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Besenbinderfest Besenbinderfest: Das Schmiedefeuer loderte in Hainrode

Von Steffi Rohland 06.08.2013, 17:42
Das Besenbinderquartett hatte alle Hände voll zu tun. Aber Zeit zu einem Plausch mit den Besuchern blieb immer noch.
Das Besenbinderquartett hatte alle Hände voll zu tun. Aber Zeit zu einem Plausch mit den Besuchern blieb immer noch. Steffi Rohland Lizenz

Hainrode/MZ - Trotz hochsommerlicher Temperaturen wurde in Hainrode tüchtig eingeheizt: Aber nicht irgendwo, sondern in der Schmiede. Nach gut einem Jahrzehnt hörte man aus der ehemaligen Dorfschmiede wieder das Klopfen und Hämmern. Es gab viele Leute, die sich darüber freuten: Zu allererst Ortsbürgermeister Hans-Ulrich Hilpert und Rolf Kutzleb, Vorsitzender des Heimat- und Naturschutzvereines Hainrode. Den tüchtigen Vereinsmitgliedern ist es zu verdanken, dass die Schmiede in viel ehrenamtlicher Arbeit wieder funktionstüchtig hergerichtet wurde. Hans-Ulrich Hilpert berichtete: „Für unsere Besenbinder gab es nur einen Wermutstropfen dabei. Sie mussten in eine neue Werkstatt umziehen. Im Moment jammern sie noch etwas, weil sie nun weniger Platz haben.“ Allerdings stand das Besenbinderquartett am Sonntag sowieso mit seiner Besenbindemaschine auf der Hainröder Dorfstraße. Schließlich sollten die Gastgeber des Festes auch von allen Gästen gesehen werden. Besenbinder Walter Reineberg erinnerte daran, dass 1996 zum ersten Mal ein solches Fest gefeiert wurde. Seitdem präsentieren die Hainröder ihr altes Handwerk alle zwei Jahre im Wechsel mit dem Viehauftrieb im eigenen Ort. Aber sie sind darüber hinaus schon lange zu Repräsentanten der Südharzregion geworden, wie man an den zahlreichen Fotos in der Werkstatt sehen kann. Mit besonderer Freude wurde Udo Halle vorgestellt. Der 64-Jährige ergänzt nun das Besenbinderquartett, zu dem außerdem Willi Kutzleb und Wolfgang Dähne gehören.

1885 öffnet der Schmiedemeister Robert Suffa die Dorfschmiede in Hainrode. Nach dem Tod des alten Schmiedemeisters übernimmt sie dessen Sohn Erwin im Jahre 1924. Er legt 1927 die Meisterprüfung ab.

Ab 1951 führt der 31-jährige Sohn Albrecht Suffa die Schmiede weiter. Er wurde 1960 Mitglied der LPG, beschäftigte aber noch zwei weitere Arbeiter. Als er 1985 das Rentenalter erreichte, wurde die Schmiede geschlossen. Nur ab und zu schärfte er noch ein paar Hacken.

Seit 1997 nutzt der Heimat- und Naturschutzverein Hainrode die Schmiede als Besenbinderwerkstatt. Das Grundstück befindet sich in Vereinseigentum. Es beherbergt die wieder nutzbare Schmiede, die Besenbinderwerkstatt und eine Töpferei.

Auf dem vereinseigenen Grundstück wird es zukünftig auch noch eine Töpferwerkstatt geben. Sigrid Stahl, die vor einem Jahr nach Hainrode gezogen ist, möchte zukünftig Besucher des Ortes in die Töpferei einweihen.

Die ehemalige Erzieherin wird dazu wie die Besenbinder „Tage der offenen Tür“ veranstalten. Außerdem konnten schon Gäste des AWO-Schullandheimes und die Kinder der Grundschule Großleinungen bei ihr kreative Töpferei erleben und eigene Keramik mit nach Hause nehmen.

Anziehungspunkt war natürlich an diesem Tag die Dorfschmiede, in der die Hobbyschmiede René Jaeschke (Sangerhausen), Uwe Hille (Dietersdorf) und Udo Breite (Großleinungen) zahlreichen Besuchern die Geheimnisse der Schmiedekunst zeigten. Siegmar und Margrit Forgbert aus Roßla hatten sogar eine Hacke mitgebracht, die wieder geschärft wurde. Die Lieblingshacke von Margrit Forgbert war genauso alt, wie die Dorfschmiede. Siegmar Forgbert sagte: „Die Hacke habe ich von meinem Großvater geerbt. Sein Großvater hat sie aus einem Stück geschmiedet.“ Umso mehr Mühe gab sich René Jaeschke beim Bearbeiten des alten Meisterstückes.

Dass die Reisigbesen aus Hainrode nicht nur gut zum Dekorieren oder zum Straße fegen sind, zeigte sich beim Besen-Weitwurfwettbewerb am Förstergarten. Hier flogen die Besen, ohne Hexen, bis zu 18 Meter weit durch die Luft.