petra Schulze verriet.

Mittlerweile haben in Niederröblingen so viele Paare den Bund fürs Leben geschlossen, dass die erste Hochzeitswiese dicht bepflanzt ist. „Dabei, eine zweite Hochzeitswiese zu finden, war uns das Hofgut Niederröblingen behilflich. Denn die Gemeinde hat ja nicht so viele Flächen, die sich für diesen Zweck auch eignen.“

Günstiger Standort

Die idyllisch gelegene Streuobstwiese am Dorfrand ist geradezu ideal gelegen. Einen Steinwurf vom Fußballplatz entfernt, gut erreichbar über einen gut befahr- und begehbaren Weg, was für Hochzeitspaare nicht ganz unwichtig ist. Schließlich ist es ja eigentlich Brauch, gleich nach der feierlichen Zeremonie das Bäumchen zu pflanzen. Nur diesmal hatten die Brautpaare etwas ausharren müssen, bis feststand, wo denn die zweite Wiese sein würde.

Der Kultur- und Heimatverein Niederröblingen fühlt sich im Ort nicht nur dafür zuständig, Brauchtun zu begründen, zu pflegen und am Leben zu erhalten. Die Vereinsmitglieder organisieren regelmäßig Veranstaltungen, zu denen das gesamte Dorf eingeladen ist. „Das sind im Frühjahr die Blütenwanderung und später im Jahr das Drachenfest und der Kirmestanz“, sagt Vereinschef Koch. Fasching sowie ein Wein- und Herbstfest sind ebenfalls im Ort sehr beliebt. (mz)