Bergbaumuseum in Wettelrode Bergbaumuseum in Wettelrode: Rettungskapsel für Schacht

SANGERHAUSEN/MZ - Trennschleifer kreischen, Arbeiter bauen neue Türen ein. In einem anderen Raum streichen die Maler die Wände. Im Gebäude des Bergwerksmuseums Röhrigschacht im Sangerhäuser Ortsteil Wettelrode wird derzeit mit Hochdruck gearbeitet. Der geplante Eröffnungstermin am 6. September soll unbedingt gehalten werden. „Wir schaffen das, auch wenn noch viel zu tun ist“, gibt sich Erich Hartung, der Leiter des Bergwerksmuseums, optimistisch.
Unter Tage ist bereits alles fertig, die fast 300 Meter langen Röhre des Schachtes saniert. Die betagten Einbauten wurden dabei von Mitarbeitern der Spezialfirma Schachtbau Nordhausen erneuert, die hölzernen Spurlatten und die metallenen Träger dafür (sogenannte Einstriche) ausgetauscht. Beides dient dazu, die Förderkörbe mit den Besuchern sicher in 283 Meter Tiefe und von dort wieder hinauf ans Tageslicht zu befördern. Zusätzlich gibt es jetzt eine neue Notfalleinrichtung mit Seilwinde und einer Art Rettungskapsel.
„Im Ernstfall kann man die Besucher damit einfacher aus dem Schacht rausholen“, sagt Hartung. 20 Besucher können dank der Winde, die früher im thüringischen Wolkramshausen stationiert war, innerhalb von sechs Stunden von unten hochgeholt werden. Bisher hätte die Rettung unter Umständen über eine Konstruktion aus insgesamt 60 je fünf Meter langen Leitern erfolgen müssen, was sehr anstrengend sei. Hartung: „Man brauchte schon zwei bis zweieinhalb Stunden und einiges an Kondition, um von unten hochzuklettern.“
Zu einem Notfall ist es im Röhrigschacht bisher aber nie gekommen. Auch Sanierungsarbeiten haben kontinuierlich stattgefunden. In dem Umfang wie in den vergangenen Monaten aber nie. „Wir machen das jetzt einmal richtig und haben dann zig Jahre Ruhe“, sagt der Bergwerksleiter. Finanziert wurde die Sanierung der Schachtröhre vom Besitzer der Anlage, der Gesellschaft zur Verwahrung und Verwertung von stillgelegten Bergwerksbetrieben mbH (GVV). Was die Arbeiten genau kosteten, sagt die Firma nicht. In Wettelrode ist jedoch von etwa einer Million Euro die Rede.
Die jetzt laufenden umfangreichen Arbeiten über Tage, die neben der Sanierung der Gebäude auch den Einbau einer Geothermieanlage vorsehen, werden von einer ganzen Reihe Partner finanziert: Die Sangerhäuser Stadtverwaltung beziffert den Umfang des Projektes auf insgesamt etwa 850?000 Euro. Die Kreisstadt selbst gibt 177?000 Euro aus ihrem Haushalt dazu, der Landkreis 201?000 Euro. Darüber hinaus stellt das Amt für Flurneuordnung (ALFF) 475?000 Euro an Fördermitteln zur Verfügung.
Die Eintrittspreise sollen auch nach der Sanierung gleich bleiben: Kinder zahlen fünf Euro, Erwachsene zehn. Die Familienkarte (zwei Erwachsene und zwei Kinder) kostet 25 Euro.
Die Ausstellung im Museums, das zu den wenigen erhaltenen Zeugnissen des Kupferschieferabbaus in der Region gehört, wird dabei komplett neu gestaltet. „Wir stellen zwar künftig nicht mehr so viele Exponate wie früher aus. Die Schau ist aber auf wissenschaftlicher Basis von Museumspädagogen neuerarbeitet worden“, sagt Hartung. Auch die Gaststätte wird auf Vordermann gebracht. Sie soll aber weiterhin im bergmännischen Ambiente gehalten werden und insgesamt 50 Menschen Platz bieten. „Sie kann so von kompletten Busreisegesellschaften genutzt werden“, betont der Bergwerkschef.
Obwohl von der Inneneinrichtung von Gaststätte und Museum im Moment noch nicht allzu viel zu sehen ist, empfiehlt Hartung den Bewohnern der Region bereits jetzt, sich ab 6. September das neue Bergbaumuseum anzusehen. „Ich kann nur einladen, sich anzugucken, wie das ganze geworden ist. Ich glaube, es lohnt sich“, meint er. Immerhin über 25?000 Besucher kamen bisher pro Jahr in weit und breit einzigartige Einrichtung, um die Geschichte des Kupferschieferbergbaus in der Sangerhäuser und Mansfelder Region kennenzulernen und eine Seilfahrt in 283 Meter Tiefe zu machen. Hartung hofft, dass es nach dem Abschluss der Sanierungsarbeiten im September künftig noch einige mehr werden. „Die 27?000er Marke könnten wir dann bestimmt knacken.“