Betreuung traumatisierter Kinder Betreuung traumatisierter Kinder in Allstedt: Kinderheim in ehemaliger Radarstation geplant

allstedT - Die frühere Radarstation der Sowjetarmee am Birkenhof nördlich von Allstedt soll in ein Kinderheim umgewandelt werden. Nils Bohnsack, Geschäftsführer der Solarpark Verwaltungs GmbH, stellte das Projekt jetzt im Hauptausschuss des Allstedter Stadtrates vor. In dem Gebäude, das im vergangenen Jahr noch als Gemeinschaftsunterkunft für rund 30 Flüchtlinge genutzt wurde, soll demnach eine Einrichtung für die Betreuung von sieben Kindern im Alter von zwei bis zwölf Jahren entstehen.
Kinder sollen mit Eins-zu-Eins-Personalschlüssel betreut werden
Dabei handelt es sich laut Bohnsack um schwer traumatisierte Kinder, die körperliche und zum Teil auch sexuelle Gewalt erlitten haben. Betreiber des Heims soll die H.A.U.S. 27 GmbH sein, die im Landkreis Mansfeld-Südharz bereits Einrichtungen in Wettelrode, Großleinungen, Winkel und Wolferstedt unterhält.
Im Birkenhof sollen die Kinder mit einem intensiven Eins-zu-Eins-Personalschlüssel betreut werden. Dass das Gelände so abgelegen ist, komme den Psychologen dabei entgegen, sagte Bohnsack. „Dort gibt es weniger Eindrücke von außen, dort kann man besser mit den Kindern arbeiten“, erklärte er.
Staatlich anerkannte Erzieher, Sozialpädagogen und Heilpädagogen gesucht
Eigentlich sollte die Einrichtung schon am 1. April eröffnet werden. Mit Stellenanzeigen in der Mitteldeutschen Zeitung und der Thüringer Allgemeine suchte die H.A.U.S. 27 GmbH staatlich anerkannte Erzieher, Sozialpädagogen und Heilpädagogen, die zu diesem Termin ihre Arbeit aufnehmen sollten.
Doch das ursprüngliche Ziel konnte nicht gehalten werden. Die Bauaufsicht des Landkreises Mansfeld-Südharz verwies darauf, dass man den Umnutzungsantrag ablehnen müsste. Denn das Objekt liegt im Außenbereich. Bauanträge werden dort in der Regel abgelehnt, weil die Behörden die Gefahr der Zersiedelung sehen.
Der Landkreis will die Einrichtung aber auch nicht verhindern und hat quasi als goldene Brücke vorgeschlagen, dass Allstedt speziell für das Vorhaben Kinderheim Birkenhof eine Außenbereichssatzung erlässt - ist diese in Kraft, dann wäre auch ein Bauantrag für das Heim genehmigungsfähig. Der Aufstellungsbeschluss dafür soll in der nächsten Stadtratssitzung am 20. März gefasst werden. Das weitere Verfahren bis zur Genehmigung würde sich dann bis zum August hinziehen, sagte Bauamtsleiter Aribert Lisker.
Der Umbau selbst werde nicht lange dauern, sagte Nils Bohnsack. Die ehemalige Asyl-Unterkunft könne man „mit ganz geringen Maßnahmen für die Kinder herrichten“. In dem Heim soll es nur Einzelzimmer geben.
Großer Bedarf an solchen Einrichtungen in Sachsen-Anhalt
In Sachsen-Anhalt gebe es einen dringenden Bedarf an solchen Einrichtungen, sagte Bohnsack. Die Kinder, die nach dem Umbau in Allstedt ein neues Zuhause finden sollen, würden nach Angaben von H.A.U.S. 27 zurzeit übergangsweise in anderen Heimen und Pflegefamilien betreut.
Bei aller Dringlichkeit will der Stadtrat die Entscheidung aber gut abwägen. Wie läuft es mit der Wohnanlage von H.A.U.S. 27 in Winkel? „Man hört eigentlich nichts mehr“, sagte Ortsbürgermeisterin Mathilde Kamprad. Die Bushaltestelle, die die Jugendlichen beschädigten, hätten sie wieder hergerichtet. Seitdem sei es ruhig geblieben.
Kai Dittmann (CDU) machte sich Sorgen wegen der abgelegenen Adresse. „Nicht, dass in drei Jahren Forderungen an die Stadt kommen nach einer Bushaltestelle und einem Radweg.“ Zumindest um den Winterdienst und die Straßenbeleuchtung in Richtung Radarstation muss sich Allstedt wohl nicht kümmern. „Das ist eine reine Privatstraße“, sagte Nils Bohnsack.
Er gab zu bedenken, dass mit dem Heim bis zu neun Arbeitsplätze entstehen könnten. Nicht nur für Sonderpädagogen, sondern auch Hauswirtschafter und Fahrdienstler. (mz)