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Botanisches Fundstück in Nienstedt Botanisches Fundstück in Nienstedt: Seltene Pflanze steht jetzt in voller Blüte

Von Heinz Noack 14.08.2014, 11:03
Der Echte Haarstrang.
Der Echte Haarstrang. Heinz Noack Lizenz

Nienstedt/MZ - Im kleinen Ortsteil Nienstedt der Stadt Allstedt wächst eine sehr seltene Pflanze: der Echte Haarstrang. Das Aussehen ist wenig spektakulär, er sieht aus wie zu groß gewachsener Dill oder Kümmel. Derzeitig steht er in Vollblüte auf einer landwirtschaftlich ungenutzten Fläche, dem sogenannten Frevel. Dieses Vorkommen ist das einzige im Land Sachsen-Anhalt.

Der Echte Haarstrang gehört botanisch zur Gruppe der Doldenblütler und ist eine alte Arzneipflanze. Die getrocknete Wurzel wurde früher in der Volksmedizin bei Entzündungen der Schleimhäute und Wechselfieber angewendet. Sie wird heute nicht mehr genutzt, ausgenommen in der Homöopathie.

„Dieses Vorkommen bei Nienstedt ist das letzte im Südharz und Kyffhäusergebiet“, erklärt Armin Hoch, Mitarbeiter in der Biosphärenreservatsverwaltung Karstlandschaft Südharz. „Vor 50 bis 80 Jahren gab es noch weitere Standorte mit einzelnen Pflanzen bei Kleinleinungen, zwischen Wallhausen und Hohlstedt sowie im Kyffhäusergebirge.“ Derzeit ist er dort nicht mehr nachweisbar.

Doch kein Kümmel

Der ortsansässige Werner Reich, Mitglied im Heimat- und Geschichtsverein Goldene Aue, kennt das Vorkommen schon seit Ende der 1950er Jahre. „Anfangs dachte ich immer, es handelt sich um Kümmel“, erklärt er. „Erst später haben wir die Pflanze genau bestimmt und festgestellt, dass es sich um eine große Rarität handelt.“ Der Frevel ist ein flacher Hügel, mit sehr kargem Boden und bedeckt von unzähligen Lesesteinhaufen. Dazwischen breitet sich der Echte Haarstrang aus, gut erkennbar im einjährigen Stadium an den dichten Büscheln, ähnlich der Haare. Als Blühpflanze erreicht er Körpergröße. „Früher betrug die Ausdehnung etwa 300 Quadratmeter“, berichtet Reich. „Heute ist die Fläche wesentlich größer. Sie erweitert sich in Richtung Osten.“

Die geographische Heimat des Echten Haarstranges ist das südliche Europa. Möglicherweise siedelte sich die Pflanze in unserer Region nach der letzten Eiszeit an und überlebte nur an diesem Standort.